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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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haben sie nicht. Außerdem verarbeiten sie so ihre Angst vor dem Kampf.«
    Finn beugte sich zu Milt und flüsterte: »Tun wir?« Der Mann von den Bahamas nickte stumm. Seine Hand umschloss den Axtgriff fester.
    Es stimmte schon. Sie hatten bisher eine Menge durchgemacht, und eine Menge davon war Gewalt gewesen. Aber ein echtes Schlachtfeld, wie es hier nun der Fall war, hatten sie noch nicht betreten.
    »Ich wünschte, wir würden Hilfe bekommen«, murmelte Milt. »Ich wünschte, deine Flötentöne wären erhört worden. Ich wünschte, die Herrscher würden endlich erscheinen und alles ins Lot bringen.« Er ließ den Kopf leicht sinken. »Ich hab’s so satt, Finn, und diese ständige Angst um Laura ...«
    »Ja, es ist eine lange Zeit. Aber sieh es so - wenn es vorbei ist, kannst du bis an dein Lebensende von deinem größten Abenteuer erzählen und wie du Laura dabei gefunden hast. Deine Urenkel auf dem Mars werden noch begeistert sein!«
    »Okay, ich muss etwas hinzufügen. Ich wünschte, ich könnte so leichtfüßig sein wie du.«
    »Hab ich auf den Straßen von Belfast und Derry gelernt«, sagte Finn. »Entweder Alkohol oder Galgenhumor. Das hat mir auch durch meine Zeiten als Fotograf in Kriegsgebieten geholfen, oder wenn ich als Helfer dort war.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Ich weiß es auch nicht, Milt. Kampf und Krieg ziehen mich irgendwie magisch an. Ich muss in meiner Jugendzeit einen Schlag abgekriegt haben oder so.«
    »Ein Hallodri mit Gewissen und Helfersyndrom.« Milt schüttelte den Kopf und grinste plötzlich. »Du bist reichlich verrückt, und du verfehlst dein Ziel, andere aufzuheitern, so gut wie nie.«
    Finn grinste zurück. Wenn sie sich nicht gerade wegen Laura stritten, verstanden sie sich eigentlich ganz gut.
    Aber da musste Milt den gedanklichen Faden aufgreifen. »Hast du das eigentlich ernst gemeint vorhin?«
    »Was denn?« Finn stellte sich vorsichtshalber dumm, obwohl er sofort begriff.
    »Wegen Laura und meinetwegen.«
    »Na, was denn sonst?«
    »Finn, mach mir nichts vor!«
    »Und du red dir nichts ein.« Finn wollte es dabei belassen, aber dann musste er etwas loswerden. »Außerdem hat Laura sich entschieden, und das solltest du respektieren. Und akzeptieren, ohne dauernd zu zweifeln.«
    »Ich zweifle doch gar nicht ...«, protestierte Milt.
    »Ich wünschte, der Fliegende Holländer wäre da. Dann wärst du beschäftigt und würdest nicht dauernd dummes Zeug reden.«
    »Seid ihr bald fertig?«, unterbrach Glatzkopf genervt. »Da kommt er!«

    Der riesige Schiffsbauch nahm inzwischen ein großes Stück des Himmels ein und ließ keine Sicht mehr zum Deck oder weiter hinauf zu. Nur die höchste Mastspitze war gerade noch erkennbar. Die schwarzpulvrige Aura wallte herab und ließ selbst die Elfen erschauern.
    »Diesmal geht er aufs Ganze«, flüsterte jemand hinter Finn, wahrscheinlich Laycham.
    Er konnte ihm nur recht geben. Fokke hatte das Schiff offenbar neu »aufgeladen« und war so tief wie nur irgend möglich herabgesunken. Und so würde er verweilen, bis der Fluch ihn dazu zwang, wieder aufzusteigen und sich zu entfernen.
    »Er will es schnell erledigen«, überlegte Bohnenstange laut. »Ich will nicht hoffen, dass er jeden von der Mannschaft mit einer angehefteten Seele loslässt.«
    Finn und Milt starrten ihn an, und plötzlich stand Prinz Laycham neben ihnen.
    »Was soll das heißen?«, fragte er alarmiert.
    »Fokke ist in der Lage, die Seelen vollends zu beherrschen«, setzte Cwym zu einer Erklärung an.
    Milt nickte. »Ja, er hat sie als Rammkeil gegen uns benutzt und dabei das halbe Gebirge hochgejagt.«
    »Seht ihr. Nun nimmt er die Seelen eine nach der anderen und heftet sie an ein lebendes Mannschaftsmitglied, ob Mensch oder Elf, spielt keine Rolle. Er verfährt dabei wie Elfen mit einem Schatten, wenn sie sich unerkannt in der Menschenwelt bewegen wollen. Und dieser Seelenschatten verstärkt nicht nur die Kraft des Lebenden, sondern ist praktisch ein doppelter Krieger. Die Seelen können Schattenwaffen tragen, deren Wirkung nun ... anders ist.« Es schüttelte Bohnenstange leicht.
    Bathú fuhr fort: »Diese Schattenwaffen können dich nicht wie ein herkömmliches Schwert verletzen oder töten. Aber sie bewirken, wo sie auftreffen, den Eindruck entsetzlicher Kälte. Das kann sogar bis zu augenblicklichen Erfrierungen gehen. Der Träger der Seele braucht dann nur noch leicht dagegen zu tippen, und beispielsweise dein vereister Arm zerspringt wie Glas.«
    »Mist«,

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