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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Psy­cho­lo­gie der Höl­le wis­sen, ehe du auch nur er­ra­ten könn­test, wo dein Freund sein kann, denn sie ist grö­ßer als die Welt, und selbst dann könn­test du es noch nicht wa­gen, selbst dort­hin zu ge­hen.“
    Bru­der Paul dach­te nach. Die Wor­te des Un­ge­heu­ers klan­gen ver­nünf­tig. „Nun … gut. Er­zäh­le mir von der Ge­schich­te und der Psy­cho­lo­gie der Höl­le!“
    Den Lö­wen­nüs­tern ent­ström­te ein feu­ri­ges Schnau­ben.
    „Sterb­li­cher, das wür­de ein Le­ben lang dau­ern!“
    „Dann kür­ze es ab“, be­fahl Bru­der Paul und hob das Schwert.
    Damp­fend seufz­te Apol­ly­on. „Ich wer­de es ver­su­chen. Ich glau­be, John Mil­ton hat es am bes­ten for­mu­liert …“
    „Du kennst die Wer­ke Mil­tons?“ frag­te Bru­der Paul er­staunt.
    „Na­tür­lich. Er und Buny­an wa­ren Zeit­ge­nos­sen, die bei­den großen Ge­stal­ten der pu­ri­ta­ni­schen Zwi­sche­ne­po­che in der Li­te­ra­tur des sieb­zehn­ten Jahr­hun­derts in Eng­land. Der ei­ne schrieb die große Al­le­go­rie, der an­de­re das große Epos. Ei­ni­ge (die Ba­star­de!) zo­gen es vor, Buny­an zu­guns­ten von Mil­ton zu igno­rie­ren, aber …“
    „Ja, schon gut“, un­ter­brach ihn Bru­der Paul. „Er­zäh­le mir über Mil­tons Höl­le.“
    „Nun, wenn ich aus Lost Pa­ra­di­se, dem ‚ver­lo­re­nen Pa­ra­dies’, zi­tie­ren darf …“
    „Nicht das gan­ze Epos!“ pro­tes­tier­te Bru­der John.
    „Nein, ich wer­de ei­ne Aus­wahl prä­sen­tie­ren“, ver­si­cher­te ihm Apol­ly­on, wenn er dies auch zu­vor kei­nes­wegs im Sinn ge­habt hat­te. Dann setz­te sich das Un­ge­heu­er in Po­si­tur, brei­te­te wie ein Schau­spie­ler auf der Büh­ne die Bä­ren­pfo­ten aus und de­kla­mier­te:
     
    „Der Dra­che der Höl­le, –
    Die­ser war es, wel­cher mit List, von Rach­sucht und Nei­de
    An­ge­feu­ert, die Mut­ter des Men­schen­ge­schlechts ver­führ­te,
    Als ihn sein Stolz mit dem gan­zen Hee­re re­bel­li­scher En­gel
    Aus dem Him­mel ge­wor­fen, durch de­ren Bei­stand er glaub­te,
    Über al­le, die ne­ben ihm wa­ren, em­por sich zu schwin­gen;
    Ja, dem All­mäch­ti­gen selbst die Waa­ge zu hal­ten,
    wo­fern der Ihm wi­der­stün­de.
    Voll Ehr­furcht und Stolz be­gann er im Him­mel
    Wi­der den Thron und die Herr­schaft Got­tes ver­mes­se­ne
    Krie­ge,
    Und gott­lo­se Schlach­ten; mit eit­lem Be­stre­ben.
    Ihn stürz­te Flam­mend von äthe­ri­schen Hö­hen die Kraft des All­mäch­ti­gen
    Mit er­schreck­li­chem Fall, und gräß­li­chem Bran­de, her­un­ter
    In das bo­den­lo­se Ver­der­ben. Hier soll­te der lie­gen
    In dem stra­fen­den Feu­er, mit de­man­te­nen Ket­ten ge­fes­selt,
    Wel­cher sich un­ter­stand, den All­mäch­ti­gen zum Strei­te zu for­dern.“
     
    „Toll“, sag­te Bru­der Paul. „Ich schät­ze ja die Grö­ße Mil­tons sehr … aber was ist mit der Höl­le?“
    „Da­zu kom­me ich gleich“, ent­geg­ne­te Apol­ly­on ver­är­gert. „Sa­tan rap­pelt sich al­so in dem Cha­os der Un­ter­welt wie­der auf und sagt:
     
    „Ist gleich das Schlacht­feld ver­lo­ren, so ist drum nicht al­les ver­lo­ren.
    Nicht der un­be­zwing­li­che Wil­le, der Trieb nicht nach Ra­che.
    Noch der un­s­terb­li­che Haß, und der Mut, sich ihm nie zu beu­gen,
    noch im Ge­rings­ten nach­zu­ge­ben, und al­les, was sonst noch
    Nicht über­wun­den wer­den kann. Die Eh­re wird er von mir nie
    We­der durch Zorn, noch Ge­walt, er­zwin­gen!
    Mit fle­hen­dem Knie­fall Sei­ne Gna­de zu su­chen …
    … Dies wä­re nied­rig fü­re­wahr! …
    So sprach der re­bel­li­sche En­gel mit prah­len­den Wor­ten,
    Aber mot­ten in Pein. Er ward von tiefer Ver­zweif­lung ge­fol­tert …
    Jet­zo rich­tet er sich mit dem mäch­ti­gen Kör­per vom Pfuhl auf …
    Und als­dann re­giert sei­nen Flug in die Höh’ mit aus­ge­spann­tem Ge­fie­der
    … Bis er sich aus der Höh’ zum tro­ckenen Land her­a­bließ …
    Ist dies das Land? Ist die­ses der Bo­den, und die­ses das Kli­ma?
    Sprach der ge­fal­le­ne Erz­en­gel dar­auf; ist die­ses der Wohn­platz,
    Wel­chen man mit dem Him­mel uns zu ver­tau­schen ge­zwun­gen;
    Die­se trau­ri­ge Nacht an­statt des himm­li­schen Lich­tes?
    Wohl, es sei so! …
    Ihr

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