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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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wieder einmal auf Beutefang unterwegs, und ihr habt euch wegen des Seelenfängers notgedrungen zusammengetan, weil es die einzige Deckung weit und breit ist.«
    Finn fand es überhaupt nicht gut, wie gut der Löwenhäuptige informiert war. Es war also nicht übertrieben, dass er mit seiner Schar ständig im ganzen Reich unterwegs war; so entging ihm nicht einmal das bei den meisten anderen sagenhafte Dar Anuin. Und sein unglücklicher Herrscher ohne Macht. Aber was meinte er mit »verwesend«? Trug der Prinz etwa deswegen eine Maske, weil er - ein Zombie war? Finn erinnerte sich mit Schaudern an ihr Erlebnis in der Zombiesiedlung, wo er dem Maskierten das erste Mal begegnet war - und der Zoe mit sich genommen hatte. Was für eine Beziehung hatten die beiden in Wirklichkeit zueinander? Was war aus Zoe geworden, auch wenn sie wie »ganz die Alte« klang?
    »Also deshalb zurück zu meiner ursprünglichen Frage«, fuhr Leonidas fort. »Wieso haben die Aufständischen euch einfach so gehen lassen? Damit laufen sie schließlich Gefahr, von euch verraten zu werden.« Der Löwenköpfige leckte sich mit großer rosa Zunge über die Lippen. »Das werde ich gern herausfinden auf dem langen Weg zurück nach Morgenröte. Alberich will euch zwar lebend, aber er hat nicht gesagt, in welchem Zustand.«
    Finns Adamsapfel hüpfte auf und ab, und jetzt fühlte er sich ganz und gar nicht mehr wohl. Die Sonne brannte herab, doch er fror und überlegte, sich wieder in die Deckung zurückzuziehen. Diese Unterredung war ... ja, was genau? Welche Strategie verfolgte der General? Das hier war ein Katz-und-Maus-Spiel, das Finn umso weniger durchschaute, je länger es dauerte. Er hatte sich wohl etwas zu viel vorgenommen.
    Wie lange konnte er den General noch hinhalten? Wann würde Hilfe eintreffen? Kam denn überhaupt welche, oder war das mit den Flöten nur als Motivationshilfe gedacht gewesen?
    »Die Iolair haben uns einen Schweigebann auferlegt«, sagte er forscher, als er sich fühlte. Es war nur eine Vermutung, aber wahrscheinlich traf sie zu. Jedes Mal nämlich, wenn sie sich über den Vulkan unterhalten wollten, kam nichts über ihre Lippen. Bei all den Prüfungen und Strapazen und ununterbrochenen Gefahren war ihnen das nicht weiter aufgefallen, aber jetzt zog Finn die Schlüsse daraus.
    Und es wäre nur logisch, dass die Iolair so handelten.
    Allerdings hätten sie es vorher ankündigen können.
    »Wir haben mit den Iolair nichts weiter zu tun«, fuhr er fort. »Als sie uns mitnahmen, geschah das von unserer Seite aus nicht freiwillig.«
    »Aber ihr habt auf Freiheit gehofft.«
    »Tja, wir konnten ihnen unsere Mission begreiflich machen, allerdings ließen sie nur uns gehen, die anderen nicht.« Ach Mist, jetzt hat er mich, dachte Finn. Na, das war’s dann wohl.
    Leonidas knurrte verärgert. »Damit stehen wir also nicht mehr auf derselben Seite, Freundchen, trotz all deiner schönen Beteuerungen. Ihr werdet die Informationen an die gesetzlosen Rebellen geben, nicht an den Herrscher, dem sie zustehen. Damit seid ihr verabscheuungswürdige Verräter. Darüber zu urteilen steht mir nicht zu - doch ich habe genug gehört, um zu wissen, wie ich verfahren werde! Und hofft nicht zu sehr auf Laychams Unterstützung, er hat schließlich keine Veranlassung dazu, seine Haut für euch zu riskieren.« Er deutete zum Felseneingang. »Diese kleine Ratte ist auch noch bei euch, nicht wahr?«
    »Ich heiße Nidi und bin ein Zwerg, du Mottenpalast!«, zirpte es wütend aus den Schatten heraus.
    Finn verdrehte die Augen.
    »Dein Herr da oben wird dich bald abholen, Zwerg«, sagte Leonidas höhnisch. »Nun, Finn, wer ist denn alles von euch da drin? Oder fehlt etwa jemand ... wie Laura und dieser andere Kerl, und du hältst mich hier die ganze Zeit nur hin?«
    »Lass uns einfach gehen, Leonidas«, bat Finn. »Es liegt in unser aller Interesse, dass wir Königin Anne finden.«
    Schneller, als sein Blick folgen konnte, sprang der General ihn plötzlich an. Leicht wie ein Vogel flog sein schwerer Körper durch die Luft, seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter dem Hemd und den engen Beinkleidern ab. Ein Sprung aus dem Stand, ohne vorherige erkennbare Anspannung, und er überwand die mindestens sechs Meter Distanz zwischen ihnen mühelos.
    Und sein Schwert hielt er auch noch in Händen.
    Finn kam nicht einmal dazu zu blinzeln. Der Tod wäre so schnell über ihn gekommen, dass er ihn überhaupt nicht mitbekommen hätte. Aber er hatte gerade noch einmal

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