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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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un­ge­wöhn­li­che Fall her­aus­ge­stellt, daß der Cam­pus heut­zu­ta­ge we­ni­ger kon­ven­tio­nell wirk­te, als Paul selbst war, und da­durch wur­de ihm ein we­nig un­be­hag­lich. Er hat­te sich nicht so sehr ge­än­dert und war ge­wiß nicht all­ge­mein kon­ser­va­ti­ver ge­wor­den: Aber das Col­le­ge hat­te sich auf un­er­war­te­te Wei­se ver­än­dert. Das war be­stimmt nicht falsch, brach­te ihn je­doch aus der Fas­sung und mach­te ihn des­ori­en­tiert. Er schi­en nun tat­te­ri­ger, als er ei­gent­lich war.
    Dann kam Will Ham­lin. Er war äl­ter, grau­er ge­wor­den, aber man konn­te ihn so­gleich er­ken­nen, und zwar auf zwei ver­schie­de­ne Ar­ten. Zum einen spiel­te The­ri­on sei­ne Rol­le. Paul sprang auf, um ihm die Hand zu schüt­teln. Zu mehr hat­ten sie auch kei­ne Zeit, denn es war wirk­lich mit­ten in ei­ner Re­de.
    Paul las sei­nen Vor­trag ab und er­klär­te ei­ni­ge der er­staun­li­chen Phä­no­me­ne, in de­nen sich der Gott von Ta­rot ma­ni­fes­tiert hat­te, und dann war end­lich die Ver­an­stal­tung be­en­det. Es gab kei­ne be­son­de­ren Kom­men­ta­re – die an­de­ren wa­ren si­cher­lich eben­so mü­de wie er auch. Er such­te Ca­ro­lyn, und zu­sam­men fan­den sie den Weg zu ih­rem Zim­mer. Es war na­tür­lich weit über die Schla­fens­zeit des klei­nen Mäd­chens hin­aus und auch spät für Paul, aber sie ging nie­mals auch nur ei­ne Se­kun­de frü­her ins Bett, als sie muß­te, und ge­noß es sicht­lich.
    Scha­de, daß es kei­ne wei­te­re Ge­le­gen­heit ge­ge­ben hat­te, mit Will zu re­den, auch nicht in der Er­satz­rea­li­tät der Ani­ma­ti­on. Zwan­zig Jah­re – die Welt hat­te sich für sie bei­de voll­stän­dig ge­än­dert, doch die Um­stän­de hat­ten ih­nen nur ein blo­ßes Hän­de­schüt­teln ge­währt. Nicht daß Will in der lan­gen Zwi­schen­zeit häu­fig Pauls Ge­dan­ken be­schäf­tigt ge­habt hät­te, und si­cher war Paul auch nie­mals ein grund­sätz­li­cher Teil in Wills Ge­dan­ken ge­we­sen (für Will wa­ren Grund­sätz­lich­kei­ten die wich­tigs­ten Be­grif­fe). Es han­del­te sich zu­fäl­lig nur um die Ge­gen­über­stel­lung von ver­schie­de­nen Ty­pen, die die Zeit weit aus­ein­an­der­ge­trie­ben hat­te. Vor zwan­zig Jah­ren wa­ren Pauls spä­te­rer Er­folg im Le­ben und Wills wei­te­res Ver­blei­ben am Col­le­ge gleich un­wahr­schein­lich ge­we­sen – doch bei­de hat­ten sich durch­ge­setzt, und dies war der Au­gen­blick der ge­gen­sei­ti­gen Be­stä­ti­gung. Die an­ge­mes­se­ne­re Ein­heit der Den­kungs­art zeig­te sich auch nur sel­ten of­fen …
    „Dad­dy, le­sen wir noch?“
    Ge­wöhn­lich la­sen sie des Abends, und wenn es auch schon sehr spät war, hielt Paul es für das bes­te, das Ri­tu­al bei­zu­be­hal­ten. Er ver­such­te sei­ner Toch­ter da­durch ne­ben­her et­was bei­zu­brin­gen wie auch die Nä­he zwi­schen ih­nen bei­den noch zu ver­stär­ken. Sie war ein sen­si­bles, hy­pe­rak­ti­ves Kind, und sie brauch­te stän­dig sei­ne un­ter­stüt­zen­de Ge­gen­wart und nicht die grim­mi­gen Be­feh­le von stän­dig et­was ver­bie­ten­den El­tern­fi­gu­ren, eher lie­be­vol­le Hil­fe, und das war ein Teil da­von. Er hat­te ihr al­le Bü­cher aus dem Zy­klus Zau­be­rer von Oz und ei­ne voll­stän­di­ge Fas­sung der Bi­bel in Ge­schich­ten­form vor­ge­le­sen und be­gann ge­ra­de mit ei­ner un­zen­sier­ten Neu­über­set­zung der Mär­chen aus Tau­send­und­ei­ner Nacht. Fol­gen wür­den die Wer­ke von Le­wis Car­roll und Don Qui­cho­te.
    Man­che hiel­ten dies nicht für die ge­eig­ne­te Lek­tü­re für ein Kind die­ses Al­ters, aber Ca­ro­lyn war für ihr Al­ter un­ge­wöhn­lich weit. Paul er­klär­te ihr al­les sehr sorg­fäl­tig, und bei­de hat­ten sie an die­sen Le­se­stun­den viel Spaß. Es wa­ren auch al­les gu­te Bü­cher und ein­an­der ähn­li­cher, als man­che Men­schen glau­ben moch­ten.
    „Na­tür­lich, mei­ne Sü­ße.“ In sei­nem Kof­fer be­fand sich das Buch, das er ei­gens für die­sen Zweck ein­ge­packt hat­te: ein al­tes Mär­chen über einen Dra­chen, ei­ner Stein­sta­tue, die zum Le­ben er­wacht und ein klei­nes Mäd­chen mit auf die

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