Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
hat­te kei­ne. Sie über­quer­ten ei­ne grö­ße­re Brücke, die sich in ei­nem so ver­fal­le­nen Zu­stand be­fand, daß hin­ter ih­nen ei­ni­ge Plan­ken hin­ab­stürz­ten. Paul muß­te Ca­ro­lyn bei der Hand hal­ten, da­mit sie die Ba­lan­ce be­hielt. „Da­für sind Dad­dies auch da“, sag­te sie. Ge­wiß wür­den sie nun nicht mehr zu­rück­ge­hen.
    Doch nun teil­te sich der Weg. Er nahm die ei­ne Rich­tung, sie die an­de­re. Aber als sie zu weit aus­ein­an­der ge­rie­ten, wur­de er ner­vös. Wenn er sie nun im Wald ver­lö­re? Der Ge­dan­ke, sie blie­be al­lein, ängst­lich, wei­nend hier zu­rück, er­füll­te ihn mit tie­fem Schuld­ge­fühl, weil sie ihn ges­tern abend aus den Au­gen ver­lo­ren hat­te.
    Dann kam sie zu ihm hin­über. „Es könn­te hier Bä­ren ge­ben“, ver­trau­te sie ihm an. Ja, wirk­lich – und nicht nur ech­te.
    Der Pfad führ­te nun einen stei­len, fich­ten­be­stan­de­nen Hang hin­auf aus dem Fluß­tal hin­aus und bog dann nach links – und das war nicht ih­re Rich­tung. Doch sie setz­ten den Weg fort, weil sie sich ein­mal dar­auf ein­ge­las­sen hat­ten. Er er­reich­te ei­ne hö­her ge­le­ge­ne Ebe­ne, zog sich durch ein Feld und teil­te sich noch ein­mal. „Sieh mal!“ rief Paul.
    Es war ein rie­si­ges In­dianer­zelt, an die drei Me­ter groß und voll­stän­dig. Si­cher ein ehr­gei­zi­ges stu­den­ti­sches Pro­jekt; man er­kann­te ei­ni­ge Werk­zeu­ge. Ei­ne hüb­sche, se­ren­di­pi­sche Ent­de­ckung.
    Da muß­te er na­tür­lich sei­ner klu­gen Toch­ter die Be­deu­tung des Wor­tes ‚se­ren­di­pisch’ er­klä­ren. Wäh­rend sie al­so dem Pfad wei­ter in nörd­li­cher Rich­tung folg­ten, er­zähl­te er ihr von den drei Prin­zen von Se­ren­dip, die im­mer das fan­den, was sie nicht ge­sucht hat­ten. Wie­viel deut­li­cher Wor­te doch wur­den, wenn man ei­ne klei­ne Ge­schich­te da­zu er­zähl­te. Das nächs­te Mal, wenn er die­sen Aus­druck be­nutz­te, wür­de sie si­cher sa­gen: „Oh, Dad­dy! Das große Zelt!“
    Schließ­lich zog sich der Pfad zwi­schen ho­hen, dich­ten Bü­schen ent­lang – für ihn schul­ter­hoch, bei Ca­ro­lyn über den Kopf hin­aus­ra­gend, so daß ihr Fort­kom­men nur von der Er­wach­se­nen­per­spek­ti­ve ab­hing – und mün­de­te in den häu­fi­ger be­nutz­ten Weg ein, dem sie zu­vor ge­folgt wa­ren. Nicht ver­irrt!
    „Das hat aber Spaß ge­macht, Dad­dy!“ rief sie.
    Ja, es war ein sel­te­ner Spaß ge­we­sen. Er leg­te ihr den Arm um die Schul­tern, und sie gin­gen wei­ter. Ihr Col­le­ge­er­leb­nis war auf pas­sen­de Wei­se zu En­de ge­gan­gen.
    Doch in die­ser Nacht such­ten ihn bö­se Träu­me heim. Da war ein Brief für Ca­ro­lyn, ei­ner, auf den sie sich ge­freut hat­te, auf dem Post­weg ver­lo­ren ge­gan­gen. Dann ein Te­le­fon­an­ruf für ihn, der nie­mals durch­ge­stellt wur­de. Das Nor­men­kon­troll­ko­mi­tee war wie­der ein­ge­setzt, konn­te Paul nicht be­lan­gen und rich­te­te sei­ne Wut auf Will, um ihn hin­aus­zu­wer­fen. Al­les Un­sinn, na­tür­lich, aber sehr be­un­ru­hi­gend.
    Sie stan­den noch vor der Däm­me­rung auf. Paul sorg­te sich über mög­li­che Hin­der­nis­se auf ih­rem Heim­weg: Da­vid Whi­te könn­te ver­schla­fen, das Au­to ei­ne Pan­ne oder das Flug­zeug Ver­spä­tung ha­ben, und sie wür­den den An­schluß­flug ver­pas­sen. Oder Paul und Ca­ro­lyn wür­den ei­ne Er­käl­tung be­kom­men, die das Flie­gen für sie ge­fähr­lich mach­te. Oder sie hat­ten die Rück­fahrtickets ver­lo­ren, oder schlech­tes Wet­ter …
    Da­vid er­schi­en zur ver­ab­re­de­ten Zeit, um sie zum Flug­ha­fen zu fah­ren. Ei­ne Sor­ge we­ni­ger! „Tschüs, En­ten!“ sag­te Ca­ro­lyn. „Tschüs, Hun­de, Tschüs, Col­le­ge!“ Ih­re Mie­ne be­gann sich zu be­wöl­ken. „Dad­dy, kön­nen wir nicht noch blei­ben …?“
    Paul gab kei­ne Ant­wort. Er war froh, daß es ihr ge­fal­len hat­te, doch nun muß­ten sie wie­der nach Hau­se. Er lieb­te sei­ne Toch­ter, doch die Mut­ter lieb­te er auch, und die Tren­nung fiel ihm all­mäh­lich schwer.
    Das Au­to hat­te auch kei­ne Pan­ne. Sie hat­ten auch kei­ne Er­käl­tung er­wi­scht. Auf der An­zei­ge­ta­fel er­schi­en

Weitere Kostenlose Bücher