Die Visionen von Tarot
hinzu. „Entschuldigen Sie“, sagte Paul, „würden Sie bitte …“ Unter ihrem Blick verstummte er. Sie wandte sich abrupt um und ging weiter.
„Carolyn“, rief er laut. „Bist du da drin?“
Keine Antwort. Er konnte nicht sicher sein, ob sie sich nun in diesem Raum befand.
Zielstrebig näherte sich ein offiziell aussehender Mann. Paul wußte, daß die Frau sich wohl beschwert hatte. Nun würde man ihn wegen unanständigen Betragens einsperren. Er ging weiter.
Schritte folgten ihm. Paul beeilte sich. Wenn man ihn nun einsperrte, würde er seine Tochter nie wiederfinden!
Sie hatte sich in jener Nacht im College um ihn Sorgen gemacht. Jetzt wußte er genau, was sie durchgemacht hatte.
Wieder kam er zum Ausgang. War sie das da draußen auf der Straße und hielt nach ihm Ausschau? „Carolyn?“ schrie er und stürzte hinaus.
Das kleine Mädchen trat vom Randstein. Eine Hupe ertönte, Räder quietschten.
„ CAROLYN !“ schrie Paul und sprang los.
Man hörte einen Aufprall.
VII Ehre Trumpf 15
Ein Großteil der alten Interpretationen der mosaischen Gesetze – ja, der Notwendigkeit für Gesetze überhaupt – stützte sich auf das Bedürfnis nach größeren und stärkeren Stämmen. Die Vorschrift, Frauen seien während der fünftägigen Menstruation und sieben Tage danach unsauber und unberührbar (Leviticus 15) beruhte zweifelsohne auf der Tatsache, daß man diese zwölf Tage allgemein als ungünstig für eine Empfängnis betrachtete (und heute noch betrachtet). Daher sollte der Mann nicht seinen Samen verschwenden, denn sonst würde Gott ihn dafür strafen, weil er nicht das seine zur Stärkung des Stammes beigetragen hatte. Es scheint auch, daß die Gesetze, die Sodomie und männliche Homosexualität unter Strafe stellen, sowie das Urteil, diese Handlungen unter Männern seien viel tadelnswerter, als wenn es um Frauen ging, auf dem Bedürfnis beruhten, keinen wertvollen Samen zu vergeuden und damit vielleicht das Wachstum des Stammes zu hindern. Da beim Lesbiertum kein Samen verlorengeht, hat sich auch kein so starres Verbot dagegen entwickelt wie bei der männlichen Homosexualität …
Entgegen der landläufigen Annahme hat Jesus Christus selbst wenig über die Sexualität gelehrt. Der überwiegende Teil der Vorschriften für das Sexualverhalten, die man mit dem Christentum in Verbindung bringt und ihm zuschreibt, sind eigentlich Auswüchse der Gedanken und Schriften späterer christlicher Theologen, und der Kern dieser Moraltheologie wurde lange nach Jesu Tod verkündet. Paulus war vermutlich der erste Christ, der gesondert über die Sexualmoral sprach. Er betonte die Notwendigkeit der Ehe als ein Mittel, Unzucht zu verhindern, wenn er auch offensichtlich sexuelle Abstinenz als das höchste Ziel im Leben ansah (1. Korinther, 6 u. 7). Die Schriften des heiligen Augustinus im vierten Jahrhundert haben wahrscheinlich soviel Einfluß auf die Einstellungen zur Sexualität im zwanzigsten Jahrhundert gehabt wie alle anderen Kräfte auch, indem dort nämlich vor- und außerehelicher Verkehr wie auch Sodomie, männliche Homosexualität und besonders die Masturbation aufs schärfste verdammt werden. Mit der Zeit gelangte die römisch-katholische Kirche dazu, das Zölibat zu verherrlichen, indem sie es als die höchste Stufe männlichen Strebens ansah, wenn man alle Vergnügen des Lebens von sich wies, während man von Frauen erwartete, höchsten Ruhm durch permanente Jungfernschaft zu erlangen.
James L. McCary, Human Sexuality. New York 1967.
Therion saß auf einer riesigen Bibel. Das auf dem Rücken liegende Buch war einen Meter dick und vier Meter
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