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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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„Auf­ste­hen“, mur­mel­te er in ihr nied­li­ches klei­nes Ohr. „Es gibt Ka­kao.“ Sie be­weg­te sich. „Und En­ten.“
    „Oh, En­ten“, rief sie freu­dig. Auf­ste­hen be­deu­te­te für sie ein har­tes Schick­sal, aber es galt, vie­le neue Freun­de zu ge­win­nen. Ehe sie den Cam­pus ver­las­sen ha­ben wür­den, das wuß­te Paul, wür­de sie mit je­dem Hund, je­der Kat­ze, je­der En­te und je­dem Kind auf dem Ge­län­de auf ver­trau­tem Fu­ße ste­hen. So wa­ren klei­ne Mäd­chen nun ein­mal. Gott sei Dank!
    Zu­sam­men gin­gen sie zum Cam­pus hin­über. Der Pfad ver­lief mit­tels höl­zer­ner Stu­fen über einen stei­len Hü­gel, über­zo­gen von ei­nem strah­len­för­mi­gen Ge­bäu­de, an dem man noch bau­te, wei­ter durch das han­tel­för­mi­ge Kunst­ge­bäu­de hin­durch, an der mo­der­nen neu­en Bi­blio­thek vor­bei und durch einen schö­nen, dich­ten Fich­ten­wald. In Pauls Ta­gen hat­te es nur den Wald ge­ge­ben.
    Beim Gang durch die Bäu­me san­gen sie ein Lied. Er zeig­te ihr die rie­si­gen al­ten Fich­ten, de­ren un­zäh­li­ge nied­ri­ge Zwei­ge sich ein­la­dend nach al­len Sei­ten er­streck­ten. Man konn­te sie leicht hin­auf­klet­tern, aber Schmutz und Harz be­fleck­ten ei­nem da­bei so die Hän­de, daß man es kaum je­mals wie­der ab­wa­schen konn­te. „Al­so steig bit­te nicht hin­auf“, en­de­te er war­nend. „Ich möch­te nicht, daß die Leu­te von mir den­ken, ich hät­te ei­ne schmut­zi­ge klei­ne Toch­ter.“
    „Tu ich nicht, Dad­dy“, ver­sprach sie und schiel­te ab­schät­zend zu den Äs­ten hin­über. Ein­la­dend wie ei­ne Lei­ter …
    Wei­ter ging es durch ein Feld mit vie­len Wie­sen­blu­men, was Paul an die ers­te Stab­reim­zei­le des epi­schen Ge­dichts The Vi­si­on of Piers Plow­man er­in­ner­te, wo es um ein fei­nes Feld vol­ler Früch­te geht, das die Mensch­heit dar­stellt, die ih­ren eit­len Ge­schäf­ten nach­geht, un­ge­ach­tet der Ver­hei­ßung vom Turm der Wahr­heit über ih­nen oder dem Ver­lies der Falsch­heit un­ter ih­nen. Ca­ro­lyn woll­te na­tür­lich Blu­men pflücken, am liebs­ten al­le, aber er bat sie, sie am Le­ben zu las­sen, an­statt sie durch das Pflücken zu tö­ten.
    Schließ­lich ge­lang­ten sie ge­ra­de noch recht­zei­tig zum Früh­stück auf den Haupt­platz des Cam­pus. Oh, wel­che Freu­de. Ca­ro­lyn fand ihr Lieb­lings­müs­li, Ku­chen und na­tür­lich Ka­kao vor. Paul ent­deck­te ver­schie­de­ne Nuß­sor­ten. Son­nen­blu­men­ker­ne und Jo­ghurt. Er ent­schied sich für Ma­ger­milch und zwei Spie­ge­lei­er. Und al­les war durch ih­re Es­sens­bons ab­ge­deckt! Ca­ro­lyn schätz­te die­se Art von Be­zah­lung; es wirk­te wie Zau­be­rei. Man brauch­te die Bons ein­fach nur zu zei­gen und konn­te es­sen, was man woll­te.
    Als Paul hier Stu­dent ge­we­sen war, hat­te man sich um ei­ne ge­sun­de Er­näh­rung noch kei­ne Ge­dan­ken ge­macht. Das Es­sen war gut ge­we­sen, aber her­kömm­lich. Die Kö­chin wur­de lang­sam alt und be­harr­te dar­auf al­les so an­zu­rich­ten, wie sie es ge­wohnt war. We­der Jo­ghurt noch Kör­ner­früch­te. Dann ließ sie im­mer die Pfan­ne zu heiß wer­den, so daß die Spie­ge­lei­er un­ten ver­brannt wa­ren, wäh­rend die Ober­flä­che glit­schig blieb. Des­we­gen hat­te Paul es sich da­mals an­ge­wöhnt, Ei­er nur von bei­den Sei­ten ge­ba­cken zu es­sen, da­bei je­doch le­dig­lich her­aus­ge­fun­den, daß die­se Kö­chin die Kunst zur Per­fek­ti­on ge­bracht hat­te, Ei­er von bei­den Sei­ten zu ver­bren­nen, wäh­rend das Wei­ße in der Mit­te so frisch blieb wie Rot­ze bei ei­nem Heu­schnup­fen. Heu­te je­doch wa­ren die Ei­er aus­ge­zeich­net. Fast war er ein biß­chen ent­täuscht.
    Neu­gie­rig be­trach­te­te Paul die an­de­ren Stu­den­ten im Eß­saal. Die Män­ner tru­gen fast al­le einen Bart, die Frau­en kei­nen Büs­ten­hal­ter. Die meis­ten Per­so­nen bei­der­lei Ge­schlechts tru­gen Jeans. In Pauls Ta­gen hat­te es we­ni­ger Bar­te und mehr Büs­ten­hal­ter ge­ge­ben, an­sons­ten hat­te sich das Er­schei­nungs­bild der Stu­den­ten­schaft aber kaum ver­än­dert.
    Ehe das Es­sen vor­über war, hat­te sich Ca­ro­lyn

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