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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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dem Band der Un­end­lich­keit. Da­her hat­te er sie auch hier­her­ge­bracht; sie war ein Teil sei­ner selbst. Acht Jah­re alt, in drei Mo­na­ten neun (oh, schon wie­der ein Ge­burts­tag!), kost­bar über je­de Vor­stel­lung hin­aus.
    Das war et­was, was an­de­re nie­mals be­grei­fen wür­den und auch nicht brauch­ten. Sie dach­ten, er sei der al­te Paul, le­dig­lich zwei De­ka­den äl­ter, auch wenn sie das Ori­gi­nal nicht ge­kannt hat­ten. Aber kann­te über­haupt ir­gend je­mand den an­de­ren? Ei­ne phi­lo­so­phi­sche Fra­ge, aber un­be­ant­wort­bar.
    Er sprach mit je­nen an­de­ren und ent­wi­ckel­te die Vor­pla­nung für das Pro­gramm. Paul kann­te Ta­rot, ein an­de­rer das I Ging – was ir­gend­wie ei­ne ge­mein­sa­me Ba­sis bot. „Ich ha­be für mor­gen schon die Schafgar­ben­stöck­chen ge­wor­fen“, sag­te der an­de­re. „Die Ant­wort lau­te­te: ‚Das Zen­trum ist leer.’“
    Paul lach­te: „Das kann schon stim­men.“
    Nüch­tern nick­te der Mann. Vie­le Stu­den­ten hat­ten an dem Pro­gramm In­ter­es­se ge­zeigt: „Die Zu­kunft der Of­fen­ba­rung“, aber es war un­si­cher, wie­viel da­von üb­rig­b­lieb, wenn es wirk­lich so­weit war. In Pauls Ta­gen hat­te man ei­ni­ge ex­zel­len­te Kur­se auf­ge­ben müs­sen, weil ein­fach kei­ne Stu­den­ten ka­men.
    Sie be­en­de­ten ih­re Mahl­zeit und gin­gen hin­auf in den Heu­scho­ber-Saal. Sie ka­men an der Stel­le von Wills al­tem Bü­ro vor­bei, aber das gab es nicht mehr. Zwei­felsoh­ne be­wohn­te Will heu­te mehr als nur ei­ne klei­ne Ni­sche, wenn nicht so­gar ein Si­lo. Paul at­me­te tief ein – und im­mer noch spür­te er einen schwa­chen Hauch des Ge­stanks von dem scheuß­li­chen Lö­wen­zahn­schnaps. Nach zwan­zig Jah­ren? Un­mög­lich …
    Die Scheu­ne war noch ge­nau­so, wie er sich an sie er­in­ner­te. Ca­ro­lyn war be­geis­tert, rann­te über die Büh­ne und ver­such­te, sich wie ei­ne Schau­spie­le­rin auf­zu­füh­ren. Hier hat­te Paul Ku­lis­sen ge­malt, hier hat­te er ge­gen das Lam­pen­fie­ber an­ge­kämpft. Öf­fent­lich zu re­den war ihm zu­nächst nicht leicht ge­fal­len. Sei­ne Nach­denk­lich­keit und sei­ne lei­se Stim­me wa­ren ernst­haf­te Hin­de­rungs­grün­de ge­we­sen. Schließ­lich war in ei­nem Se­mi­nar der Lei­ter der Lai­en­spiel­grup­pe zu ihm durch­ge­drun­gen. „Sag es noch ein­mal, ge­nau so, aber zwei Kom­ma drei mal so laut.“ Paul hat­te ge­horcht – und es klapp­te. Nie­mals wie­der hat­te er Lam­pen­fie­ber be­kom­men. Nor­ma­ler­wei­se sprach er im­mer noch lei­se, aber er kann­te nun die Tech­nik der Pro­jek­ti­on und setz­te sie be­wußt ein, wenn es nö­tig war. Mit die­sem Me­cha­nis­mus be­waff­net, merk­te er, daß das Lam­pen­fie­ber selbst ver­schwand. Nun konn­te er frei vor je­dem Pu­bli­kum re­den, und er kam gut an. Zu­wei­len hat­te er so­gar auf dem Po­di­um bes­ser ge­wirkt als im tat­säch­li­chen Le­ben; in pri­va­ten Un­ter­hal­tun­gen konn­te er zu­wei­len un­be­hol­fen sein.
    „Wir wer­den nicht die­sen Saal be­nut­zen“, sag­te Da­vid Whi­te. „Wir ge­hen hin­aus auf die Wie­se. Da ist es weitaus an­ge­neh­mer.“ Im über­tra­ge­nen Sin­ne: Wir wer­den nicht ge­nü­gend Teil­neh­mer be­kom­men, um den Saal zu fül­len.
    Bei Be­ginn der Abend­däm­merung setz­ten sie sich auf den leicht ab­fal­len­den Hü­gel hin­ter dem Heu­scho­ber-Saal. Ca­ro­lyn lief da­von, um für sich die an­de­ren Tei­le des Cam­pus zu ent­de­cken. Paul ver­ge­wis­ser­te sich, daß sie hier in Si­cher­heit war – nie­mand wür­de sie hier be­hel­li­gen, und sie wuß­te, wo sie ihn zu fin­den hat­te. Ein Groß­teil der Er­zie­hung von Kin­dern be­stand dar­in, ih­nen mehr Zü­gel zu ge­ben. Sie muß­ten ih­re Gren­zen in der ih­nen ei­ge­nen Wei­se ent­de­cken.
    Die Teil­neh­mer stell­ten sich vor, doch die Na­men wan­der­ten bei Paul zum einen Ohr hin­ein und zum an­de­ren wie­der hin­aus. Na­men und Da­ten wa­ren noch nie sei­ne Stär­ke ge­we­sen. Seit er kein Mnem mehr nahm! Wäh­rend mehr und mehr Leu­te her­bei­ström­ten, un­ter­hielt man sich. Als un­ge­fähr drei­ßig zu­sam­men­ge­kom­men wa­ren,

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