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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Yesell für die wahrscheinlichere Täterin, aber nur, weil ihr Alibi erschwindelt war.
    Wie dürftig dies alles war, wusste er nur allzu gut. War er mit sich selbst ganz ehrlich, musste er zugeben, dass er bei der Aufklärung des Mordfalles Ellerbee fast keinen Schritt vorangekommen war, seit Thorsen ihn damit beauftragt hatte.
    Er betrachtete abwesend die Stöße von Papier auf seinem Tisch, diese Notizen, Protokolle, Berichte - Zeugnis vor allem von Wirrnissen, Ängsten, Aggressionen, Frustrationen und Hass.
    Mit den Händen in den Hosentaschen stapfte er ins Wohnzimmer, wo seine Frau in das neueste Buch von Germaine Greer vertieft saß. Sie spürte seine Stimmung, schaute ihn über die Brillengläser hinweg an und fragte: »Na, Edward, hast du dich festgefahren?«
    »Ach was, die Menschheit ist schon ein jämmerlicher Haufen!« brach es aus ihm hervor. »Da strampeln wir uns ab, treten einer dem anderen auf die Füße, stoßen uns gegenseitig die Ellenbogen in den Bauch, und keiner weiß, wozu das alles gut sein soll.«
    »Aber Edward, du kannst dich doch unmöglich darüber aufregen, dass das Leben nicht geordnet ist, sondern ein Chaos?«
    » Klar kann ich, wenn ich will«, knurrte er.
    »Aber das ist deine Sache, etwas Ordnung in das Kuddelmuddel zu bringen.«
    »Jawohl, Sinn in das Sinnlose.« Es klang bitter. »Als wir da draußen bei der Ellerbee waren, sagte ich, Detektive sind ganz ähnlich wie Psychiater. Und das stimmt auch. Bloß haben die den lieben Papa Freud und jede Menge Forschungsergebnisse, an die sie sich halten können - wir dagegen haben bloß unsere Erfahrung und fragwürdige Statistiken. Noch dazu müssen wir oft genug in einem einzigen Fall ein ganzes Dutzend Leute analysieren. Wie eben jetzt in der Sache Ellerbee. Ich habe die größte Lust, Ivar den Kram vor die Füße zu schmeißen. Soll der doch sehen, wie er damit zurechtkommt.«
    »Das wirst du nicht tun, Edward. Das lässt schon dein Stolz nicht zu. Aufgeben tust du nicht.«
    »Nein, nein, tu ich auch nicht.« Er stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Ich habe bloß so ein Gefühl, als ob der Mörder Katz und Maus mit mir spielt, und das kann ich auf den Tod nicht leiden. Dass ich nicht mit dem Finger auf ihn zeigen kann, macht mich wütend. Es beleidigt mein ästhetisches Bedürfnis.«
    »Und deinen Ordnungsfimmel.«
    »Auch den.« Er lachte kurz. »Weißt du was? Ich weiß überhaupt nicht, was ich jetzt noch unternehmen soll!«
    »Mach dir doch ein Sandwich«, schlug sie vor.
    »Was für ein blendender Einfall!«
    An diesem Abend flegelte sich Detektiv Konigsbacher auf dem kostbaren Sofa in Symingtons Wohnung, rauchte eine von dessen Selbstgedrehten und schlürfte Asti Spumante.
    »Derzeit ist Asti Spumante ›in‹, kein Mensch trinkt mehr Champagner«, hatte Symington behauptet.
    Konigsbacher kam sich also vor wie ein Jet-Setter mit seinem italienischen Pritzelwasser und der Haschzigarette. Zudem schwoll ihm im Bewusstsein seiner Tugendhaftigkeit das Herz, denn er hatte den Bericht für Sergeant Boone abgefasst, mit welchem Symingtons Alibi bestätigt wurde. Das zu tun, war seine Pflicht gewesen. Und ganz wie erwartet, hatte man ihm daraufhin einen höchst beschissenen Job gegeben - acht Stunden musste er vor der Wohnung der Yesells im Wagen sitzen und aufpassen, ob Joan herauskäme — das war sie jedoch nicht.
    »Es hat wunderbar geschmeckt, Vince, wirklich himmlisch.«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass Ihnen das Restaurant gefallen wird, Ross, und die geräucherte Gänsebrust ist da ganz köstlich.«
    Nach dem Essen begaben sich die beiden in Symingtons Wohnung, und der Hausherr kleidete sich leger in einen aprikosenfarbigen Springeranzug, mit durchgehendem Reißverschluss.
    Konigsbacher hielt es für angezeigt, sich auch noch einmal für die seidene Unterwäsche zu bedanken, die er von seinem Gastgeber geschenkt bekommen hatte, doch wehrte dieser großmütig ab.
    »Wozu hat man Freunde?« sagte er. »Wir sind doch Freunde, Ross?«
    »Gewiss sind wir das.« Weil er aber merkte, dass er von dem reichlichen, guten Essen, den Getränken und den Haschzigaretten mehr und mehr benommen wurde, ermahnte er sich, jetzt gleich zum Streich auszuholen, den er ausgeheckt hatte.
    »Ich muss Ihnen etwas gestehen, Vince. Ich weiß, es wird Sie hart treffen, und mir ist dabei alles andere als wohl, aber es muss heraus.«
    »Haben Sie bitte Vertrauen zu mir, Ross, ich werde Ihnen nichts übelnehmen, einerlei, was es ist.«
    »Hören Sie lieber

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