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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Bundesstaaten begnügt, sondern ist im Urlaub nach Kalifornien geflogen und hat sein Spielchen auch da gedreht. Dabei hat er die gleichen falschen Namen benutzt wie hier, und die hiesigen Banken als Referenz angegeben. Schön, was?«
    »Tja, ganz wie Sie gesagt haben — faszinierend.«
    »Am Ende hatte er so viele Schecks bei so vielen Banken umlaufen, dass er die Übersicht verlor. Um dem abzuhelfen, hat er ein eigenes Computerprogramm aufgestellt und in einen der Computer der Bank eingegeben, bei der er angestellt war. Das Programm konnte nur mit einem Codewort abgerufen werden, das selbstverständlich außer ihm keiner kannte. Er benutzte also die Datenverarbeitungsanlage seiner eigenen Bank dazu, seine Scheckbetrügereien zu vertuschen. Als er gefasst wurde, hatte er schon so um die zwei Millionen in Form von Überweisungen zwischen verschiedene Banken umlaufen.«
    »Und wie wurde er erwischt?« fragte Delaney neugierig.
    »Durch puren Zufall. Eine Sachbearbeiterin in einer Bank in Arizona, die ein Auge auf Überweisungen aus fremden Bundesstaaten zu halten hatte, war wegen Krankheit zehn Tage nicht im Büro, und als sie wiederkam, stapelten sich die Überweisungen auf ihrem Schreibtisch. Die hat sie nach Kontonummern geordnet, und dabei fiel ihr auf, dass ein bestimmter Kunde ungewöhnlich viele Geldbewegungen auf seinem Konto hatte, und weil sie nicht auf den Kopf gefallen ist, hat sie Alarm geschlagen. Bis dieses ganze Chaos aufgeklärt wird, vergeht mindestens ein Jahr, und unterdessen sitzt der Gierschlund im Knast, weil er nicht mal Geld genug hat, Kaution zu erstellen. Dabei hätte er sich mit seinen zwei Millionen noch vor ein paar Wochen zur Ruhe setzen können. Meiner Meinung nach ist er ein Opfer seiner Spielleidenschaft geworden. Er wollte unbedingt wissen, wie weit er es treiben kann.«
    »Ein wirklich spannender Fall«, stimmte Delaney zu.
    »Schon, bloß im Moment ist es ein wüstes Chaos, weil alle möglichen Leute ihn gern haben möchten — die Banken, die Steuerfahndung, die Bundespolizei und wer weiß, wer. Am lustigsten an der Sache ist, dass in Wirklichkeit kein Mensch einen Pfennig eingebüßt hat, im Gegenteil, die Banken haben mit den ihm gutgeschriebenen Geldern, die es ja gar nicht gab, gearbeitet, bis er seine fiktiven Guthaben anderswohin transferiert hat. Einzig er selbst hat Geld dabei verloren. Und nicht mehr, als die ursprünglich eingesetzten 10000. Diese Geschichte muss eine Moral haben, ich kann bloß nicht dahinterkommen, welche.«
    Delaney bot seinem Gast ein Bier an, doch Parnell lehnte mit Bedauern ab: Er war über Mittag in der Wallstreet mit zwei cleveren Devisenhändlern zum Essen verabredet. So überreichte er Delaney die drei Vermögensaufstellungen und seine Karte mit seiner Telefonnummer, für den Fall, dass doch noch Auskünfte benötigt würden. Auf dem Korridor half Delaney ihm in den Mantel.
    Parnell schaute sich nochmals um und lobte: »Wirklich ein wunderbar gemütliches Haus. So eines könnte mir gefallen. Na ja, eines Tages vielleicht…«
    »Machen Sie bloß nicht ebenfalls Scheckbetrügereien«, verwarnte Delaney ihn.
    »Ich doch nicht«, lachte Parnell. »Erstens fehlt mir dazu die Chuzpe, und zweitens kann ich nicht mit Computern umgehen.«
    Delaney bedanke sich, man gab einander die Hand, und Parnell verließ das Haus, den steifen Hut verwegen in die Stirn gedrückt, die Mappe unterm Arm.
    Delaney begab sich wohlgelaunt in die Küche. Der Besuch von Parnell hatte ihn aufgeheitert. Fälle, mit denen Kollegen befasst waren, interessierten ihn immer, zumal, wenn es sich dabei um solche handelte, in denen der Täter sich was Neues hatte einfallen lassen.
    Über den Ausguss gelehnt, verzehrte er ein ›feuchtes‹ Sandwich: Cornedbeef belegt mit Sauerkraut und Kartoffelchips, darauf französischer Senf. Das alles auf Roggenbrot und herunter gespült mit Dosenbier.
    Danach nahm er sich die von Parnell gelieferten Vermögensaufstellungen vor. In diesen fand er nichts, was Parnell ihm nicht bereits berichtet hatte. Der Mann hatte wirklich recht: Der Einfall, Mrs. Ellerbee könnte ihren Mann aus Gewinnsucht umgebracht haben, war einfach absurd. Sie war mindestens zehnmal reicher als er, und außerdem hatte sie auf Delaney keinen Moment den Eindruck einer besonders habgierigen Person gemacht.
    Damit war man auch hier am Ende angelangt. Wenn Jason jetzt nicht in den Lebensläufen der Ellerbees oder Samuelsons fündig wurde, blieb nichts übrig, als sich die

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