Die Visionen von Tarot
produziert pro Festmeter mehr Kalorien aus Holz?“
„Oh, das Holz kann wirksamer verbrennen. Ich habe von der Nützlichkeit für Sie geredet und wie ihr die Überlebenszeit im Winter verlängern könnt. Im Moment vergeudet ihr den Großteil der Wärme.“
„Vergeuden? Niemand vergeudet Holz vom Baum des Lebens.“
„Lassen Sie es mich erklären. Im Orient, auf der Erde, gibt es Gebiete mit extremem Klima. Sehr heiß im Sommer, eiskalt im Winter. Das asiatische Volk hat für sich Charakteristika entwickelt, die diesen Bedingungen entsprechen: dickere Gewebefettschicht für Gesicht und Körper, eine kleinere Nase, gelbliche Haut und besonders geschützte Augen. Aber der Winter blieb rauh, besonders, als Überbevölkerung die Ressourcen reduzierte. Holz und andere Brennstoffe wurden rar, daher lernten sie, es sparsam zu nutzen. Sie merkten, daß es nutzlos war, einen Raum zu wärmen, wenn nur der menschliche Körper die Wärme brauchte. Daher …“
„Man muß aber ein Haus heizen, um einen Körper warm zu halten“, entgegnete Siltz. „Wir können uns die Holzkalorien nicht einfach in die Venen spritzen.“
„Daher haben sie niedrige, flache Öfen entwickelt, die in den Boden eingelassen wurden, den Brennstoff langsam verbrauchten und immer nur wenig Hitze abgaben“, fuhr Bruder Paul fort.
„Die Mitglieder einer Familie lagen auf oder an einem solchen Ofen und absorbierten die Hitze direkt ohne größere Verschwendung. Mochte die Zimmertemperatur auch um den Gefrierpunkt liegen, so blieben die Menschen doch warm.“
„Ich beginne zu begreifen“, rief Siltz aus. „Den Körper heizen und nicht das Haus! Wie diese elektrischen Steckdosen auf der Erde. Am Tag bewegen wir uns hier und brauchen auch im Winter den Ofen nicht. In der Nacht hingegen, wenn wir still liegen, würden wir erfrieren. Aber an einem geheizten Ofen würde niemand erfrieren, sondern eher langsam auf ihm gekocht. Sicher, unsere Öfen müßten neu gebaut werden, aber es würde unser wertvollstes Material sparen helfen und Leben retten. Und im Sommer, wenn wir weniger Holz schleppen müssen, können wir uns mehr um die Felder kümmern und andere Dinge tun.“ Er blickte Bruder Paul an und nickte. „Ich war von Ihrer hiesigen Mission nicht begeistert, aber vielleicht haben Sie der Kolonie heute abend einen bemerkenswerten Dienst geleistet.“
„Nicht den, den ich erwartet habe“, sagte Bruder Paul ironisch. „Aber ich bin froh, wenn ich …“
Unvermittelt klopfte es heftig an der Tür. „Pfarrer Siltz, ich muß mit Ihnen reden“, rief eine weibliche Stimme.
Siltz’ Freundlichkeit verschwand augenblicklich. „Ich habe keine Zeit“, rief er.
„Oh doch, das haben Sie“, sagte sie und stieß die Tür auf. „Ich fordere …“
Beim Anblick von Bruder Paul brach sie ab. Sie war ein dünnes Mädchen mit dunklem Haar, das um ihren Kopf stand wie nach Art des altmodischen Afrolooks, wenn auch ihre Haut überaus hell war. Sie strahlte geradezu Verärgerung aus. Sie war nicht sonderlich hübsch, aber gut gebaut, und ihre Aufregung ließ sie anziehend temperamentvoll wirken.
„Mein Hausgast, Bruder Paul vom Heiligen Orden der Vision“, sagte Pfarrer Siltz mit ironischer Höflichkeit. „Jeannette von der Scientology-Kirche.“
„Der Forscher von der Erde?“
„Die Freundin Ihres Sohnes …?“ Bruder Paul redete zugleich mit dem Mädchen.
„Genau“, bestätigte Pfarrer Siltz, womit er beiden Antwort gab. „Aber da wir Religion nicht diskutieren dürfen und ich nicht gern Privatangelegenheiten …“
„Aber ich möchte gern über beides reden!“ brauste Jeannette auf. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“
Siltz gab keine Antwort.
„Ich werde dieses Haus nicht verlassen,
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