Die vierte Zeugin
Titel:
Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg
vertraust«, flüsterte er ihr bei Tisch zu und kam ihr dabei so nahe, dass sie seinen Atem auf den Lippen spüren konnte, »desto näher kommst du der Wahrheit deines Herzens.«
Agnes empfand abermals die starke Anziehungskraft, die der Engländer auf sie ausübte. Seine verlangenden Blicke schienen sie regelrecht zu verzehren, was ihr trotz seines guten Aussehens ein wenig Angst einflößte. Wenn es sie auch reizte, an seiner breiten Brust Schutz zu suchen, so scheute sie sich doch, auf sein offensichtliches Werben einzugehen. Nie zuvor hatte sie bei einem anderen Mann gelegen.
»Komm ruhig ein bisschen näher«, bat er sie mit einem einschmeichelnden Lächeln. Sie hatten schon Einiges an Wein getrunken, als der Wirt eine weitere Karaffe aufs Zimmer brachte. Agnes war es unangenehm, dass er Zeuge ihrer intimen Zweisamkeit wurde. Doch Charman schien ihm vollkommen zu vertrauen.
Irgendwie landete sie schließlich auf Charmans Schoß, und er drückte sie in feuchtfröhlichem Überschwang unbotmäßig an sich. Dann küsste er sie plötzlich, und sie ließ es geschehen, wobei sie es zu ihrer Überraschung als sehr angenehm empfand. Obwohl oder gerade weil es so anders war als mit Andreas.
Richards Kuss war süß und ausdauernd, und als sie ihn zaghaft erwiderte, fühlte er sich ermutigt, seine Hand auf ihren bebenden Busen zu legen.
Agnes, die ein recht offenherziges, rotes Samtkleid trug, war ganz schwindelig zumute, als er ihre Brüste mit sanften Händen zu streicheln begann. Erst recht, als er noch mutiger wurde und ihr unter die Röcke fuhr.
»Richard«, keuchte sie erschrocken, als er noch weiter zu gehen drohte.
»Agnes«, hauchte er und begann sie in einer Weise zu liebkosen, wie Andreas es niemals zuvor getan hatte. Sie ließ es geschehen und gab sich ihm willig hin. Irgendwann, als sie schon halb von Sinnen und von Lust betört in seinen Armen lag, bedeutete er ihr, aufzustehen und ihm zum Bett zu folgen.
»Wir sind wie füreinander geschaffen«, überzeugte er sie mit heiserer Stimme. Willenlos ließ sie es geschehen, dass er die Schnüre ihres Mieders öffnete, um ihr aus den Kleidern zu helfen.
Geradezu schwungvoll entledigte er sich anschließend seines eigenen Gewandes. Als er im sanften Kerzenschein schließlich vor ihr stand, wie Gott ihn geschaffen hatte, staunte Agnes nicht schlecht über seinen athletischen Körper. Er glich eher dem eines Söldners oder Reitknechts als dem eines Kaufmannes. Was danach kam, ließ sie ohne Reue geschehen. Sie wollte diesen Mann, der sie nicht nur als Verbündete, sondern auch als Frau respektierte. Richard offenbarte ihr jene Zärtlichkeit, die Andreas ihr immer verweigert hatte. Es war ein solcher Genuss, dass sie sich ihm mehrmals bereitwillig hingab, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Danach hielt er sie in seinen starken Armen und sprach sogar von Liebe. »Du könntest zu mir nach England kommen«, sagte er leise.
»Meinst du das ernst?« Sie wusste nicht, was sie von einem solch noblen Angebot halten sollte.
»Natürlich, du könntest deine Tochter mitbringen, dann wäret ihr beide in Sicherheit. Ich würde dafür sorgen, dass die Wachen deinem Mann den Zutritt zur Stadt verwehren.«
»Das würdest du für mich tun?«
Ihr Erstaunen über diesen Mann war grenzenlos. Nie hätte sie eine solche Großzügigkeit erwartet.
»Ja, warum nicht? Du willst mir doch auch helfen, endlich zu meinem Recht zu finden. Ich könnte dir eine angemessene Unterkunft verschaffen, und dort würdest du mit Sophie fortan in Frieden leben.«
»Warum kann ich nicht als Ehefrau in deinem Haus wohnen?«, fragte Agnes irritiert.
Im schwachen Kerzenschein konnte Agnes sein Gesicht nicht sehen, doch Charmans verlegenes Räuspern ließ sie erahnen, dass ihm das, was er zu sagen hatte, unangenehm war.
»Weißt du etwa nicht, dass ich verheiratet bin?«
Stille.
»Was denkst du denn?«, hob er vorsichtig an, als Agnes noch immer schwieg. »Glaubst du ernsthaft, ein Mann in meinem Alter und in meiner Position lebt allein?«
»Nein«, flüsterte sie enttäuscht und dachte an Andreas. Daran, wie wichtig es ihm war, dass sie ihn überallhin, wo es etwas zu repräsentieren gab, begleitete.
»Ich sehe Magdalena nicht oft«, fügte Charman hinzu und ließ es klingen wie eine Rechtfertigung. »Sie ist nicht sonderlich an mir interessiert. Sie kümmert sich um unseren Haushalt in London, damit ist sie zufrieden. Es ist keine Liebe, hörst du? Es ist Vernunft. Vielleicht fällt es
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