Die Visionen von Tarot
Pfarrer Siltz zurück. „Morgen wird eine Versammlung abgehalten“, sagte Pastor Runford beim Abschied. „Dort werden Sie Ihren Bericht abgeben können. Bitte diskutieren Sie vorher die Angelegenheit mit niemand anderem.“
Bruder Paul wäre nur allzu froh gewesen, es niemals mit irgend jemandem diskutieren zu müssen. Er hätte sich wesentlich wohler gefühlt, wenn er niemals eine Animation betreten hätte.
Pfarrer Siltz war allein zu Haus und nahm ein kaltes Abendessen zu sich. „Ich hatte gehofft, Sie würden sicher und wohlbehalten zurückkehren, fürchtete aber, Sie würden es nicht“, sagte er. „Sie müssen aber hungrig sein.“
„Ja. Ich habe zwei Tage lang nichts gegessen.“
Überrascht blickte Siltz ihn an. „Bei entsprechender Gelegenheit hoffe ich mehr über Ihre Erlebnisse zu erfahren. Ich weiß, daß die Zeit in Animationen sehr besondere Formen annehmen kann.“
„Auch der Rest des Planeten kann sehr sonderbar sein. Wir haben Großfuß getroffen – und wurden vom Knochenbrecher gerettet. Ich denke, soviel kann ich Ihnen erzählen, wenn es Sie interessiert, da es außerhalb einer Animation passierte.“
Siltz war interessiert. Er wirkte recht liebenswürdig. „Wir werden unseren Wachradius ausweiten müssen. Normalerweise taucht der Knochenbrecher nicht im Animationsgebiet auf. Wir wußten nicht, daß wir die Beobachter dieser Gefahr aussetzen würden.“
„Der Knochenbrecher ist nicht von selber gekommen. Amaranth hat nach ihm gepfiffen, und er kam ihr zu Hilfe. Die Entscheidung Ihrer Kolonie, zu versuchen, den Knochenbrecher zu zähmen anstatt ihn auszurotten, scheint sich bereits auszuzahlen.“
„So scheint es. Sie ist also weiter gekommen, als wir angenommen haben. Vielleicht zähmen wir auch noch diesen Planeten.“ Siltz drehte die Holzöllampe hoch und reichte Bruder Paul ein Stück holzartigen Brotes. „Es tut mir leid, kein besseres Essen zu haben, aber die Gemeinschaftsküche ist zu dieser Stunde schon geschlossen. Das hier ist zwar nichts Besonderes, aber es ist sehr nahrhaft.“
„Wissen Sie“, sagte Bruder Paul, wobei sein Blick von der Lampe zu dem kalten Holzofen glitt, „wo Wärme im Winter hier so wichtig ist, überrascht es mich, daß sie den Brennstoff nicht effektiver nutzen.“
Siltz versteifte sich leicht. „Wir benutzen ihn so wirksam, wie wir es nur verstehen. Der Lebensbaum bedeutet uns nämlich das Leben. Ohne ihn sterben wir. An was für eine großartige Verbesserung denken Sie denn?“
„An eine vierhundertprozentige Verbesserung“, sagte Bruder Paul.
Siltz runzelte die Stirn. „Ich bin heute abend recht guter Laune, aber diese Art von Humor schätze ich nicht. Wir benutzen die effektivsten Öfen, die es auf der Erde gibt, und das Holz verbrauchen wir nur sparsam. Aber selbst so fürchten wir den Winter. Jedes Jahr verrechnen sich einige der Dorfbewohner oder haben Pech, und wir finden sie erfroren auf, wenn der Schnee wegtaut. Die Effektivität um das Fünffache erhöhen – das ist ein unmöglicher Traum.“
„Ich meine es ernst“, erwiderte Bruder Paul. Es war gut, nach den Schrecken der Animation auf dieses absolut weltliche Thema zu gelangen. „Vielleicht hat meine neue Erfahrung eine Erinnerung wachgerufen. Es müßte möglich sein, die Brennstärke zu verfünffachen oder zumindest den Holzvorrat so zu strecken, wie es nötig ist. Das ist eine Sache der Philosophie.“
„Philosophie! Ich bin ein religiöser Mensch, Bruder, aber das Verbrennen von Holz ist eine ausschließlich materielle Sache. Ein solcher Zuwachs würde das gesamte Leben auf diesem Planeten verändern. Wenn Sie keinen Scherz machen: Welche Philosophie
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