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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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lange zu leben." Warum?
    Das königliche Gemach verschwand. Ihr war, als stürze sie vom Gipfel eines Berges in eine Schlucht, sie fiel zu schnell, zu tief.
    Endlich berührten ihre Füße etwas Festes. Benommen sah sie sich um. Ihr war übel, und sie musste sich ermahnen, dass es nicht ihr wirklicher Körper war, der die Übelkeit empfand. Der war weit weg in Sliviia, eingefroren in einem fensterlosen Raum, wo Morlen sie mit seinen Augen gefesselt hielt
    Eine Halle. So eine hatte sie schon einmal gesehen. Graue Steine, von kaltem, grauem Licht beleuchtet Morlen führte sie aus der Halle in ein hohes Gewölbe. Zielstrebig durchquerte er es und öffnete am anderen Ende eine Tür. Maeve hörte ein Plätschern und folgte widerwillig. Sie fragte sich, warum das Geräusch der Tropfen sie mit Verzweiflung erfüllte. Als sie sich der Tür näherte, sah sie einen kleinen quadratischen Raum. In seiner Mitte standen vier graue ausladende Kessel, fast mannshoch. Aus kleinen löchern in der Decke tropfte etwas in sie hinein. Licht. Tropfen farbigen Lichts. Jedes Mal, wenn ein Tropfen herabfiel, erlosch sein Licht „Du kannst dich glücklich schätzen, dass du das sehen kannst, Maeve", sagte Morlen. Seine Stimme hatte einen ehrfürchtigen Klang. „Das ist das Ebe Elixier." „Das Ebe Elixier?"
    „Schau genau hin, Maeve. Siehst du das Licht in die Kessel fallen? Dieses Licht wird der Welt entzogen, es stammt von leuchtenden Gegenständen magischer Kraft. An diesem Ort kann der Schattenkönig endlich Licht in machtvolles Dunkel verwandeln, in Ebe Elixier. Denjenigen, die das Glück haben, es zu trinken, verleiht es unermessliche Macht."
    Seine Augen sagten ihr, dass er das Elixier getrunken hatte.
    Maeve verstand nicht, was das bedeutete. Sie dachte an den König und die Königin im Palast von Bellandra. Warum müssen sie sterben?
    Morlen zuckte die Achseln. „Sie standen den leuchtenden Zauberdingen zu nah. Die Umwandlung ihres Lichts hat sie krank gemacht" Er lächelte. „Eines Tages, Maeve, wirst auch du hierher kommen. Und du wirst nach der Macht verlangen, die dieses Elixier dir verleiht." Er nahm ihre Hand und zog sie fort. Das Gewölbe verschwamm, als er sie mit Schwindel erregender Geschwindigkeit an einen anderen Ort führte. Als ihre Augen wieder klar wurden, sah sie ein Gebäude aus Stein mit bunten Glasfenstern. Es stand an einem Waldrand. Die Sonne im Himmel darüber schien ihre Kraft verloren zu haben. „Das ist das Grenzhaus der Burg der Heiler", sagte Morlen. Maeve, die das Gebäude mit Morlens Augen betrachtete, erkannte, dass es für andere Augen wie ein uninteressanter Steinhaufen aussah. Ein Zaubergewebe wie dunkler Rauch verbarg es vor den Augen anderer. Aber für Morlen schien es ein Leichtes, den Zauber zu durchdringen.
    „Bald wird dieser Ort verschwunden sein", sagte Morlen.
    Das Gebäude sandte silberglänzende Lichtbänder durch die rauchige Dunkelheit, die es umgab. Einen Augenblick lang kam es Maeve so vor, als sähe sie eine Haut aus Silber, die die ganze Welt wie eine Lichtmembran umspannte.
    „Die Silbergrenze wehrt noch immer den Schattenkönig ab", erklärte Morlen. „Aber nicht mehr lange. Wenn sie fällt, wird der Schattenkönig die Welt betreten." Er wandte sich zu einer Ansammlung von Gebäuden, die in der Nähe standen. Die Grundmauern sind geborsten.
    „Richtig", sagte er, „aber die Heiler sehen es nicht." Maeve sah Menschen in schlichten Gewändern, die voller Ernst über schön angelegte Wege gingen. Sie nahmen sie und Morlen nicht wahr. Seht euch um!, wollte sie schreien, aber natürlich konnten sie sie nicht hören. Sie sahen auch nicht den schwarzen Vogel, der wie ein Bote der Finsternis über das Gelände strich. „Das war ein Ebe", sagte Lord Morlen, „Der Schattenkönig besitzt sie jetzt alle."
    Der Vogel, dieser Ebe, jagte Maeve fast noch mehr Angst ein als Lord Morlen. Sie wollte vor ihm weglaufen und wieder in das Zimmer in Sliviia zurück, wo Morlen sie mit seinen Augen gefangen hielt Angesichts des Vogels erschien es ihr dort sicherer. „Du suchst bei mir Schutz, Maeve? Wie rührend. Du hast Recht. Wir beide sollten Seite an Seite stehen. Doch zuerst musst du dem Ebe deine Seele überlassen."
    Könnte sie nur in ihren Körper zurück, dann würde sie rennen, rennen, bis ihr der Atem ausginge, rennen, bis ihr Herz zu schlagen aufhörte. Aber sie befand sich nicht in der normalen Welt - sie konnte ihren Körper nicht finden, und Lord Morlen spielte mit ihrem Geist,

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