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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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form­te sich zu ei­ner Spi­ra­le, ei­ner wir­beln­den Säu­le, de­ren Zen­trum so grell wie die Son­ne leuch­te­te, so daß er nicht di­rekt hin­ein­bli­cken konn­te. Die ein­zel­nen Schlau­fen wur­den zu Mus­tern, und je­der Wir­bel äh­nel­te ei­ner Blu­me – aber die­se Blu­men wa­ren ja ge­flü­gel­te We­sen! Sa­tans Geis­ter­ar­mee? Son­der­bar, selbst als er sie als sol­che er­kann­te, blie­ben sie doch für ihn wun­der­schön.
    Ei­ne lös­te sich her­aus und flog auf ihn zu. Es war ein weib­li­cher Geist, schön über al­le Ma­ßen, wie er es in der Höl­le nie­mals für mög­lich ge­hal­ten hät­te. Das We­sen schi­en ab­so­lut rein und keusch. „Paul“, rief es, als es ne­ben ihm lan­de­te. Wie er be­merk­te, stand er auf ei­nem Berg­gip­fel und sah sich dem ro­si­gen Schim­mer von Ge­stal­ten ge­gen­über, die wie ein Wir­bel­sturm über den Him­mel feg­ten, und aus die­sem Him­mels­bild­nis war sie ent­sprun­gen.
    Er kann­te sie: Na­tür­lich war es Ama­ranth, die im­mer­wäh­ren­de Ver­füh­rung. Na­tür­lich wür­de sie auch in der Höl­le auf­tau­chen! Doch ihr Ge­sicht er­strahl­te in rei­nem Licht, und sie war auf be­son­de­re Wei­se schön, eher wie ein En­gel denn wie ein …
    „Wo sind wir?“ frag­te er un­ver­mit­telt. „Wer bist du?“
    Sie lä­chel­te an­mu­tig. „Das ist der Em­phy­rea­nus, der zehn­te Him­mel … und ich bin Ma­ria!“
    „Zehn­te was?“ frag­te er un­gläu­big. „Und was für ei­ne Ma­ria?“
    „Der zehn­te Him­mel des Pa­ra­die­ses“, ant­wor­te­te sie mit sanf­tem Lä­cheln. „Ma­ria, die Mut­ter Je­su.“
    Ir­gend et­was war falsch ge­lau­fen. „Ich … dach­te … ich sei in der Höl­le!“
    Sie sah ihn ge­dul­dig und er­staunt zu­gleich an. „Du stehst vor dem Hof Got­tes … und ver­wech­selst ihn mit der Höl­le?“
    „Prä­zes­si­on“, mur­mel­te er. Dann ver­such­te er, sich neu zu ori­en­tie­ren. „Ich woll­te Sa­tan auf­su­chen, um bei ihm … we­gen ei­ner Bit­te vor­stel­lig zu wer­den. Ich ha­be … mit dem Him­mel nichts zu tun. Ich muß durch die … falsche Tür hin­ein­ge­langt sein.“
    „Kann dir nicht der Herr des Him­mels eben­so­gut hel­fen?“ frag­te Ma­ria. Sie sah auf un­heim­li­che Wei­se ver­traut aus, aber nicht wie die Ge­stalt, die sie ei­gent­lich war. Viel­leicht hat­te sie ir­gend je­mand nach ei­nem Bild­nis ge­stal­tet.
    Bru­der Paul dach­te nach. „Äh … ich woll­te Gott nicht da­mit be­läs­ti­gen … nicht die­ses Mal.“ Er be­fand sich in die­ser Ani­ma­ti­on, um her­aus­zu­fin­den, ob es wirk­lich einen Gott von Ta­rot gab – warum zö­ger­te er nun, da er die Ge­le­gen­heit zu ei­nem per­sön­li­chen Ge­spräch be­kom­men konn­te? Weil er sich un­vor­be­rei­tet fühl­te (wer war wohl je­mals für die­se Be­geg­nung rich­tig vor­be­rei­tet?) oder weil er fürch­te­te, hin­ter die­ser un­ir­di­schen Strah­lung im Zen­trum der Licht­ro­set­te lä­ge ei­ne Ant­wort, wie je­ne, die er in dem strah­len­den Gral ge­fun­den hat­te? Er war sich le­dig­lich si­cher, nicht mit Gott spre­chen zu wol­len.
    „Viel­leicht ver­rätst du mir die Art dei­ner Su­che …“ schlug Ma­ria mit­lei­dig vor.
    Dar­an klam­mer­te er sich dank­bar. „Ach … ja. Es ist … näm­lich … dein Sohn Je­sus … er woll­te …“ Er konn­te nicht wei­ter re­den. Das war ja zu al­bern.
    „Je­sus ist im Au­gen­blick nicht da“, mein­te Ma­ria. „Er be­fin­det sich auf ei­ner Missi­on bei den Le­ben­den, und wir ha­ben seit ei­ni­ger Zeit nichts mehr von ihm ge­hört. Ich bin be­sorgt, wie es ei­ne Mut­ter nur sein kann.“
    „Er ist in der Höl­le“, spru­del­te es aus Bru­der Paul her­aus. „Er … ich soll­te ei­gent­lich dort­hin, aber für un­se­re Freund­schaft ist er an­statt mei­ner ge­gan­gen, und nun will ich ihn her­aus­ho­len!“
    Sie be­trach­te­te ihn mit en­gels­glei­cher Wür­de. „Du willst den Platz mit ihm tau­schen?“
    „Nein. Ich will, daß kei­ner von uns bei­den in der Höl­le ist. Ich ha­be den Ein­druck, die­se Ent­wick­lung ist falsch ge­lau­fen, denn auch ich ge­hö­re nicht in die Höl­le. Nicht aus dem Grund je­den­falls, den er an­nahm. Da­her

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