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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sei­ne Rol­le wei­ter­spie­len muß­te. „Ja, Herr!“ wie­der­hol­te er.
    Pi­la­tus nick­te groß­zü­gig. „Aus­ge­zeich­net. Ich ha­be ei­ne Auf­ga­be für dich. Ich bin von der Schuld die­ses Man­nes Je­sus nicht gänz­lich über­zeugt. Ei­gent­lich fin­de ich we­nig Ver­dam­mens­wer­tes an ihm, au­ßer ei­ni­gen un­ge­dul­di­gen Wor­ten, die aber haupt­säch­lich von sei­nen An­klä­gern vor­ge­bracht wor­den sind.“ Er blick­te zur Sei­te und mach­te ei­ne deut­li­che Ges­te des Aus­spu­ckens. „Die Ho­he­pries­ter des Tem­pels, die ih­re Au­to­ri­tät durch je­man­den un­ter­gra­ben se­hen, der auch für die Ar­men von An­stän­dig­keit und Er­ret­tung pre­digt. Pha­ri­sä­er!“ Und nun spuck­te er wirk­lich. „Ich ha­be ge­hört, die­ser Mann Je­sus hat sie einst wirk­lich aus ih­rem Tem­pel ver­trie­ben, hat ih­re Ti­sche um­ge­sto­ßen und ihr Geld ver­streut. Sehr gut!“ Dann kehr­te sein Blick wie­der zu Bru­der Paul zu­rück. „Aber die­se Ju­den wol­len, daß er stirbt, und ich will kei­ne wei­te­ren Un­ru­hen her­auf­be­schwö­ren, wo die Ge­mü­ter bei die­sem lo­ka­len Fest, die­sem Passah oder so ähn­lich, oh­ne­hin auf­ge­rührt sind. Hat mit ir­gend­ei­ner My­tho­lo­gie aus Ägyp­ten zu tun, wie ich ge­hört ha­be, wenn ich auch gern die ägyp­ti­sche Sei­te da­von hö­ren wür­de. Je­den­falls ver­langt die Po­li­tik der Stun­de von mir, ei­ner Hand­lung zu­zu­stim­men, die ich nicht be­grü­ße, und da­her wa­sche ich be­züg­lich die­ser Ent­schei­dung mei­ne Hän­de in Un­schuld. Aber da­mit die an­de­ren zu­min­dest er­fah­ren, wes­halb die­ser Mann, ob nun recht­mä­ßig oder un­ge­rech­ter­wei­se, ge­kreu­zigt wur­de, ha­be ich vor, ei­ne In­schrift oben am Kreuz an­zu­brin­gen. Bit­te schrei­be die­se Wor­te auf die­se Ta­fel. Kannst du das tun?“
    Bru­der Paul hat­te we­der von Pi­la­tus noch von The­ri­on ei­ne Be­stä­ti­gung die­ser Art er­war­tet, doch es klang echt. Nun stieß ihn der Sol­dat in die Rip­pen. „Das kann ich gern tun“, mur­mel­te er. Dann, auf ein Zei­chen des Le­gio­närs hin, füg­te er noch hin­zu: „Herr.“
    Pi­la­tus blick­te bei­sei­te und entließ ihn hier­mit. Bru­der Paul be­gann, an der In­schrift zu ar­bei­ten. Sei­ner Er­in­ne­rung nach war sie wohl aus Stein ge­we­sen, doch hier stand ihm nur ein gro­bes Brett zur Ver­fü­gung. Nun, es wür­de rei­chen müs­sen. „Was soll ich dar­auf schrei­ben?“ frag­te er.
    Der Mann zuck­te die Ach­seln. Wenn er dem Blick sei­nes Herrn ent­ron­nen war, schi­en er ganz freund­lich. „Was wer­fen sie ihm denn vor?“
    „Daß er Kö­nig der Ju­den sei“, sag­te Bru­der Paul halb scherz­haft.
    „Dann schreib das.“ Fer­tig.
    Bru­der Paul nahm ein Stück Kalk­stein und schrieb die sie­ben Wor­te so sau­ber und deut­lich wie er nur konn­te, DIES IST DER K ÖNIG DER JU­DEN.
    Als er fast da­mit fer­tig war, kam ein Tem­pel­pries­ter vor­bei. „Das stimmt doch nicht!“ pro­tes­tier­te er. „Er ist doch nicht wirk­lich der Kö­nig der Ju­den. Du hät­test schrei­ben sol­len, er sagt, er sei der Kö­nig der Ju­den.“
    „Mach dich fort“, mur­mel­te Bru­der Paul.
    Wü­tend ging der Pries­ter wei­ter, um sich beim Statt­hal­ter zu be­schwe­ren. Nach ei­nem Mo­ment er­tön­te über das Ge­mur­mel und Ge­tö­se der Kreuz­auf­rich­tung hin­weg Pi­la­tus’ hal­b­i­ro­ni­sche Ant­wort: „Was ich ein­mal ge­schrie­ben ha­be, bleibt ste­hen.“
    In­ner­lich lä­chel­te Bru­der Paul. Pon­ti­us Pi­la­tus hat­te sich als Ur­he­ber der Ta­fel be­zeich­net und da­mit al­le wei­te­ren Kla­gen ver­hin­dert.
    Auch der Söld­ner lä­chel­te kurz. „Ge­schieht dem Heuch­ler recht“, sag­te er mit ei­nem Sei­ten­blick auf den ver­är­ger­ten Pries­ter. „Die­se Ban­de wür­de ich gern al­le­samt am Kreuz se­hen.“ Er las die Ta­fel. „Steht da wirk­lich Er konn­te na­tür­lich nicht le­sen. Da­her hat­te Pi­la­tus einen ge­bil­de­ten Frei­wil­li­gen ge­braucht. An­dern­falls hät­te er die Wor­te sel­ber schrei­ben müs­sen, und das wä­re un­ter sei­ner Wür­de ge­we­sen, eben­so, wie er sich da­durch wei­ter in die Sa­che

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