Die Vogelkoenigin
sagte Finn. »Ich geh wieder rein.«
»Wir sollten alle reingehen und uns verschanzen«, stimmte der Prinz zu. »Das ist eine Entwicklung, mit der ich nicht gerechnet habe. Schlimmer als alles Bisherige.«
»Wie viele Steigerungen gibt es denn noch?«, fragte Milt düster.
»Es tut mir leid«, sagte Cwym, und es klang aufrichtig. »Mir wäre ein einfacher Kampf Mann gegen Mann auch lieber.«
Birüc, der an die Seite seines Herrn trat, wies zur Wüste. »Die haben ihre Pferde inzwischen wieder eingefangen. Vielleicht unterstützen sie uns wie vorhin schon.«
»Ach, die kämpfen inzwischen gegeneinander?«
»Ja, weil Fokke eigene Wege geht.«
»Dann hoffen wir darauf, dass sie bald eintreffen. Vielleicht sollten wir uns ihnen ergeben? Dann würden sie mit doppeltem Einsatz kämpfen.«
»Aha, es geht los!«, rief Milt. »Wusste ich’s doch genau.«
Die ersten Fallreepe wurden ausgeworfen, gefolgt von dicken Tampen. Die Verteidiger wichen langsam zurück.
»Haben wir eine Chance aus der Distanz?« Laycham hatte während der Pause verstreute Pfeile und Speere einsammeln lassen, die Bestände waren damit wieder gut aufgestockt.
»Ich weiß nicht, ob die Seelenträger nicht auch als Tote weiterlaufen können, angetrieben von den Seelen«, antwortete Cwym zögernd und nach kurzer Zwiesprache mit Bathú.
»Dann hätten wir vierarmige Untote - schlimmer geht’s kaum«, murmelte Finn. »Können wir nicht ein paar Vampire auf unsere Seite bekommen? Die haben wenigstens Riesenkräfte und sind unempfindlich gegen Schattenwaffen.«
Laycham wandte sich Birüc zu. »Wir werden Leonidas oder seinen Vertreter um Hilfe bitten - zu seinen Konditionen.«
Die beiden Menschen fuhren zu ihm herum. »Das kannst du nicht ... nach alldem ...«
»Alles ist besser, als dort hinaufzumüssen.« Der Prinz deutete auf die schwarze Galeone. »Wenn wir uns jetzt ergeben, lassen uns die Löwenkrieger am Leben.«
Finn schüttelte den Kopf. »Ja, aber nur, um dich und deine Leute in den Kampf gegen Fokkes Mannschaft zu schicken, während die Schar sich mit uns als Gefangenen auf den Weg nach Morgenröte macht. Also vergiss das mal ganz schnell.«
Laycham hielt sich nicht mit Widerspruch oder weiteren Überlegungen auf. »Also dann, machen wir uns bereit. Finn, Milt, ihr solltet zu den Frauen nach hinten gehen und sie beschützen. Hier vorn kann ich euch unter diesen Umständen nicht brauchen. Ihr seid zu unerfahren und würdet schnell fallen.«
Die beiden Männer mussten einsehen, dass er recht hatte.
Sie würden bei diesem Kampf nur hinderlich sein, und ihnen blieb gewiss genug zu tun, falls der Feind durchbrach.
»Eine Frage habe ich noch, Bohnenstange«, sagte Finn, während sie sich zum Gehen wandten. »Woher wisst ihr das?«
»Wir haben es schon einmal erlebt«, antwortete Cwym. »Fokke ist nicht der Einzige, der Seelen beherrschen kann. Das war vor langer Zeit in eurer Menschenwelt, in einem Krieg in Griechenland. Damals waren unsere Welten noch nicht getrennt.«
»Heitere Aussichten«, stellte Milt fest.
Finn musterte den Elfen mit neuem Blick. »Glück auf!«
Die beiden Menschen wollten gerade in den Felsen verschwinden, da begann der Sturm mit unglaublicher Heftigkeit.
Der Himmel verfinsterte sich nicht, und es kamen auch keine Wolken auf. Alles blieb wie zuvor - und dennoch brauste plötzlich ein starker Wind von Westen heran, der sich von der Lautstärke her rasch zum Orkan steigerte.
Finn wollte eine Warnung ausstoßen, da erkannte er, dass sich hier unten auf seiner Höhe überhaupt nichts tat. Nicht einmal eine leichte Brise. Der hier beheimatete Wind hatte wieder einmal innegehalten - er schien zu wissen, warum.
Aber damit war eines klar: Der Sturm hatte keinen natürlichen Ursprung.
Und er konzentrierte sich nur auf die schwarze Galeone.
Milt fuhr herum, als er Bewegung hinter sich spürte, und sah Birüc, der die bewusstlose Laura auf seinen Armen hielt, im Gefolge Zoe und Nidi.
»Ich fand, das sollten sie sehen«, erklärte der Erste von Laychams Gefolgsleuten. »Denn ich glaube, endlich ist das Glück einmal auf unserer Seite.«
»Notfalls hat Birüc sie schnell wieder in Sicherheit gebracht«, ergänzte der Prinz mit beschwichtigender Geste, obwohl Milt gar nichts sagte.
Auch die Löwenkrieger bei den Dünen, die sich bei ihren Pferden versammelten, hielten inne.
Es war nicht ein Sturm, es waren mehrere. Nicht nur, dass sie sichtbar waren - sie waren tatsächlich voneinander unterscheidbar. In einer
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