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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ve­nus, Mer­kur und der Mond, und ge­lang­te zum Rand des Pur­ga­to­ri­ums. Gern hät­te er mit ei­ni­gen See­len im Him­mel ge­spro­chen, fürch­te­te aber, jed­we­de Ver­zö­ge­rung wür­de sei­ne an­de­re Missi­on in Ge­fahr brin­gen. Er woll­te nicht, daß Je­sus län­ger als ir­gend not­wen­dig in der Höl­le schmor­te.
    Das Pur­ga­to­ri­um war je­doch viel küh­ler und nüch­ter­ner. Die At­mo­sphä­re wirk­te fa­de, die Schat­ten wa­ren tief; knor­ri­ge Bäu­me er­streck­ten sich stumm gen Him­mel. Er spür­te, wie sich um sein Herz ei­ne schwe­re Mas­se leg­te. Hier gab es kei­ne En­gel­schö­re.
    Dies war die sieb­te Ebe­ne: die Spit­ze ei­nes rau­hen Ber­ges, Wohn­sitz der Lust. Hier brauch­te er nicht län­ger zu ver­wei­len, nur um die Geis­ter wahr­zu­neh­men. Er kann­te be­reits das Un­heil, wel­ches aus blin­der Lust re­sul­tiert.
    Dann sah er einen Wa­gen oder ei­ne Kut­sche an ei­nem Baum ste­hen. Aus dem Him­mel stürz­te ein rie­si­ger Ad­ler her­ab, der an­schei­nend et­was an­griff – ein­mal, zwei­mal – sich je­doch im letz­ten Au­gen­blick ab­fing, und über die Ka­ros­se hin­weg stie­ben Fe­dern auf. Im Bo­den öff­ne­te sich ein Spalt, und dar­aus klet­ter­te ein Dra­che. Der Schwanz des Un­ge­heu­ers schwang hin und her und zer­schlug den Wa­gen, wir­bel­te Fe­dern auf und ließ nur Trüm­mer hin­ter sich.
    Aber ach! Die Ka­ros­se setz­te sich wie­der zu­sam­men. Aus je­dem Teil­stück re­ge­ne­rier­te sich ein Tier: gro­tes­ke Un­ge­heu­er, ge­flü­gelt, ge­hörnt, mit Schlan­gen­kör­pern und wild. Und auf die­ser halb­le­ben­di­gen Platt­form er­schi­en ei­ne Frau, wohl­ge­stal­tet, ge­wapp­net mit küh­nem Blick, die wer­bend um sich blick­te. Ihr Blick fiel auf Bru­der Paul. Sie schenk­te ihm ei­ne ein­la­den­de Hand­be­we­gung und zeig­te auf den Wa­gen ne­ben sich. Si­cher ei­ne Pro­sti­tu­ier­te, ge­spielt von der­je­ni­gen, die die­se Rol­le im­mer spiel­te: Denn hier be­fan­den sie sich im Kreis der Lust.
    Die­ses Mal fühl­te sich Bru­der Paul nicht ver­sucht. Aber ge­ra­de, als sie ihm wink­te, er­schi­en ne­ben ihr ein rie­si­ger Mann, ein rich­ti­ger Rie­se. Er be­gann, die Hu­re zu küs­sen, und sie fiel ihm in den Arm – blick­te je­doch gleich­zei­tig wei­ter­hin Bru­der Paul an. Der Rie­se folg­te dem Blick, sah Bru­der Paul und run­zel­te die Stirn, wo­bei er nun dem Un­ge­heu­er Apol­ly­on äh­nel­te. Er woll­te wohl di­rekt von der Ka­ros­se her­ab­sprin­gen und den ver­mut­li­chen Ri­va­len an­grei­fen, doch Bru­der Paul wich rasch zu­rück. Hier ver­schwen­de­te er oh­ne­hin sei­ne Zeit. Dann nahm der Rie­se ei­ne Peit­sche mit auf den Un­ge­heu­er­teil des Wa­gens und fuhr ihn ein Stück weit fort. So­bald die Tie­re un­ter­wegs wa­ren, wand­te er die Peit­sche ge­gen sei­ne Ge­spie­lin und schlug wild auf sie ein. Bru­der Paul ging wei­ter. Wenn er sei­ne Missi­on be­en­det hat­te, woll­te er die Com­me­dia le­sen und her­aus­fin­den, wer die­se Leu­te wa­ren und was die­se klei­ne Sze­ne zu be­deu­ten hat­te.
    Er über­quer­te den Le­the, wo­bei er die flachs­te Stel­le, die er fin­den konn­te, durch­wa­te­te. Er hü­te­te sich, auch nur einen Trop­fen zu trin­ken. Das wä­re das letz­te, nun sei­nen Auf­trag zu ver­ges­sen! Dann schritt er fort durch die wüs­te­re Wild­nis, wo­bei er dar­auf ach­te­te, daß sein Rech­ner al­le See­len auf­zeich­ne­te. Das war hier völ­lig an­ders als im Pa­ra­dies! Es gab nicht all­zu vie­le of­fe­ne Fol­te­run­gen, ab­ge­se­hen von ei­ner Grup­pe von Nack­ten, die durch ein Feu­er gin­gen, aber er sah viel Elend. Die Gie­ri­gen im sieb­ten Kreis lit­ten an Hun­ger; den Gei­zi­gen war nicht die ge­rings­te Be­quem­lich­keit ge­gönnt; die Fau­len stan­den in per­ma­nen­ter Un­tä­tig­keit her­um – und wa­ren ge­lang­weilt. Die Stol­zen, un­ten im ers­ten Kreis, tru­gen schwe­re Stei­ne einen Hang hin­auf.
    Wenn dies nur das Pur­ga­to­ri­um war – wie sah dann bloß das In­fer­no aus? Nun, er wür­de es ken­nen­ler­nen.
    Bru­der Paul kam an ei­ne Stel­le, wo sich Sa­tans rie­si­ge Bil­der hoch­reck­ten. Aber es war

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