Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Eindruck, dass er bei allem, was er tut, über die Schulter schaut.«
»Das hat vielleicht gute Gründe. Kennst du den Bürgermeister?«
»Nein, aber ich habe gehört, dass du schon einmal eine tolle Unterhaltung mit ihm hattest.«
Diane musste lächeln, während sie Rots vierten Lendenwirbel zum Fotografieren zurechtlegte. »Ja. Wir hatten eine äußerst interessante Unterhaltung.«
David lachte, machte die letzten Bilder und nahm die Kamera vom Stativ. »Das war das letzte Skelett, nicht wahr?« Diane nickte. »Wir bearbeiten die Indizien aus dem Waller-Fall, so schnell wir können. Wir haben tatsächlich auch nicht viel gefunden. Allerdings haben wir Faserproben von den aufgerissenen und aufgeschnittenen Möbelstücken gesammelt. Wenn wir den Täter finden, müssten bei ihm noch am ganzen Körper Fasern zu finden sein.«
»Jemand hat dort offensichtlich etwas gesucht«, vermutete Diane. »Glaubst du, dass es seine Sammlung war?«
David zuckte die Achseln. »Vielleicht. Das scheint wohl am wahrscheinlichsten zu sein. Es ist nur, dass …«
»Es da diese anderen Morde gibt«, ergänzte Diane.
»Ja. Diese anderen Morde. Und warum sollte er die Polster aufreißen, wenn er nach einem Baseballschläger sucht? Das ergibt eigentlich keinen Sinn.«
David warf einen Blick auf das einzelne, auf dem Tisch liegende Seil, das sie auf dem Boden neben den Gehängten von Cobber’s Wood gefunden hatten. »Ist das noch zu irgendetwas gut?«
»Ich weiß es nicht. Es war lange genug in Knoten geknüpft, dass jetzt noch leichte Knickstellen zu sehen sind. Vielleicht kann ich mit denen noch etwas anfangen.«
»Was denn? Die Knoten sind definitiv verschwunden.«
»Aber sie waren einmal da.«
»Meine Haare auch, und trotzdem können wir nicht mehr rekonstruieren, wo mein Haarwirbel war.«
»Er war von vorne gesehen rechts. Auf der anderen Seite hattest du deinen Scheitel.«
David öffnete den Mund, schloss ihn wieder und strich über seinen kahlen Kopf, als wolle er nach etwas fühlen. »Wie konntest du das wissen?«
Diane nahm ein neues Seil, das sie an diesem Morgen gekauft hatte, und legte es neben das Seil vom Tatort. »Du vergisst, dass ich Kinderbilder von dir gesehen habe.«
David warf den Kopf hoch und ließ ein einziges lautes Ha! hören. »Jetzt hättest du mich fast drangekriegt. Gut, dass du es mir erzählt hast, sonst hätte ich den ganzen Tag darüber nachgegrübelt.«
»Du wärst schon noch irgendwann draufgekommen. Was ich damit ausdrücken wollte: Es gibt immer irgendwelche Indizien und Beweisstücke.«
David ging seinen kahlen Kopf schüttelnd zurück ins Kriminallabor, während Diane das Seil zu untersuchen begann. An einem Ende befanden sich hintereinander sechs Knickstellen, die jeweils zweieinhalb bis drei Zentimeter voneinander entfernt waren – einige waren deutlich gequetschter als die anderen. Zwanzig Zentimeter weiter unten gab es einen größeren Knick, dessen Innenseite bedeutende Abnutzungsspuren zeigte. Fünfeinhalb Zentimeter weiter gab es dann eine weitere Reihe von Scheuerstellen. Die Abnutzung des Seiles war also nicht kontinuierlich.
Sie fotografierte das Seil und vermaß alle Stellen, die geknickt oder abgenutzt waren. Im Ganzen gab es elf unterschiedlich große Knickstellen und sieben Scheuerstellen, von denen einige weit fortgeschritten und andere kaum zu bemerken waren. Manchmal fielen Knick- und Scheuerstelle zusammen, manchmal war das Seil nur abgenutzt.
Diane legte das neu gekaufte neben das vom Tatort stammende Seil, das sie in ihren Aufzeichnungen als »das einzelne Seil« bezeichnete. Sie holte einen roten und einen grünen Markierungsstift aus der Tasche und begann, das neue Seil nach dem Vorbild des alten zu markieren, wobei »grün« für eine Knickstelle und »rot« für eine Scheuerstelle stand.
»Okay, kluges Kind«, murmelte sie vor sich hin, »was für einen Knoten hat man mit diesem Seil geknüpft?«
Zuerst tippte sie auf einen Trompetenknoten. Vielleicht wollte der Täter dieses Seil benutzen, befürchtete aber, dass die abgenutzten Stellen dessen Tragkraft schon zu sehr vermindert hätten. Der Trompetenknoten war eine Methode, ein Seil zu stärken, indem man es so knüpfte, dass der Zug von den Schwachstellen weggeleitet wurde. Zwar verkürzte dieser Knoten das Seil, aber er erlaubte es, im Bedarfsfall ein beschädigtes Seil doch noch zu benutzen.
Sie knüpfte mehrere Male einen solchen Trompetenknoten, wobei sie jedes Mal versuchte, die grünen
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