Die Visionen von Tarot
planmäßig ihr Flug. Paul reichte dem Angestellten am Schalter ihre Tickets. Keine seiner dummen Ängste war Wirklichkeit geworden.
Der Mann überprüfte die Liste. „Tut mir leid – Sie können nicht fliegen“, verkündete er.
Paul runzelte die. Stirn. „Aber das sind bestätigte Reservierungen“, widersprach er. „Die Tickets sind gültig.“
„Nicht für diesen Flug.“
Paul begann sich aufzuregen. „Wir haben diese Tickets vor drei Wochen bezahlt. Sie wurden bestätigt! Wir sind mit ihnen aus Boston hierhergekommen, und dieser Flug wurde zur gleichen Zeit reserviert. Wir werden mitfliegen, oder ich werde dagegen vorgehen!“
„Bedrohen Sie mich doch nicht“, erwiderte der Mann. „Ich muß mich nach der Liste richten. Sie stehen nicht darauf. Ich habe nicht die Befugnis, einen rechtmäßigen Passagier Ihretwegen hinauszuwerfen.“
So war es also. Der Mann weigerte sich, ihre Tickets anzuerkennen oder sie auch nur anzusehen. So schützte er sich davor, ihre Gültigkeit zu akzeptieren. Doch er telefonierte mit der Allegory Airlines, um dann mitzuteilen, daß sie zwei Plätze für den Flug nach New York hätten. Doch dieser Flug ging von einem größeren Flughafen in vierzig Kilometern Entfernung ab.
„Ich fahre sie dorthin“, bot David White an.
Paul akzeptierte das Angebot in dem Bewußtsein, daß er den Anschluß in New York erwischen mußte, weil seine Frau sich sonst Sorgen machen würde. Er wollte David, auf den im College genug Arbeit wartete, nicht noch mehr aufhalten, und es ärgerte ihn auch, daß die Luftfahrtgesellschaft so einfach trotz dieser illegalen Überbelegung davonkommen sollte. „Ich hatte gedacht, das hätte Ralph Nader schon vor Jahrzehnten aus der Welt geschafft“, murmelte Paul. Oh ja – es würde eine Abrechnung geben!
„Fahren wir denn nicht nach Hause?“ fragte Carolyn besorgt. „Warum können wir nicht hier das Flugzeug nehmen?“
„Wir nehmen ein anderes Flugzeug“, erklärte ihr Paul. „Eines von der Allegory Airlines. Und da fahren wir nun hin.“
„Alligator Airlines“, sagte sie fröhlich.
Es war eine angenehme Fahrt. Seit Pauls Zeiten war die Straße besser ausgebaut worden. David erzählte von seinem kommenden Abschlußexamen und der Suche nach einem neuen Job. „Heute ist es schwierig, eine gute Stelle zu finden“, meinte Paul und dachte an seine Erlebnisse, ehe er zum Heiligen Orden der Vision gestoßen war. „Denken Sie ja nicht, es sei eine bloße Verlängerung des College-Jobs.“ Irgendwie war David wie Paul vor zwanzig Jahren, doch in dieser Hinsicht waren sie schon verschieden. Paul hatte gewiß nicht auf der Liste der zukünftigen Angestellten des Colleges gestanden! Doch David war bestimmt ebenso individuell und rebellisch, was aber nicht so bekannt war. Bestimmte Bemerkungen von anderen legten den Schluß nahe, daß das College noch genauso wie vor zwanzig Jahren vor Meinungsverschiedenheiten gärte, und es gab sogar einige, die auf die Epoche unter dem damaligen Collegepräsidenten als ein goldenes Zeitalter zurückblickten. Paul vermutete, Davids Zweifel, ob er am College bleiben sollte, waren wohlbegründet. Doch auch die Außenwelt stellte keine Idealsituation dar.
Sie gelangten rechtzeitig zu dem anderen Flughafen. Dort gab es überhaupt keine Schwierigkeiten. Der Schalterbeamte fertigte neue Tickets für sie aus, was sie nichts kostete. Paul und Carolyn verabschiedeten sich von David – seine Hilfe hatte sie davor bewahrt, wegen eines von Paul nicht vorhergesehenen Problems zu stranden – und bestiegen das Flugzeug. Es war eine viel schönere Maschine als die Mücke von der anderen
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