Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
und stützte dann die Hände auf den Boden. Neben ihr ragte ein dürrer Baum aus der sandigen Erde. Körniger, echter Sand grub sich unter ihre Fingernägel. Als sie Devin erblickte, der immer noch fest schlafend auf dem Rücken von Jaspers Pferd lag, seufzte sie erleichtert auf. Der Strand von Mantedi. Hier haben wir uns schlafen gelegt.
    Auch Jasper fand das Bewusstsein wieder. Er tastete den Boden ab und grub seine Hände in den Sand. Ein Stückchen weiter lag leblos eine junge Frau. Er kroch zu ihr hin und hob ihren Kopf hoch. „Maeve", sagte er, „Maeve." Sie rührte sich nicht, ihr Gesicht war kalt und wachsbleich. „Komm zurück, Maeve. Komm zurück."
    Sara starrte auf das leblose Mädchen, das zu suchen sie das Minwendameer überquert hatten. Das sie in ihren Träumen getroffen hatten. Maeve. War sie tot?
    Neben ihr lag Dorjan. Er rang nach Luft, als hätte er das Atmen verlernt. Seine Lippen waren beängstigend blau angelaufen. Sara wollte aufspringen und die Wasserflasche holen, die an Jaspers Pferd hing, aber die Beine versagten ihr den Dienst. Schwerfällig stürzte sie zu Boden, raffte sich wieder auf und griff nach der Flasche. Sie setzte sie an Dorjans Mund - er würgte und spuckte und verschüttete einen Teil des Wassers. „Langsam", sagte sie und klopfte ihm auf die Schulter. „Einen Tropfen nach dem anderen."
    Er schien etwas sagen zu wollen, aber sie konnte ihn nicht verstehen. „Noch ein Schlückchen", drängte sie.
    Nach und nach nahmen seine Lippen wieder eine normale Farbe an. „Traumwenstein", sagte er, „Maeve. Sie braucht ihn."
    Sara verstand. Sie nahm seine Hand und löste seine steifen Finger von dem Stein. Dann reichte sie ihn an Jasper weiter.
    „Ihre Stirn", sagte Dorjan keuchend. „Leg ihn auf ihre Stirn."
    Jasper tat wie geheißen. „Maeve. Alles ist gut Wir haben den Traumwenstein. Komm zurück, Maeve." Maeve konnte nichts erkennen, aber sie hörte Geräusche. Woher kamen diese Stimmen? Schwache Stimmen, weit weg, wie aus einer anderen Welt. Sie konnte die Worte nicht unterscheiden und auch nicht näher heranrücken, denn sie konnte sich nicht bewegen.
    Geliebte Stimmen. Träge überlegte sie, in wessen Gedanken sie sich befand. Das war nicht Lord Morlen, er würde so etwas niemals sagen. Oder doch? Eine der Stimmen riss nicht ab, ein sanftes, drängendes Rauschen, mal leiser, mal lauter. Sie kannte diese Stimme, konnte sie aber nicht einordnen. Was sagte sie?
    Plötzlich spürte sie auf ihrer Stirn einen warmen Stich, der ihre lähmende, eisige Taubheit durchbrach. Grelles licht stach in ihre Augen und sie spürte Tränen auf ihrem Gesicht. Warm. Tränen sind wann. Hitze flutete durch ihren Kopf, durch ihre Brust, durch Arme und Beine - ein leises Feuer, das sie vor Schmerzen fast umbrachte.
    „Maeve, alles ist gut. Wir haben den Traumwenstein. Komm zurück, Maeve. Komm zurück, komm zurück .. Das war Jaspers Stimme!
    Sie konnte wieder sehen, mit ihren eigenen Augen sehen. Dort war der Himmel. Sie hob eine Hand. Sie konnte sich bewegen! Neben ihr kniete Jasper, sein Gesicht war kostbarer als alles Gold der Welt. Neben ihm lag ein junger Mann - der junge Mann aus ihren Träumen. Dorjan, der Sohn von Cabis. Bei ihm das Mädchen mit den vom Wind zerzausten Haaren, die nun ihre Hand nahm und ihr Wasser reichte. „Ich heiße Sara", sagte sie, „trink jetzt"
    Ein fröhliches Wiehern durchschnitt die Luft. Fortuna stupste sie am Kopf und stampfte mit den Füßen. Devin
    glitt von ihrem Rücken. „Maeve, Maeve, du bist wieder da. Du bist wieder da!"
    „Ja, Devin. Ja, ich bin da." Mühsam setzte sie sich auf und umarmte den Jungen. Dann sah sie sich nach den anderen um. „Danke", sagte sie, „Dank euch allen." Tränen schössen ihr in die Augen.
    Sara half Dorjan, sich an einen Baum zu setzen. Er winkte zu Jasper hinüber. „Mit Laternen bist du wirklich ziemlich geschickt." Jasper kicherte.
    „Dorjan", fragte Sara, „wie sind wir dort fortgekommen? Wir haben doch gar nicht geschlafen. Ich dachte, wir müssen schlafen, wenn du uns transportierst." „Ich wusste auch nicht, dass das geht", antwortete Dorjan. „Aber wir waren am Verlieren, ich musste versuchen, bei Tag zu träumen." „Du bist ein Wunder." Sara massierte seine Hände. Dann sah Dorjan Maeve direkt in die Augen. „Mein Vater heißt Cabis Denon", sagte er und seine Stimme zitterte leicht.
    „Dann war der Traum wahr", sagte Maeve, „du bist mein Bruder."

 
Teil 5
    Vermisst
     
24
    Dorjan, der in Decken

Weitere Kostenlose Bücher