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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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nicht ein­mal ein Christ! Was suchst du in ei­ner christ­li­chen Höl­le?“
    Der Mann lä­chel­te ver­zerrt und ver­gaß für einen Au­gen­blick die Schmer­zen. „Du weißt es viel­leicht. Ich viel­leicht auch. Aber Al­lah scheint dar­über ei­ne an­de­re Mei­nung zu ha­ben.“ Er hielt in­ne, um einen Teil der Ein­ge­wei­de hin­ein­zu­stop­fen. „Na­tür­lich ist Dan­te selbst in der mos­le­mi­schen Höl­le, wie es ei­nem Un­gläu­bi­gen auch zu­kommt. Viel­leicht …“
    „Paul!“
    Bru­der Paul wir­bel­te bei die­sem Ruf her­um. „Je­sus!“
    Es war ein ent­setz­li­cher An­blick. Der Dä­mon hat­te ihn in Form ei­nes Kreu­zes ge­schla­gen und Lun­gen, Herz, Le­ber und einen Teil ei­ner Nie­re bloß­ge­legt. „Was tust du hier, Paul? Ich dach­te, ich hät­te dich ge­ret­tet?“
    Bru­der Paul schüt­tel­te sich beim An­blick die­ser grau­en­haf­ten Wun­den, und aus dem Schock wur­de bo­den­lo­se Wut. „Nie­mand kann mich ver­scho­nen au­ßer ich selbst! Ich bin nicht der Sün­der, für den du mich hältst – und wenn ich es bin, dann bü­ße ich für mei­ne Sün­den. Nie­mand kann mir das ab­neh­men!“
    Je­sus ver­stumm­te. „Viel­leicht kann ich ver­mit­teln“, schlug Mo­ham­med vor. „Ich ha­be an eu­rem Streit kein di­rek­tes In­ter­es­se.“
    „Wer bist du?“ frag­te Je­sus.
    „Ich bin Mo­ham­med, der Pro­phet Al­lahs.“
    „Ich glau­be, ich ken­ne dich nicht.“
    Mo­ham­med lä­chel­te – ein et­was schau­der­haf­ter An­blick, da er im­mer noch sein Ge­därm fest­hielt. „Na­tür­lich nicht, Pro­phet, ich kam sechs­hun­dert Jah­re nach dir.“
    „Pro­phet? Das ver­ste­he ich nicht …“
    „Ich nen­ne dich so, weil ich dich als sol­chen an­se­he. Es gibt in der Ge­schich­te der Men­schen vie­le Pro­phe­ten, und du warst … ein großer. Aber die letzt­end­li­che Pro­phe­zei­ung stammt von mir.“
    „Nun, viel­leicht wech­seln wir das The­ma“, schlug Bru­der Paul vor.
    „Nein, die­ser Mann in­ter­es­siert mich“, ent­geg­ne­te Je­sus.
    „Es gibt nichts Bes­se­res als ei­ne an­stän­di­ge phi­lo­so­phi­sche Dis­kus­si­on, um sich von den kör­per­li­chen Pro­ble­men ab­zu­len­ken. Bit­te er­zäh­le mir von dir, Pro­phet Mo­ham­med!“
    Bru­der Paul ver­stumm­te. Was die­se Män­ner im Au­gen­blick am meis­ten brauch­ten, war wohl Er­leich­te­rung von den Schmer­zen – und wäh­rend sie sich un­ter­hiel­ten, konn­te er sich ei­ne über­zeu­gen­de­re Mög­lich­keit über­le­gen, Je­sus hier her­aus­zu­be­kom­men.
    „Gern, Pro­phet Je­sus. Ich wur­de in Mek­ka ge­bo­ren – du kennst es viel­leicht als Mek­keh oder un­ter ei­nem an­de­ren Na­men, und zwar 570 Jah­re nach dei­nem Tod. Das Da­tum ist nur ge­schätzt, denn der Ka­len­der wur­de ver­än­dert, und Irr­tü­mer ka­men vor. Mein Va­ter starb vor mei­ner Ge­burt, und mei­ne Mut­ter folg­te sechs Jah­re spä­ter. Da­her wuchs ich bei Ver­wand­ten auf.“
    „Du hat­test kei­nen Va­ter?“ frag­te Je­sus.
    „Wenn man so will“, ent­geg­ne­te Mo­ham­med, „ist Al­lah letzt­end­lich un­ser al­ler Va­ter, doch ein Mensch braucht einen Men­schen­va­ter, einen, der einen be­schützt und ei­nem den Un­ter­schied zwi­schen Gut und Bö­se bei­bringt.“
    „Rich­tig“, stimm­te Je­sus zu. „Dar­über soll man nicht spot­ten.“
    „Da­mit er nach der Zeit in der Ge­bär­mut­ter, wenn sein Le­ben noch ein Nichts ist, hin­aus­wan­dert und man ihm zeigt, wie er beim Gott der Men­schen Zu­flucht fin­det vor dem bö­sen Wil­len des lis­ti­gen Ver­rä­ters, der sich in die Her­zen der Men­schen ein­schleicht.“
    „Das Übel Sa­tans“, stimm­te Je­sus zu. „Du sprichst die Wahr­heit, Pro­phet.“
    Mo­ham­med woll­te ge­ra­de die Ach­seln zu­cken, zuck­te aber ins­ge­samt zu­sam­men, weil sich die Ein­ge­wei­de be­weg­ten, und hielt in der Be­we­gung in­ne. „Ich re­de nur, um die Men­schen auf den rech­ten Weg zu wei­sen, den Weg im Sin­ne Al­lahs.“
    „Hast du … ge­hei­ra­tet? Wie bist du ge­stor­ben?“
    „Ich hei­ra­te­te als jun­ger Mann von fünf­und­zwan­zig Jah­ren“, sag­te Mo­ham­med. „Sie war ei­ne rei­che Wit­we, fünf­zehn Jah­re äl­ter als ich, aber ei­ne

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