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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ent­deck­te ei­ne Ab­kür­zung. „Komm, Dad­dy!“ rief sie. Of­fen­sicht­lich hat­te sie das Be­dürf­nis ge­erbt, al­le We­ge aus­zu­pro­bie­ren, so­wohl ech­te als auch geis­ti­ge. Ge­seg­ne­tes Kind! „Nur ein klei­nes Stück …“ sag­te er.
    Der Pfad schlän­gel­te sich den Hang ent­lang, ver­lief sich und bil­de­te sich neu. „Ge­nau wie der Weg, auf dem du zur Schu­le ge­gan­gen bist“, mein­te sie. Sie wur­de es nie mü­de, die An­ek­do­ten sei­nes frü­he­ren Le­bens zu hö­ren. Paul hat­te zwei­ein­halb Mei­len zur Schu­le ge­hen müs­sen, als er in Ca­ro­lyns Al­ter war. Er hat­te ihr das nicht er­zählt, um ihr das re­la­tiv gu­te und leich­te Le­ben vor­zu­wer­fen, das sie führ­te, son­dern weil sie ein­fach gern sein Kin­der­le­ben mit dem ih­ren ver­glich. Nun hat­te sie einen Weg ge­fun­den, der wie sein Schul­weg ge­we­sen war, und das ver­lieh ih­rem Aben­teu­er zu­sätz­li­chen Glanz.
    Iden­ti­fi­zier­ten sich an­de­re Kin­der auch der­art mit ih­ren El­tern? Si­cher ver­such­ten sie es, doch in den meis­ten Fäl­len wur­den rich­ti­ge Ver­glei­che un­ter­drückt, viel­leicht durch el­ter­li­che Gleich­gül­tig­keit, bis nur noch freu­dia­ni­sche Sub­li­ma­tio­nen üb­rig­b­lie­ben. Wenn sich ein Mäd­chen nicht auf ih­ren Va­ter ent­we­der als welt­li­che Per­son oder als Phan­ta­sie-Spiel­ka­me­rad be­zie­hen konn­te, dann tat sie es viel­leicht auf der se­xu­el­len Ebe­ne. Und das konn­te für ihr spä­te­res Le­ben höl­li­sche Kon­se­quen­zen ha­ben. Wie­viel bes­ser war es doch, sie ganz Toch­ter sein zu las­sen.
    Der Pfad ver­lief über ei­ne klei­ne, brü­chi­ge Holz­brücke, die einen Ka­nal über­spann­te, und schlän­gel­te sich wei­ter. Ca­ro­lyn schoß höchst auf­ge­regt vor­aus. Wie ähn­lich war er – als er acht ge­we­sen war – über Wald­we­ge ge­streift, und ei­gent­lich ge­noß er es auch heu­te noch. Aber es wur­de schon dunk­ler, und sie muß­ten am nächs­ten Mor­gen früh auf­ste­hen, um das Flug­zeug nach Hau­se zu er­wi­schen. Sie hat­ten kei­ne Zeit, sich zu ver­ir­ren. „Ich glau­be, wir keh­ren bes­ser um“, mein­te er zö­gernd.
    „Nur noch ein biß­chen“, bet­tel­te sie, und er konn­te es ihr nicht ab­schla­gen. Das Zwie­licht ver­lieh dem Gan­zen noch et­was Be­son­de­res, weil der Seh­pur­pur des Au­ges her­aus­ge­for­dert wur­de. Al­les war so auf­re­gend, so wun­der­bar, wenn auch un­ver­än­dert. Wie sehr dies doch der Su­che nach Er­kennt­nis äh­nel­te – al­les Neue brach­te ein neu­es Rät­sel mit sich, das man lö­sen muß­te, bis man weit vom Aus­gangs­punkt ent­fernt war. Oder, nüch­ter­ner ge­se­hen, wie auf dem Weg zur Höl­le, der mit gu­ten Vor­sät­zen ge­pflas­tert ist. Die­sen Weg war er mehr als ein­mal ge­gan­gen, doch die Ver­su­chung war ge­blie­ben.
    Sie gin­gen noch ein gu­tes Stück wei­ter und ga­ben der Ver­su­chung nach. Der Pfad führ­te sie kreuz und quer über ver­fal­le­ne Stein­brücken, um einen nie­der­ge­stürz­ten Baum her­um, zu ei­nem Fluß. „Oh, Kie­sel“, rief Ca­ro­lyn und kau­er­te sich in ge­fähr­li­cher Nä­he zum Was­ser nie­der. Sie hat­te ei­ne Stein­samm­lung an­ge­fan­gen und war be­stän­dig auf der Su­che nach neu­en Far­ben und For­men. „Oh, wie schön!“
    Paul ge­fiel grund­sätz­lich ihr In­ter­es­se an Ge­stein. Die Schön­heit lag im Au­ge des Be­trach­ters, und sie be­saß ein gu­tes Au­ge. Aber nun war da­für kei­ne Zeit! „Ent­we­der wir ge­hen zu­rück – oder wei­ter!“ sag­te er und späh­te in den dunk­ler wer­den­den Wald hin­ein. Wenn er auch vier Jah­re in die­sem Col­le­ge ver­bracht hat­te, so war er doch an die­se Stel­le nie­mals vor­ge­drun­gen. Das rief ei­ne wei­te­re Par­al­le­le in ihm wach: Si­cher hat­te es ähn­li­che zu­gäng­li­che Wis­sens­ge­bie­te im Col­le­ge ge­ge­ben, die er eben­so über­se­hen hat­te.
    Sie be­schlos­sen wei­ter­zu­ge­hen, in der Hoff­nung, wie­der aus dem Wald her­aus­zu­ge­lan­gen, ehe die Dun­kel­heit sie um­fing, denn der Weg führ­te in die rich­ti­ge Rich­tung. Paul muß­te Ca­ro­lyns Stei­ne in die Ta­sche ste­cken, denn ihr Kleid

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