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Die Vipern von Montesecco

Die Vipern von Montesecco

Titel: Die Vipern von Montesecco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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anderen männlichen Bewohner Italiens.
    »Garantieren kann ich Ihnen leider überhaupt nichts«, sagte der Angestellte.
    Schon als Curzio den Hörer auflegte, hatte er das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte, doch er kam nicht darauf, was. Er hatte nicht lange Zeit zu grübeln. Kaum saß er wieder bei den anderen auf der Piazza, tauchten oben an der Treppe Paolo Garzone und Matteo Vannoni auf. Paolos Gesicht war weiß wie frischer Ricotta. Er hatte sich Vannonis linken Arm um die Schulter gelegt und stützte ihn, während sie zusammen die Stufen herabkamen. UmVannonis rechten Oberarm war ein schwarzer Ledergürtel eng festgezurrt. Knapp unterhalb der Ellenbeuge zeigten sich zwei eng beieinanderliegende parallele Einstiche, um die sich die Haut gerötet hatte und angeschwollen war.
    »Um Himmels willen!« sagte Lidia Marcantoni.
    Jemand brüllte, daß man sofort Costanza Marcantoni holen solle. Paolo drückte Vannoni auf einen Stuhl nieder.
    »Sowenig wie möglich bewegen!« befahl er. Er kramte in seinen Hosentaschen.
    »Ich wollte Holz zum Schnitzen holen, und in dem Haufen hatte sich die Viper verkrochen«, sagte Vannoni.
    »Ist sie ...?« fragte Antonietta.
    »Der Kadaver liegt noch oben. Ich bin gleich zu Paolo hinübergegangen.«
    »Vannoni muß sofort ins Krankenhaus. Ich hole den Autoschlüssel.« Paolo stürmte die Treppe hinauf.
    »Wie fühlst du dich, Matteo?« fragte Milena Angiolini.
    »Mir ist nur ein wenig übel«, sagte Vannoni. Um ihn hatte sich ein Kreis gebildet. Irgendwer reichte ihm eine Flasche Wasser. Lidia Marcantoni begann ein Gebet zu murmeln, dessen Worte man nicht verstand.
    »Hat jemand eine Zigarette?« fragte Vannoni. Er versuchte zu grinsen, doch keiner bemerkte es, da alle auf die Bißwunden an seinem Arm starrten, die sie so verdammt ähnlich an Giorgio Lucarellis wächsernem Handgelenk gesehen hatten.
    Paolo und Costanza Marcantoni trafen gleichzeitig auf der Piazza ein. Costanza griff nach Vannonis Arm, beugte sich tief über die beiden Einstiche und fragte, wie lange der Biß zurückliege.
    »Erst ein paar Minuten.«
    Costanza nickte, grummelte und fingerte ein Taschenmesser aus ihrer Schürze, mit dem sie drei schnelle kleine Schnitte über den Bißstellen durchführte. Das Blut quoll in dunklen Perlen hervor. Aus einem Marmeladenglasschmierte Costanza einen grünlichen Brei großflächig über die Wunde. Sie massierte ihn mit den Fingern ein.
    »Hör auf!« sagte Paolo. »Ich fahre ihn nach Pergola ins Krankenhaus.«
    »Was für ein Zeug ist das?« fragte Franco Marcantoni.
    »Vor allem Hernie und Spitzklette. Spitzklette ist ganz wichtig«, sagte Costanza.
    »Und das hilft?« fragte Marisa Curzio.
    »Er braucht das Serum!« sagte Paolo.
    Costanza sagte: »Jetzt die Wunde verbinden, in genau fünfundvierzig Minuten den Ledergürtel am Oberarm lösen, und dann legst du dich flach. Morgen mittag ist alles vorbei,«
    »Ja, weil er dann tot ist, wenn er nicht das Gegengift gespritzt bekommt«, sagte Paolo grimmig. Er sperrte seinen Lieferwagen auf.
    »Ich glaube, im Krankenhaus ist er wirklich besser aufgehoben«, sagte Marisa.
    »So giftig, wie die Vipern heuer sind«, sagte Franco Marcantoni. Costanza zuckte die Achseln und schlurfte davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
    »Na gut.« Vannoni stand auf und ging auf die Beifahrertür zu.
    »Nein, hinten hinein!« sagte Paolo. »Es ist tatsächlich besser, wenn du flach liegst.«
    »Ich fahre mit«, sagte Marisa Curzio. Sie stieg hinter Vannoni in den Laderaum des Fiat Ducato. Paolo schloß die Hecktür und fuhr los. Als der Wagen am Ende der Piazza verschwunden war, holte Franco Marcantoni den Kadaver der dritten Viper. Es war eine zweiundsiebzig Zentimeter lange Vipera Comune mit braungrüner Grundfärbung, von der sich dunklere Rückenflecken abhoben. Die Schuppenreihen über und unter dem Maul waren blaßgelb.
    Milena Angiolini starrte auf die Schlange.
    »Wer weiß, wie viele noch irgendwo lauern«, sagte sie.
    Zwei Stunden später kehrte Marisa Curzio allein zurück. Vannoni war das Gegengift gespritzt worden. Paolo Garzone hatte darauf bestanden, bei ihm im Krankenhaus auszuharren. Die beiden waren nicht gerade die engsten Freunde, doch Paolo hatte gesagt, er wolle sich wenigstens diesmal keine Vorwürfe machen müssen, nachdem er bei Giorgio Lucarelli zu spät gekommen sei. Er frage sich, was er verbrochen habe, daß immer er mit Vipernbissen konfrontiert werde.
    »Er wohnt halt neben Vannoni. Hätte der erst durchs

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