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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Sze­ne … von der Kreu­zi­gung.
    „Oh nein“, mur­mel­te er. Aber na­tür­lich muß­te er da­bei sein, denn hier wür­de sich Je­su Au­ra ent­we­der auf­lö­sen … oder über­dau­ern.
    Die Men­schen­men­ge ging über den Weg zur Spit­ze des Hü­gels. In ih­rer Mit­te kämpf­te ein Mann un­ter dem Ge­wicht ei­nes rie­si­gen Holz­kreu­zes. Bru­der Paul biß sich auf die Lip­pen und trat nä­her dar­auf zu. Er haß­te die­sen Au­gen­blick, aber er muß­te sich Je­sus nä­hern, um sich des­sen Au­ra zu ver­ge­wis­sern.
    Wel­che Iro­nie, daß die­ser Mob von viel­leicht ein paar hun­dert Men­schen al­les war, was ei­ne Stadt wie Je­ru­sa­lem von et­wa 25.000 Ein­woh­nern er­üb­ri­gen konn­te, um den größ­ten Mann al­ler Zei­ten ent­we­der zu ver­spot­ten oder zu be­trau­ern. Doch es war ein­fach so, daß neun­und­neun­zig Pro­zent der Be­völ­ke­rung ein­fach zu be­schäf­tigt mit ih­ren all­täg­li­chen Din­gen wa­ren, um ih­re Auf­merk­sam­keit auf et­was …
    Er stieß ge­gen einen am Weg­rand Ste­hen­den. „Ent­schul­di­gung“, mur­mel­te Bru­der Paul. „Ich woll­te ge­ra­de nach­se­hen …“ Aber der Mann nahm kei­ne No­tiz von ihm.
    Bru­der Paul schob sich bis nach vorn vor, und schließ­lich er­hasch­te er einen Blick auf das Ge­sicht des Kreuz­trä­gers. Es war nicht Je­sus!
    Dann lach­te er mit großer Er­leich­te­rung, wenn auch sei­ne Be­küm­me­rung da­durch nicht schwand. Je­sus hat­te sein Kreuz gar nicht sel­ber ge­tra­gen. Nach den Schlä­gen, die er er­hal­ten hat­te, war er zu schwach da­zu ge­we­sen, so daß man einen an­de­ren Mann ge­zwun­gen hat­te, dies für ihn zu über­neh­men.
    Bru­der Pauls La­chen hat­te für einen Mo­ment die Auf­merk­sam­keit auf sich ge­lenkt. Die Leu­te wi­chen vor ihm zu­rück, und ein rö­mi­scher Sol­dat blick­te ihn fins­ter an.
    Nun er­blick­te er Je­sus, der ein paar Schrit­te dar­auf folg­te. Er trug die Dor­nen­kro­ne und hielt den Blick ge­senkt. Er sah bleich aus, und über die Stirn tröp­fel­te das Blut, wo die Dor­nen die Haut ge­ritzt hat­ten. Aber er ging oh­ne frem­de Hil­fe.
    „Oh, Je­sus“, keuch­te Bru­der Paul. „Ging es denn nicht an­ders?“ Aber dann hät­te es kein Chris­ten­tum ge­ge­ben …
    Lang­sam zog sich die Men­ge auf den Hü­gel zu. Die Ge­schwin­dig­keit be­stimm­te der Mann, der un­ter der Last des Kreu­zes tau­mel­te. Bru­der Paul ging mit ih­nen, im­mer auf der Hut, sich auch in der Ani­ma­ti­on nicht in den ge­schicht­li­chen Ab­lauf ein­zu­mi­schen und wei­te­re Auf­merk­sam­keit auf sich zu len­ken. Er ver­such­te aber, dicht ge­nug an Je­sus her­an­zu­kom­men, um des­sen Au­ra spü­ren zu kön­nen. Doch der rö­mi­sche Sol­dat be­hielt ihn im Au­ge und schick­te ihn mit ei­nem Blick wei­ter fort. Bru­der Paul fiel zu­rück.
    Sie ge­lang­ten an das große Stadt­tor. Da­hin­ter lag der düs­te­re Ort na­mens Gol­ga­tha, was, wie sich Bru­der Paul er­in­ner­te, Schä­del­stät­te be­deu­te­te.
    Nun ver­streu­te sich die Men­ge, wäh­rend die Sol­da­ten den Bo­den für die Kreu­zi­gung vor­be­rei­te­ten. Es war not­wen­dig, ein so tie­fes Loch zu gra­ben, daß die Kreu­ze dar­in auf­recht stan­den. Es herrsch­te ein ziem­li­ches Ge­drän­ge, denn zwei wei­te­re Op­fer wa­ren mit ih­ren Kreu­zen dort an­ge­langt. Der re­li­gi­öse Fa­na­ti­ker be­kam kei­ne ei­ge­ne Vor­stel­lung! Aber Je­sus stell­te den­noch den Mit­tel­punkt der Auf­merk­sam­keit dar.
    Ei­ni­ge Frau­en nä­her­ten sich, und die be­schäf­tig­ten Sol­da­ten lie­ßen sie zu, weil Frau­en of­fen­sicht­lich als harm­los gal­ten. Bru­der Paul ver­such­te, zu­sam­men mit ih­nen nä­her zu rücken, aber wie­der­um mach­te ihn der Sol­dat aus und wink­te ihn mit ein­deu­ti­ger Ges­te zu­rück. Die Rö­mer wa­ren sehr ge­schäf­tig und re­la­tiv gleich­gül­tig. Of­fen­sicht­lich moch­ten sie ih­re Tä­tig­keit nicht, aber sie hat­ten es schon zu­vor er­le­digt und folg­ten nur ei­nem Be­fehl. Au­ßer­dem woll­ten sie die La­ge in der Hand be­hal­ten. Bru­der Paul trat zu­rück: Es war ihm noch im­mer nicht ge­lun­gen, Je­su Au­ra durch Kon­takt zu be­stä­ti­gen.
    Die Frau­en

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