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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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so vie­len kon­ven­tio­nel­len Ak­ten, die durch kon­ven­tio­nel­le Fak­to­ren ver­zerrt wer­den, war dies höchst un­be­deu­tend. Das Col­le­ge hat­te sich selbst ge­täuscht, in­dem es ein Do­ku­ment der Mit­tel­mä­ßig­keit an­statt ein Do­ku­ment der Ge­nau­ig­keit an­ge­legt hat­te. Durch die Ak­te wür­de das Gu­te, was ihm im Col­le­ge wi­der­fah­ren war, nie­mals be­kannt.
    Paul las zu En­de und schloß die Ak­te. Er war nach­denk­lich ge­wor­den. Es han­del­te sich al­so doch nicht um das Werk des Teu­fels, son­dern um das Werk von un­voll­kom­me­nen Men­schen. Viel­leicht war das größ­te Schei­tern auch das sub­tils­te: In all die­sem Sumpf von Sta­tis­ti­ken, Prü­fungs­er­geb­nis­sen – ja, es gab sie wirk­lich! – und Kom­men­ta­ren war es den Be­hör­den ir­gend­wie ge­lun­gen, das Wich­tigs­te von ihm völ­lig au­ßer acht zu las­sen. Wenn ein Frem­der die­se Auf­zeich­nun­gen las, wür­de er nichts über Pauls Fä­hig­kei­ten oder Cha­rak­ter er­fah­ren. Hier war er un­be­schreib­bar, be­saß we­der Per­sön­lich­keit noch großes Po­ten­ti­al.
    Er hat­te zu je­ner Zeit ge­wußt, daß ei­ni­ge Leh­rer (dar­un­ter zu Pauls Be­dau­ern auch Will Ham­lin) in ihm, Paul, nichts Viel­ver­spre­chen­des sa­hen. Viel­leicht wür­den sie auch sein heu­ti­ges Le­ben nicht als be­zeich­nend für ‚Er­folg’ an­se­hen. Er hat­te da­mals ver­mu­tet, der Grund lä­ge dar­in, daß sie sich nicht wirk­lich Mü­he ga­ben, ihn zu be­grei­fen, und wenn sie sich die Mü­he ge­ge­ben hat­ten, be­sa­ßen sie ein­fach nicht die In­tel­li­genz, ih­re Ar­beit rich­tig aus­zu­füh­ren. Die Sa­che mit dem Nor­men­kon­troll­ko­mi­tee hat­te be­wie­sen, auf wel­cher Ebe­ne sie mensch­li­che Wer­te be­ur­teil­ten. Paul war auf un­kon­ven­tio­nel­le Art in­tel­li­gent und in kon­ven­tio­nel­len Ter­mi­ni gleich­gül­tig. Mit den üb­li­chen Nor­men war er nicht leicht zu be­wer­ten. Die Auf­zeich­nun­gen be­stä­tig­ten dies: Sie stell­ten sie dar und nicht ihn.
    „Über­tra­gung“, sag­te er.
    „Was?“ frag­te Ca­ro­lyn.
    Plötz­lich be­fand er sich wie­der in der Ge­gen­wart, wie sie ge­ra­de war. Er hat­te dem Kind einen kom­ple­xen Be­griff hin­ge­wor­fen. „Über­tra­gung. Das ist, wenn ei­ne Per­son ih­re Ge­füh­le oder Hand­lun­gen auf ei­ne an­de­re über­trägt. Wenn man je­man­den nicht lei­den kann, kann man sa­gen: ‚Die­se Per­son haßt mich.’ Wenn man sich mü­de fühlt, sagt man: ‚Sie ha­ben die­se Stu­fen zu steil an­ge­legt.’ Es ist die Art, mit be­stimm­ten Din­gen so um­zu­ge­hen, die man bei sich selbst nicht er­ken­nen will. Man las­tet sie ein­fach je­mand an­de­rem an.“
    „Wie bei Voo­doo?“ frag­te sie auf­ge­weckt.
    „Hmm. Nein. Du denkst dar­an, wie man Na­deln in Pup­pen steckt, und die Per­son, für die die Pup­pe steht, wird ver­letzt?“
    „Ja. Viel­leicht tut es der Pup­pe auch weh. Mei­ner wür­de es weh tun.“
    Na­tür­lich hat­te sie Mit­leid mit der Pup­pe. Wie schwer es war, die Fal­le zu mei­den, in die er hier hin­ein­ge­stol­pert war, näm­lich es zu schaf­fen, den Ler­nen­den ken­nen­zu­ler­nen und so­mit auch sei­nen Er­folg be­ur­tei­len zu kön­nen. „Das ist nicht ei­gent­lich das glei­che. An­de­rer­seits …“ Was denn – war nicht die ge­sam­te Ak­te wie ei­ne Voo­doo-Pup­pe? Die Col­le­ge-Ver­wal­tun­gen und In­sti­tu­tio­nen der glei­chen Art in der gan­zen Welt dach­ten, wenn sie die­ses Do­ku­ment ‚Paul’ nann­ten und die Na­deln ih­rer ge­hei­men Mei­nun­gen über ihn hin­ein­steck­ten, könn­ten sie de­fi­nie­ren, wie er war. Nun, viel­leicht hat­te es sie da­mals be­frie­digt. Im nächs­ten Jahr wa­ren neue Stu­den­ten ge­kom­men, und er wur­de ver­ges­sen, im Ak­ten­schrank be­gra­ben. Die Iro­nie lag dar­in, daß sein Fall oh­ne Zwei­fel ty­pisch nicht nur für die Stu­den­ten an die­sem Col­le­ge war, son­dern für al­le Stu­den­ten an al­len Uni­ver­si­tä­ten. Die große Mehr­heit von ih­nen blieb ge­wiß un­be­kannt. Kei­ner er­lang­te einen be­son­de­ren Sta­tus – und auch die In­sti­tu­tio­nen nicht. Und die Leu­te wun­der­ten sich,

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