Die Vogelkoenigin
Zwerg.«
»Du wirst aber kein Gold aus mir schütteln, oder?«
»Was sollte ich wohl mit Gold anfangen wollen?«
»Es ist Zaubergold «
»Ah, dann lasse ich gleich zweimal die Finger davon.«
Am anderen Ende des Decks sangen inzwischen alle, und der eine oder andere wagte eine Matelote, einen Seemannstanz, zur Musik.
Finn konnte nicht länger zusehen. »Wenn ihr mich entschuldigen wollt ...«, sagte er, füllte sein Glas randvoll mit Rum und tänzelte zu den anderen, wo er begeistert und mit Hochrufen empfangen wurde. Bald darauf gab er ein irisches Ständchen mit eigener Flötenbegleitung zum Besten. Die Iolair hatten ihnen zwar eingeschärft, die Flöte nur im Notfall zu benutzen, doch Sgiath, der nach Aruns Aussage überall Augen und Ohren hatte, würde Bescheid wissen. Waren da nicht vorher erst einige Vögel vorübergezogen? Finn erntete großen Applaus und wurde um mindestens eine Zugabe gebeten.
Unterdessen ging die Sonne hinter ihnen unter. Laura fühlte sich sehr müde, aber sie wollte unter keinen Umständen jetzt schon ins Bett. Wobei der Gedanke daran recht verlockend war, auf einer Matratze zu liegen, das leichte Schaukeln des Schiffes zu spüren und das Knarzen des Holzes zu hören. Auch wenn sie nicht auf dem Wasser dahinglitten, war es doch ganz ähnlich. Das Einzige, was fehlte, waren der Salzgeruch des Meeres und das Kreischen der Möwen.
»Ihr kennt also den Weg zu den Iolair?«, wandte Milt sich an Naburo.
»Sgiath hat ihn uns beschrieben«, bestätigte der japanische Elf.
»Es wird trotzdem nicht ganz einfach, denn die Basis liegt in ... und ist umgeben von ...« Milt brach ab. Jedes Mal, wenn er versuchte, die Worte auszusprechen, kam nichts dabei heraus.
»Ein Schweigebann«, stellte Yevgenji fest. »Damit ihr den Stützpunkt nicht verraten könnt.«
Laura und Milt sahen sich an. »Das haben sie uns verschwiegen«, fauchte sie wütend. »Nichts dagegen, aber ich hätte es gern gewusst! Ich lasse mich nicht gern benutzen.«
»Wir können es übrigens auch nicht aussprechen«, fügte Spyridon hinzu. »Sgiath hat vorgesorgt.«
»Und wenn ihr euch verfliegt?«
»Werden wir nicht.«
»Wie lange werden wir brauchen?«, wollte Laura wissen.
»Zwei Tage bei gutem Wind - und ohne Störungen.«
»Störungen wird es nicht geben«, sagte Milt. »Dem Fliegenden Holländer habt ihr ordentlich zugesetzt. Der wird sich so schnell nicht blicken lassen. Und Leonidas wird erst mal überlegen müssen, wie er seinem Herrn seine Niederlage beibringt. Wahrscheinlich versteckt er sich, bis Alberichs Zorn verraucht ist.«
Laura verzog die Lippen zu einem grimmigen Lächeln. »Recht geschieht ihm. Seit unserer ersten Begegnung bedroht er uns mit dem Tod.« Sie hatte sich damals in einem Busch versteckt, doch er hatte sie gewittert und heisere Drohungen ausgesprochen. Sie wusste nicht, weshalb der Löwenkrieger es gerade auf die Reinblütigen, wie sie verachtungsvoll genannt wurden, abgesehen hatte.
Allerdings war auch Alberichs Macht dabei zu bröckeln, nachdem Fokke sich jetzt endgültig von ihm abgewendet zu haben schien. Laura war sich allerdings nicht sicher, ob die Bevölkerung Innistìrs damit besser dran war.
»Wie wird Alberich wohl darauf reagieren, wenn er erfährt, dass es ein zweites fliegendes Schiff gibt - auf unserer Seite?«, sinnierte sie.
»Er wird sich fragen, wer es ist«, antwortete Naburo. »Damals war er bereits tot, er hat also keinerlei Kenntnis von der Cyria Rani. Das wird ihn verunsichern.«
Milt gähnte verstohlen, war aber mit seinen Fragen noch nicht am Ende. »Ganz konkret: Glaubt ihr, wir werden das Königspaar finden und notfalls befreien können?«
»Du bist besorgt, weil die Hälfte deiner Zeit verstrichen ist«, stellte Naburo fest.
»Ja. Ich möchte meine verbliebene Zeit nicht sinnlos verplempern und von einer Gefahr in die nächste geraten, die mir womöglich den Rest sogar noch streicht.«
»Ich kann deine Frage nicht beantworten, Milt«, sagte der General ernst.
»Es war keine Frage des Wissens, sondern des Glaubens. Ich weiß, ihr seid erst kurz hier, aber ihr seid so ... alt und erfahren. Viele Jahrtausende. Ihr müsst Dutzende ähnlicher Situationen durchgemacht haben. Zuletzt sogar den schrecklichen Krieg, wo es ums Ganze ging.«
»Du möchtest so etwas wie einen göttlichen Trost«, bemerkte Yevgenji. »Alles wird gut, so in der Art.«
Milt seufzte und nickte. »Irgendein Strohhalm, an den ich mich klammem kann. Aber bitte nicht einfach eine
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