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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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durchschlüpft.«
    »Abgesehen von der Mannschaft, die dabei endgültig draufgegangen ist«, murmelte Nidi. »Deshalb musste er ja hier eine neue rekrutieren. Bis auf Kramp, der ist mit rübergekommen.«
    »Was ist der überhaupt?«, fragte Finn.
    »Ein lebendiger Mensch.«
    »Was? Aber wie kann er dann hier existieren? Der ist viel länger als fünfzehn Wochen da!«
    »Ganz einfach«, antwortete Nidi. »Fokke hat ihm seine Seele entrissen und sie ihm dann zurückgegeben. Kramp ist durch das Schiff geschützt. Verlässt er es, ist es aus.«
    »Und wie war das nun bei euch?«, hakte Milt nach.
    Arun hob die Schultern. »Tausend Fässer Rum, woher soll ich das wissen? Ihr seid doch auch hier, und das war nur ein völlig unmagisches Flugzeug. Offenbar gibt es von außen hier rein Strukturlücken, was sinnvoll ist, wenn man einen Hilferuf entsendet, nur von innen nach außen ist alles dicht.«
    »Erscheint mir ganz so, als erhoffte die Königin sich Hilfe von außen, wohingegen sie etwas hier drin eingesperrt hat«, äußerte Naburo, der mit überkreuzten Beinen dasaß. Gegessen hatte er auf den Knien, auf die Fersen gestützt, jetzt entspannte er sich bei einem Glas Rum.
    Arun starrte ihn entgeistert an. »Seit wann trinkst du Rum?«
    »Immer schon, seit du dich weigerst, Pflaumensaft an Bord zu nehmen.«
    »Bei allen Seepocken!« Der Korsar lachte und ließ reihum einschenken. Dann stutzte er und sah Laura an. »Wieso bist du auf einmal so blass?«
    Laura rieb sich die Kehle. »Ich glaube, ich weiß, was Königin Anne hier drin einsperren wollte.«
    Die Ewigen Todfeinde und der General sahen sie interessiert an. Arun winkte ab. »Du meinst den Schattenlord? Das ist ein alter Hut. Es könnte genauso sein, dass sie es wegen Fokke und seinem Gesindel getan hat, das er mit angeschleppt hat.«
    »Alberich.«
    »Aye. Lasst ihn uns runterspülen mit einem kräftigen Schluck.«
    »Möglicherweise hat sie es aus all diesen Gründen getan«, überlegte Prinz Laycham. »Niemand weiß mehr genau, wann sie und ihr Gatte verschwunden sind.«
    »Der Schattenlord«, sagte Laura mühsam, »ist kein alter Hut.«
    »Okay, na und, wo ist er jetzt?« Arun breitete die Arme aus und sah sie erwartungsvoll an.
    Laura spürte die Blicke ihrer Gefährten auf sich gerichtet. »Fort«, murmelte sie.

    »Fort«, wiederholte Milt langsam nach einer Pause.
    Laura nickte und hielt ihre Arme hoch, die gänzlich unversehrt waren, mit glatter, zart gebräunter Haut. »Er ist raus aus mir. Ich kann ihn nicht mehr spüren. Es ist, als wäre alles, was dunkel war in meinem Geist, auf einmal wieder hell. Ich fühle mich so frei und leicht wie lange nicht mehr. Ich spüre nicht einmal mehr die Mauer, obwohl sie sicher noch da ist.«
    »Aber ... aber warum? Wie?«, stotterte Milt.
    Laura fühlte Aruns Blick durchbohrend auf sich gerichtet.
    Er hatte das Glas mit dem Rum sinken lassen, seine Miene wirkte ernst und undurchdringlich. Auf einmal fürchtete sie sich vor ihm.
    »Ich glaube, unser letzter Kampf hatte ihn ziemlich geschwächt«, antwortete sie ausweichend. »Er hat sich zurückgezogen, um neue Kräfte zu sammeln. Wahrscheinlich ist er jetzt irgendwo da draußen wie seit unserer Ankunft und lauert.«
    Cwym wandte sich ihr zu. »Hat er ... versucht, mit deiner Hilfe zu entkommen?«
    Laura nickte langsam. Dann hob sie die Hand, bevor sie mit Fragen bestürmt werden konnte. »Bitte, ich will jetzt nicht mehr dazu sagen. Da wir ohnehin zu den Iolair fliegen, werde ich dort alles erzählen - vor der ganzen Versammlung. Seid ihr damit einverstanden?« Sie rieb sich die Stirn. »Im Augenblick bin ich sehr erschöpft und möchte so schnell wie möglich Abstand gewinnen. Und mich jetzt einfach nur des Lebens erfreuen, dass ich zurück und gesund bin.«
    Für einen kurzen Moment trat Stille ein.
    »Nun, dann ist ja alles in bester Ordnung!«, sagte Arun plötzlich. Seine Miene hatte sich völlig gewandelt und zeigte wieder die gewohnte Heiterkeit. »Spülen wir auch ihn hinweg!«
    Sie kamen der Aufforderung nach. Laura fiel auf, dass Zoe, die rechts neben ihr saß, sich bereits zum vierten Mal nachschenkte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie ihre Freundin leise.
    »Klar doch«, gab sie munter zurück. »Ich will mich einfach nur gepflegt besaufen. Wenn ich es recht sehe, sind wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft in Sicherheit - also ich zumindest. Deswegen haue ich mir die Birne zu, bis ich kotzen muss, und werde dann ausgiebig meinen Rausch ausschlafen.«

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