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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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kann er dich erreichen?«

    »Mein Name ist Ross, und ich bin in nächster Zeit öfter mal hier.«
    Der Keeper nickte. Vornamen reichten hier aus, Adressen, Telefonnummern und ähnliches waren tabu.
    Der Detektiv verbrachte nunmehr den größten Teil seiner Zeit im Hengst, nuckelte an seinem Bier und traf sich erst spät am Abend mit Symington - zum Essen. Konigsbacher fühlte sich allmählich recht wohl in der ungewohnten Umgebung. Man wurde schon angetörnt, wenn man bloß tief Luft holte, und wäre ihm daran gelegen gewesen, sich einen Namen als Rauschgiftfahnder zu machen, im Hengst hätte er sich einige Sporen verdienen können.
    Erst nach fünf Tagen schlenderte ein Bürschchen an seinen Tisch, dessen Bürzelschnitt so stark pomadisiert war, dass es ausgereicht hätte, damit die Queen Elizabeth zu schmieren. Er trug hautenge, abgeschabte Jeans, ein T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln und ein lockeres, breites Lederarmband, das mit Nieten beschlagen war.
    »Du, Ross?« näselte er mit halbgeschlossenen Augen, offenbar in der Überzeugung, den jugendlichen Marlon Brando darzustellen.
    »Stimmt.« Der Detektiv betastete seinen blonden Schnurrbart: »Du, Nick?«
    »Könnte sein. Sidney sagt, du machst 'nen Werbefilm?«
    »Setz dich. Willst du ein Bier oder lieber einen Banana-Brandy?«
    Der Junge glotzte. »Woher weißt du das mit dem Banana-Brandy?«
    »Ein kleiner Vogel hat's mir ins Ohr gesungen. Also, setzt dich.« Nick zog misstrauisch einen Stuhl heran.
    »Du siehst mir überhaupt nicht aus wie'n Filmfritze.«
    »Bin ich auch nicht. Ich bin Bulle.« Als Nick Anstalten machte aufzustehen, packte er ihn am mageren Handgelenk und zwang ihn zurück auf den Stuhl. »Sei brav Jungchen. Du hast ein feststehendes Messer bei dir, man sieht es deutlich in deiner Hosentasche. Schon allein deshalb könnte ich dich festnehmen. Kann sein, dir passiert nichts, aber auf alle Fälle hättest du einen Haufen Ärger. Womöglich sitzt du eine Nacht im Käfig, und was die Typen, die da versammelt sind, mit dir machen, kannst du dir ja denken. Also, was meinst du dazu?«
    So leicht war der Junge indessen nicht einzuschüchtern.
    »Zeig mal deine Hundemarke.« Konigsbacher ließ ihn einen Blick darauf werfen, vorsichtig, damit niemand von den anderen Gästen etwas bemerkte.
    » Okay, du bist also Bulle. Was willst´e?«
    Symington hat nicht übertrieben, als er die Artikulation des Burschen ›grauenhaft‹ genannt hatte.
    »Antwort auf ein paar Fragen. Geht ganz schnell. Erinnerst du dich an den Freitagabend im November, als es so fürchterlich geregnet hat? Und gestürmt? Du warst an diesem Abend hier.«
    » Soll das 'ne Frage sein, oder is das 'ne Behauptung?«
    »Eine Frage. Unwetter im November. Ein Freitagabend. Ein Kunde kam rein und hat für dich mehrere Banana-Brandys ausgegeben. So zwischen neun und zehn.«
    »So? Un wie sah er aus?«
    Konigsbacher beschrieb Symington: spärliches Haar, schlaffe Züge, kleine Augen, Neigung zu Fettleibigkeit, vermutlich ein schweres goldenes Armband am Handgelenk.
    »Was hat er'n gedreht?«
    »Erinnerst du dich an so einen Kerl?« wiederholte Konigsbacher geduldig.
    »Weiß nich.« Der Jüngling zuckte die Achseln. »Ich lerne hier jede Menge Leute kennen.«
    Der Detektiv beugte sich breit lächelnd vor und sagte leise zwischen den Zähnen hindurch: »Jetzt hör mal gut zu, Jüngelchen, wenn du mich verarschen willst, nehme ich dich mit, in Handschellen. Aber nicht aufs Revier, sondern bloß in die nächste Gasse. Und da trete ich dir in die Zwölf, dass du für den Rest deiner Tage Sopran singst. Wenn du es nicht glauben willst, mach die Probe.«
    »Na ja«, gestand der ›Jungschauspieler‹ unlustig, »ich hab so 'ne Tunte getroffen. Alt und fett. Hat was ausgegeben.«
    »Wie hieß er?«
    »Weiß ich nich mehr.«
    » Gib dir Mühe. Aber richtig.«
    »Victor…?« schlug der Jüngling vor.
    »Noch mehr Mühe.«
    »Vince…?«
    Konigsbacher tätschelte ihm die Wange. »Braver Junge.«
    Für den Detektiv war nunmehr klar, dass Symington ein Alibi besaß, zumal er keinen Augenblick an dessen Täterschaftgeglaubt hatte. Mit einem Hammer würde Vince nie im Leben jemanden erschlagen. Er könnte, falls überhaupt, zum Messer greifen, der Waffe einer Frau. Aber niemals zu einem Hammer.
    Damit, so überlegte er, wären wir am Ende. Jetzt muss ich meinen abschließenden Bericht schreiben, und es ist aus mit dem schönen Leben. Ein neuer, öder Fall, keine Kaschmirpullover mehr und keine

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