Die Visionen von Tarot
Gesellschaft, und es gab sogar ein Frühstück.
„Ich schulde Susan noch sechs Cents“, verkündete Carolyn.
„Was?“
„Ich habe mir von ihr sechs Cents geliehen.“
Das sagte sie jetzt! „Wir schicken es ihr, wenn wir wieder zu Hause sind.“ War das vielleicht der verlorene Brief, von dem er geträumt hatte?
In New York landeten sie verspätet und im falschen Teil des Flughafens. Paul kannte sich nicht aus. Er fragte sich durch, und man wies ihn durch die überfüllte Wartehalle zum anderen Ende. Carolyn trottete hinter ihm her.
Eine ganze Batterie von Schildern leitete ihn schließlich zu der Fluggesellschaft, die er suchte. Doch bei der nächsten Abzweigung fehlte wiederum der Hinweis auf diese Gesellschaft. Verdutzt blieb er stehen.
„Daddy, wo gehen wir hin?“ fragte Carolyn.
„Wenn ich das nur wüßte.“ Er sah auf die Uhr. Kaum noch Zeit.
Sie suchten sich den Weg zurück. Carolyn ging nun langsamer, weil sie müde war. Das erste Schild deutete in die gleiche Richtung. Aber wo war ihre Fluggesellschaft?
„Daddy, du hast dich so verhalten, als würdest du dich an mich gar nicht erinnern“, sagte Carolyn.
„Wovon sprichst du?“ Er war mit seinen Gedanken bei dem richtigen Weg.
„Als wir losfuhren. Du hast gesagt, es sei eine Verwechslung von Iden… Identi… Identitäten.“
Wie konnte nur eine ganze Fluggesellschaft verschwinden?
„Ja, heißt das, ich bin nicht dein kleines Mädchen?!“
„Aber …“ begann er. Dann sah er, daß sie kurz vor einem Tränenausbruch stand. „Natürlich bist du mein kleines Mädchen! Du mußt mich mißverstanden haben.“ Zu den unpassendsten Zeitpunkten rückte sie mit den erstaunlichsten Vorstellungen heraus. „Aber im Augenblick müssen wir unser Flugzeug finden.“
Zwischen den Wegweisern befand sich ein größerer Platz, von dem aus Rolltreppen hinab- und Gänge fortführten wie in einem riesigen Labyrinth. „Vielleicht dort unten“, meinte er unsicher. Die Zeit drängte!
Sie fuhren hinab, aber dort gab es nur weitere Gänge und weitere Hinweisschilder. „Ich finde mich überhaupt nicht mehr zurecht“, klagte er. Lieber würde er sich in einem Wald verirren.
Er ging zu einem Eincheckschalter und fragte nach der Richtung, während sich Carolyn auf der großen Waage wog. Ungeduldig wartete er, bis ein Passagier abgefertigt wurde. Schließlich konnte Paul sein Problem darlegen, und das Mädchen hinter dem Schalter zeigte ihm den Weg zur richtigen Wartehalle.
„Alles klar, Carolyn“, meinte er tröstend. „Jetzt wissen wir den richtigen Weg.“
Seine Tochter gab keine Antwort. Verärgert wandte er sich um – sie war fort.
Sie war wohl bei ihrer kurzen Aufmerksamkeitsspanne die Waage leid geworden und weitergegangen. Nun waren sie voneinander getrennt, und sie war irgendwo in dieser vorbeieilenden Menschenmenge verlorengegangen. Mit äußerster Sorge suchte er nach ihr. „Carolyn!“
Er konnte sie nicht finden. Die Leute eilten einfach vorbei, jeder seinen eigenen Interessen nachgehend. Die meisten waren erwachsen. Kinder sah man selten. Paul sah ein Kind die Halle hinab auf die Tür zulaufen. Er rannte hinterher. „Carolyn!“
Das Mädchen drehte sich um. Neugierig starrte ihn ein fremdes Kind an. Verlegen eilte Paul an ihm vorbei, als habe er jemand anderen gerufen.
Vielleicht war sie auf eine Toilette gegangen. Ja – eigentlich konnte sie an keinem Springbrunnen oder Waschraum vorbeigehen, ohne alles auszuprobieren.
Er machte sich auf den Weg zurück und suchte einen Waschraum. Zudem war er besorgt, daß dort drinnen vielleicht irgendein Perverser auf kleine Mädchen lauerte. Aber er konnte ja nicht auf die Damentoilette, um selbst nachzusehen.
Eine junge Frau kam
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