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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Paul und hat­te den Ord­ner ge­öff­net.
    Bald be­reu­te er es. Ja, Pan­do­ra! dach­te er. Pan­do­ra war das Mäd­chen ge­we­sen, das die Büch­se ge­öff­net – (war sie ei­ne an­de­re In­kar­na­ti­on Evas?) und da­bei al­les auf die Welt los­ge­las­sen hat­te, wo­bei sie nur ei­nes zu­rück­hielt: die Hoff­nung. Paul hat­te nun auch die Hoff­nung fah­ren las­sen. Denn die ge­hät­schel­ten Idea­le sei­ner Col­le­ge­zeit, die die Pro­ble­me der Cam­pus­po­li­tik wie auch schlech­te Leh­rer und frag­wür­di­ge Aus­schlie­ßun­gen über­dau­ert hat­ten, wur­den nun als Il­lu­sio­nen ent­hüllt.
    Zu­nächst ein­mal: Die Ak­te ent­hielt Zen­su­ren! Klas­si­fi­zie­run­gen zwi­schen A, B und C, und zwar ge­nau von dem Ty­pus, den das Col­le­ge nach au­ßen hin nie­mals an­wen­de­te. Oh, es gab auch um­schrie­be­ne Be­ur­tei­lun­gen, aber ei­ne je­de wur­de am En­de mit ei­ner Buch­sta­ben­klas­si­fi­zie­rung ver­se­hen, von der glei­chen Art, wie man sie bei Com­pu­te­ri­sie­run­gen, die auf al­len an­de­ren Schu­len üb­lich wa­ren, ma­ni­pu­lie­ren konn­te. Aber an an­de­ren Schu­len wur­den die Klas­si­fi­zie­run­gen of­fen be­kannt­ge­ge­ben; je­der Stu­dent wuß­te ge­nau, wo er stand. Hier hat­te man al­les heim­lich auf­ge­stellt, so daß der Stu­dent nicht nur über sei­ne Po­si­ti­on im un­kla­ren blieb, son­dern über­haupt nicht wuß­te, daß man ihn der­art be­ur­teilt hat­te. Das war ein wett­be­werbs­mä­ßi­ger Nach­teil, der sich auf das ge­sam­te wei­te­re Le­ben aus­wir­ken wür­de. Als ob man Po­ker spiel­te, und je­der an­de­re konn­te ei­nem in die Kar­ten se­hen, nur man sel­ber nicht. Bru­der Paul kann­te sich im Po­ker nur all­zu­gut aus, und die Ana­lo­gie quäl­te ihn. Hier stand sei­ne Bot­schaft in frem­der Spra­che, und von al­len Par­tei­en, die ihm hät­ten den In­halt ver­deut­li­chen kön­nen, hat­te dies nur ei­ne ge­tan: der Hei­li­ge Or­den der Vi­si­on. So hat­te er das schreck­li­che Ge­heim­nis mehr oder min­der durch Glück ent­deckt. „Al­ma Ma­ter, wie konn­test du mir das an­tun?“ schrie er mit ei­nem Ge­fühl, als brä­che ihm das Herz.
    Zu An­fang der Ab­schrift fand er ei­ne Be­mer­kung, die be­sag­te, das Col­le­ge zö­ge es ei­gent­lich vor, kei­ne Zen­su­ren zu er­tei­len, sei aber we­gen der An­for­de­run­gen von au­ßen da­zu ge­zwun­gen. Ei­ne wei­te­re No­tiz warn­te den Le­ser, es dem Be­trof­fe­nen kei­nes­falls zu ge­stat­ten, die­se Ak­te zu le­sen. Kein Wun­der!
    Paul hat­te die Lehr­plä­ne mehr oder min­der naiv durch­lau­fen: vier Jah­re lang oh­ne Angst vor Zen­su­ren oder Sta­tus. Das war das Schö­ne an die­ser Zeit ge­we­sen. Er hat­te sich sein Wis­sen ek­lek­tisch ge­sucht, um des Ler­nens wil­len – und nun war es durch die­se Heu­che­lei zu­nich­te ge­macht wor­den.
    Nein, nein – das war ein un­ge­rech­tes Ur­teil. Die zen­su­ren­lo­se Um­ge­bung hat­te ihn zu ei­ner be­son­de­ren Dis­zi­plin ge­zwun­gen. Es war leicht, in Sta­gna­ti­on zu ver­sin­ken, wenn man nicht un­ter dem Druck von Prü­fun­gen und Zen­su­ren stand. Ei­ne gan­ze Rei­he von Stu­den­ten hat­ten sich so ver­hal­ten und wa­ren all­mäh­lich aus den Kur­sen her­aus­ge­fil­tert wor­den. An­de­re hin­ge­gen be­trach­te­ten es als Her­aus­for­de­rung – zu ler­nen, da­von zu pro­fi­tie­ren und sich zu ent­wi­ckeln, oh­ne einen of­fi­zi­ell struk­tu­rier­ten Sti­mu­lus. Und we­ni­ge, wie auch Paul, hat­ten statt des­sen die rei­ne Freu­de am Ler­nen ent­deckt. Das Wis­sen von Fak­ten war ein Weg, der zur Er­kennt­nis selbst führ­te. Ei­ne Zen­sur an sich be­deu­te­te nichts – es war die Hal­tung da­zu, auf die es an­kam.
    Die­ser Pro­zeß war kaum be­en­det ge­we­sen, als Paul das Col­le­ge ver­ließ. Er hat­te beim Ver­las­sen die­ser schüt­zen­den Um­ge­bung erns­te Pro­ble­me ge­habt, wie es sei­ne Er­fah­rung mit der Mnem-Dro­ge ge­zeigt hat­te. Aber der Grund­stein war ge­legt, und nach ei­ni­ger Zeit hat­te er wei­ter dar­an ge­baut, und nun lern­te er je­des Jahr mehr als in sei­ner ge­sam­ten Col­le­ge­zeit. Das war kei­ne

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