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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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unterschiedliche Meinungen zu hören…«
    »Ich bin wohl ein bisschen hart ins Gericht gegangen mit den Analytikern«, gab Delaney zu, »in Wahrheit stehe ich Ihrem Beruf durchaus nicht so ablehnend gegenüber, wie es den Anschein gehabt haben mag, nur…»
    »Ich weiß schon, was Sie in Wirklichkeit beabsichtigten Sie wollten ein wenig Schwung in die Runde bringen und dafür sorgen, dass nicht alle einschlafen. Das ist Ihnen ausgezeichnet gelungen, und dafür bin ich Ihnen dankbar.«
    Er schmunzelte etwas verschämt. »Nun ja, ein bisschen so war es schon… Übrigens hat mich sehr interessiert, wie ablehnend Sie sich über die Todesstrafe geäußert haben. In gewisser Weise, besonders wenn ich Ihre eigenen Erlebnisse bedenke, war ich davon überrascht.«
    Sie antwortete etwas kurz: »Ich bin aus Prinzip dagegen. Simons Mörder soll gefasst und bestraft werden, mit der momentan geltenden Höchststrafe. Aber im Übrigen glaube ich nicht an die Gültigkeit des »Auge um Auge, Zahn um Zahn‹.« Delaney blieb die Antwort erspart, denn in diesem Moment hob Dr. Samuelson die Hand und fistelte: »Eine Frage, bitte, wenn es erlaubt ist!« Alle verstummten und wandten sich ihm zu. »Hat jemand etwas dagegen, wenn ich diese köstliche Sauce mit Weißbrot aufstippe?«
    Niemand hatte etwas dagegen.
    Ganz wie vorhergesagt, leerten sie die Weinflaschen überraschend schnell, auch vom Salat blieb nichts übrig. Nach dem Essen verschwanden die Frauen in der Küche und sperrten die Herren rücksichtslos aus. Es war derweil im Wohnzimmer etwas kühler geworden, und Dr. Samuelson legte neue Scheite ins Kaminfeuer. Dabei erklärte er: »Selbstverständlich gibt es hier auch Zentralheizung, doch Diane stellt den Thermostat gern niedrig ein und lässt das Feuer im Kamin brennen.«
    »Ein guter Einfall«, lobte Boone, »ein offenes Feuer hat immer etwas Anheimelndes, mich wundert nur, dass sie kein Kamingitter benutzt wegen der Funken?«
    »Irgendwo muss eines sein, ich weiß aber nicht, wo.«
    Die Männer saßen um das Feuer herum und starrten in die Flammen.
    »Ich hatte schon befürchtet«, sagte Delaney, »all das Gerede über Verbrechen könnte Mrs. Ellerbee verstört haben.«
    »Sie ist ein sehr gefestigter Charakter«, meinte Dr. Samuelson, »und über das Trauma, das der Tod ihres Mannes für sie darstellte, ist sie überraschend schnell hinweggekommen. Ich merke ihr nur noch selten an, wie sehr sie dieser Tod getroffen hat. Manchmal sitzt sie reglos da und starrt vor sich hin, was ganz untypisch ist für sie. Doch ist das nur zu erwarten. Es war ein schlimmer Schock, und ganz hat sie ihn noch nicht verarbeitet.«
    »Vermutlich hilft ihr dabei ihr Beruf?« sagte Boone.
    »Ganz gewiss. Man wird mit den eigenen Problemen leichter fertig, wenn man sich der Schwierigkeiten von anderen annimmt. Das jedenfalls ist meine eigene Erfahrung. Ich meine nicht, dass dies einen völlig immun macht, immerhin ist es aber eine Linderung. Sagen Sie, Mr. Delaney, machen Ihre Ermittlungen Fortschritte?«
    »Das möchte ich nicht gerade verneinen. Immerhin zeigen sich Ergebnisse bei der Überprüfung der Alibis, wie Sie sicher von Mrs. Ellerbee wissen. Übrigens habe ich mich noch nicht dafür bei Ihnen bedankt, dass Sie sie überredet haben, uns die Patientenliste zu überlassen.«
    Samuelson wehrte ab. »Das habe ich gern getan, glauben Sie mir. Halten Sie denn jemanden, der auf dieser Liste steht, für fähig, einen Mord zu begehen?«
    »Das zu sagen wäre verfrüht. Zwei Personen haben wir schon herausgenommen. Jetzt macht uns eine Patientin Kummer, die uns mit einem falschen Alibi hereinlegen möchte.«
    »Wissen Sie Näheres über deren Krankengeschichte?«
    »Nur, dass sie depressiv ist und mehrmals versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Zuletzt unmittelbar nach der Befragung durch uns.«
    Der Psychiater blickte zweifelnd drein. »Hm… es mag ja sein, dass sie diejenige ist, die Sie suchen, doch will mir das wenig einleuchten. Mir selber ist kein einziger Fall bekannt, in dem jemand, der ernstlich zum Selbstmord neigte, sich in einen Mörder verwandelt hätte. Ich will nicht behaupten, dies sei ausgeschlossen, aber prinzipiell haben der potentielle Mörder und der potentielle Selbstmörder wenig gemeinsam. Indessen, das menschliche Verhalten unterliegt unendlichen Variationen, lassen Sie sich also bei Ihren Nachforschungen nicht durch mich beeinflussen.«
    »Nun, das werden wir nicht«, entgegnete Delaney, »wir machen weiter, bis wir ans

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