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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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be­foh­len, Ihn zu ver­eh­ren, und sonst nie­man­den au­ßer Ihn. Als man be­gann, dich und al­le Hei­li­gen zu ver­eh­ren, wur­de die Re­li­gi­on per­ver­tiert. Und weil sie in die Ir­re gin­gen, kam der En­gel Ga­bri­el zu mir, da­mit ich die wah­re Re­li­gi­on, wie sie Abra­ham pre­digt, zu­rück­bräch­te, näm­lich die ab­so­lu­te Un­ter­wer­fung un­ter Sei­nen Wil­len.“
    „Ja“, mein­te Je­sus, leicht ir­ri­tiert. „Aber …“
    „Aber die Chris­ten ha­ben mich in ih­re Höl­le ge­wor­fen“, be­en­de­te Mo­ham­med den Satz mit grim­mi­gem Lä­cheln. „Weil die wah­ren Ket­zer nicht die sind, die sich vom Haupt­kör­per der Kir­che ge­löst ha­ben, um Gott bes­ser die­nen zu kön­nen. Die wah­ren Ket­zer lei­ten die christ­li­che Kir­che – und die jü­di­sche. Und …“
    „Und die mos­le­mi­sche Kir­che?“ frag­te Je­sus sanft.
    „Und die mos­le­mi­sche Kir­che“, stimm­te Mo­ham­med zu. „Glau­ben sie et­wa, ich se­he nicht ih­ren Haß, ihr Al­ko­hol­trin­ken, ih­re Sün­den? Und die Hä­re­ti­ker al­ler Kir­chen ver­dam­men al­le die­je­ni­gen zur Höl­le, die ih­re Un­recht­mä­ßig­kei­ten bloß­zu­le­gen ver­su­chen. Gott ist gnä­dig – die An­füh­rer die­ser Kir­chen sind es nicht.“
    „Und so wur­dest du ge­tö­tet?“
    „Nein, ich starb ei­nes na­tür­li­chen To­des, als man mich nicht mehr brauch­te.“
    Je­sus traf ei­ne Ent­schei­dung. „Pro­phet, mir ge­fällt dei­ne Hal­tung. Dein Glau­be stimmt nicht in je­der Hin­sicht mit mei­nem über­ein, aber ich glau­be, du bist be­ru­fen, den Streit zwi­schen mir und Bru­der Paul zu schlich­ten.“
    „Das wer­de ich ger­ne ver­su­chen“, sag­te Mo­ham­med. „So­lan­ge es nicht um kör­per­li­chen Ein­satz geht. Un­se­re Wun­den ver­hei­len erst zur Nacht wie­der – und je­den Mor­gen müs­sen wir aufs neue an die­sem Dä­mon vor­bei. Im Au­gen­blick kann ich nur spre­chen.“
    Sie wand­ten sich zu Bru­der Paul. Nun, warum nicht? Wenn dies ein mög­li­cher Weg war, sei­nen Freund von die­sem un­mög­li­chen Ort zu be­frei­en … „Es ist so“, be­gann Bru­der Paul. „Ich stam­me von ver­schie­de­nen Ras­sen ab. Ich ha­be et­was nu­bi­sches Blut. Er meint, das ver­dam­me mich, und aus Grün­den der Freund­schaft er­trägt er mei­ne Stra­fe. Mei­ner Mei­nung nach gibt es aber kei­ne erb­li­che Schuld, au­ßer viel­leicht bei der Erb­sün­de, die al­le Men­schen zu­gleich be­fleckt. Ist schwar­zes Blut denn wirk­lich ei­ne Sün­de?“
    „Es gibt kei­ne erb­li­che Schuld“, sag­te Mo­ham­med. „Je­de Per­son, die rech­ten Glau­bens ist und da­nach han­delt, ist im Hau­se Al­lahs, des Mit­lei­di­gen, des Gnä­di­gen, will­kom­men. Ich be­daue­re, daß vie­le, die vor­ge­ben, mei­ner Pro­phe­zei­ung zu fol­gen, dies nicht zu glau­ben schei­nen, aber dem ist so.“ Er wand­te sich zu Je­sus und mach­te ei­ne Hand­be­we­gung auf Bru­der Paul hin. „Ist dies ein sol­cher Mensch? Ei­ner, der Gott in sei­nem Her­zen wie auch mit den Lip­pen ehrt?“
    „Ja“, sag­te Je­sus. „Aber …“
    „Ich su­che Gott“, sag­te Bru­der Paul. „Ich neh­me nicht für mich in An­spruch, ihn ge­fun­den zu ha­ben oder sei­ner wert zu sein …“
    „Aber wenn er ir­gend­wie einen Ma­kel auf­weist“, fuhr Mo­ham­med fort, „wür­de ich ihn we­der in die Höl­le schi­cken noch an sei­ner Stel­le dort­hin ge­hen. Ich wür­de ihm ver­ge­ben.“
    „Ihm ver­ge­ben …“ sag­te Je­sus, als sei dies ei­ne un­ge­heu­re Ent­hül­lung. „Wie Gott den Men­schen ver­gab …“
    „Da­her“, warf Bru­der Paul rasch ein, „be­steht für dich kei­ne Not­wen­dig­keit mehr wei­ter­zu­lei­den, wenn dies ge­sche­hen ist. Laß uns von hier ver­schwin­den.“
    Fast stimm­te Je­sus zu. Aber dann wich er zu­rück. „Dir ist ver­ge­ben. Aber wer ver­gibt mir?“
    „Dir? Du bist doch oh­ne Ma­kel!“
    „Je­sus ist oh­ne Ma­kel, ab­ge­se­hen viel­leicht von der Sa­che mit dem Fei­gen­baum. Aber der­je­ni­ge, der die Rol­le spielt – und sie nicht rich­tig spielt –, mit dem ist es et­was an­de­res.“
    Bru­der Paul spür­te ei­ne Ka­ta­stro­phe in der Luft lie­gen. Er kämpf­te da­ge­gen an. „Laß

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