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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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er­schi­en der Haupt­red­ner, leg­te sich auf die fla­che Wie­se am Fu­ße des Hü­gels, ver­teil­te sei­ne No­ti­zen und hielt ei­ne weit­schwei­fi­ge Vor­le­sung über sei­ne Er­fah­run­gen im po­li­ti­schen Mahl­strom der Er­de vor dem großen Ex­odus. Die­se ge­sam­te Ex­odu­se­po­che um­faß­te ge­nau zehn Jah­ren, ge­nau je­ne zwi­schen Pauls Fort­ge­hen und sei­ner Rück­kehr ins Col­le­ge, doch sie schi­en be­reits so fern wie das Mit­tel­al­ter. Die Men­schen nann­ten sie die ‚När­ri­sche’ Epo­che, und es war in der Tat wahn­sin­nig ge­we­sen. Die ge­sam­te Kul­tur der Er­de war auf ei­ne Wei­se er­schüt­tert wor­den, wie man es heu­te kaum für glaub­lich hielt. Aber der Ex­odus war nicht aus dem Nichts ent­stan­den. Ehe die Ma­te­rie­über­tra­gung das schein­bar Er­leich­te­rung schaf­fen­de Ven­til bil­de­te, hat­te die Er­de kurz vor der Selbst­ver­nich­tung ge­stan­den. Der Red­ner leg­te dies deut­lich dar. Er be­nutz­te einen def­ti­gen Dia­lekt, um sei­ner Mei­nung die nö­ti­ge Wür­ze zu ge­ben. Es war ein in­ter­essan­ter Vor­trag, aber kei­nes­wegs das, was dem Pro­gramm ent­sprach.
    Paul hat­te über­legt, was er hier, im Col­le­ge der Zu­kunft wohl fin­den wür­de. Als er es ver­las­sen hat­te, be­fand es sich in der Pha­se des Nie­der­gangs; sein ei­ge­ner Aus­schluß war nur ein Sym­ptom für die all­ge­mei­ne­re Mi­se­re ge­we­sen. Im In­ter­es­se von Wachs­tum und An­er­ken­nung hat­te man die per­sön­li­che Frei­heit be­schnit­ten und ge­nau die Qua­li­tä­ten ge­op­fert, die das Col­le­ge zu dem ge­macht hat­ten, was es war. Nun hat­te es die er­wünsch­te Grö­ße er­reicht. Be­deu­te­te dies, daß es un­ver­meid­lich auch kon­ven­tio­nel­ler ge­wor­den war? Es war zu früh, dies zu be­haup­ten, aber die an­fäng­li­chen Zei­chen deu­te­ten dar­auf hin, daß dem nicht so war. Wenn die­ser Red­ner ty­pisch war für die neue Pro­fes­so­ren­ge­ne­ra­ti­on, dann war das Col­le­ge heu­te so­gar noch li­be­ra­ler als da­mals.
    Als sich die Dun­kel­heit senk­te, er­schie­nen noch mehr Men­schen und setz­ten dem Wie­sen­hü­gel hel­le Tup­fen auf. Auch die Mücken schwärm­ten her­bei. Vor Paul ließ sich ein Pär­chen nie­der, das mehr mit sei­ner ge­flüs­ter­ten Un­ter­hal­tung be­schäf­tigt war als mit dem Vor­trag. Das Mäd­chen ki­cher­te stän­dig. Um den Hü­gel her­um zog sich ein Ge­mur­mel an­de­rer Un­ter­hal­tun­gen. Drei Hun­de schnüf­fel­ten um­her, spiel­ten um die Sit­zen­den her­um und ta­ten die üb­li­chen Din­ge, die Hun­de zu tun pfle­gen. Ei­ni­ge Leu­te gin­gen wie­der. Of­fen­sicht­lich wur­de dies nicht als Ver­an­stal­tung an­ge­se­hen, an der man von Be­ginn bis zum En­de teil­neh­men muß­te, son­dern eher als ein Zwi­schen­stop, ei­ne Art von stän­di­gem Un­ter­hal­tungs­pro­gramm nie­de­ren Ni­ve­aus, das man nur häpp­chen­wei­se ge­nie­ßen konn­te. Es gab ei­ni­ge Fra­gen an den Red­ner, die recht in­di­vi­dua­lis­ti­sche Stand­punk­te wi­der­spie­gel­ten.
    In­ner­lich staun­te Paul, wäh­rend er sich noch dar­um sorg­te, ob das feuch­te Gras nicht sei­ne Kut­te fle­ckig mach­te. Er hät­te Jeans an­zie­hen sol­len. Kein Zwei­fel: Das schwin­gen­de Pen­del des Kon­ser­va­ti­vis­mus hat­te schon lan­ge die Rich­tung ge­wech­selt. So wa­ren Ver­an­stal­tun­gen zu sei­ner Zeit auch oft ge­we­sen.
    Schließ­lich wur­de die Ver­an­stal­tung be­en­det. Paul ging hin­über zum nächs­ten Ta­gungs­ort, wo er sei­nen Vor­trag hal­ten soll­te. Das The­ma lau­te­te na­tür­lich: „Der Gott von Ta­rot“. Er soll­te als zwei­ter an die Rei­he kom­men; der ers­te Vor­trag dau­er­te gut über ei­ne Stun­de. Er war recht in­ter­essant, doch dies be­deu­te­te, daß es weit über sei­ne nor­ma­le Schla­fens­zeit sein wür­de, ehe er über­haupt an die Rei­he kam. Zu die­sem Zeit­punkt war sich Paul nicht mehr si­cher, ob sein Ma­te­ri­al der Zu­hö­rer­schaft ent­sprach. Er hat­te es so aus­ge­wählt, daß es nicht zu ab­strus klang, um nicht kon­ser­va­ti­ve­re Geis­ter als ihn selbst zu be­lei­di­gen. Nun hat­te sich der

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