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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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vorbereiten. Warum?«
    »Haben Sie meine Nachricht nicht bekommen?«
    »Nein – Moment, da ist wohl etwas auf meiner Mailbox. Ich hatte das Handy eine Weile ausgeschaltet, hab es gerade erst wieder angemacht und Ihren Anruf gesehen.«
    Kurt-Schumacher-Straße, Konrad-Adenauer-Straße. Vor ihnen blockierte ein Fiesta mit Wackeldackel auf der Ablage die Spur. Gideon musste in die Eisen steigen, als der Wagen zum Stehen kam.
    »Verzieh dich, Arschloch!«, schrie Richter.
    Nora hielt die Sprechmuschel zu. »Sie ist in der Schule, vielleicht hat Lefeber sie eine Weile beobachtet und ist ihr gefolgt.«
    »Sie soll sofort rauskommen.«
    »Hören Sie? Verlassen Sie bitte umgehend das Schulgebäude! Am besten gehen Sie irgendwohin, wo viele Menschen sind. In ein Café oder ein Restaurant.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Es gibt nichts zu verstehen, tun Sie einfach was ich sage! Wir sind auf dem Weg zu Ihnen. Haben Sie mich verstanden?«
    Eine Zeit lang vernahm Nora nur schweres Atmen am anderen Ende der Leitung. Aber vielleicht war das auch nur Einbildung vor dem Hintergrund des Lärms im Opel, der mit achttausend Touren die Eckenheimer Landstraße hinunterpreschte.
    »Ist er hier? Ich meine … hier im Gebäude?« Frankes Stimme bebte vor Angst.
    »Das wissen wir nicht. Möglicherweise. Halten Sie sich nicht lange auf und gehen Sie! Sofort!«
    »Ich habe eine Waffe.«
    »Die lassen Sie stecken. Sie werden sie nicht brauchen. Los, beeilen Sie sich!«
    Die Verbindung brach ab. Ob Franke sie beendet hatte oder das Handynetz schwächelte, vermochte Nora nicht zu sagen.
    Gideon bog rechts in die Glauburgstraße ab. Eine graue Katze überquerte wenige Meter vor den Vorderreifen die Straße, mit einem Schlenker konnte er ihr gerade noch ausweichen.
    »Franke hat eine Schusswaffe«, gab Nora die Information weiter.
    »Ganz schlechte Idee. Im schlimmsten Fall erschießt sie versehentlich einen von uns.«
    »Ich trage keine mehr. Seit ich im ZPD arbeite.«
    »Wie beruhigend.«
    »Finde ich heute ausnahmsweise nicht.«
    Im Funkgerät überschlugen sich inzwischen die Einsatzbefehle, während auf den Straßen trügerische Ruhe herrschte.
    »Wenigstens ist heute Sonntag, da sind keine Kinder im Gebäude«, sagte Nora erleichtert.
    Schwarzburgstraße. Vor ihren Augen tauchte das Gebäude des Rose-Schlösinger-Gymnasiums auf, ein für das Nordend typischer Gründerzeitkasten im Neobarock, dessen großflächige Sprossenfenster wie Gefängnisgitter aussahen.
    Das Tor zum Schulhof war verschlossen, der Hof selbst verwaist. An den Fenstern klebte bereits Weihnachtsdekoration – Sterne, Krippenfiguren aus Ton- und Transparentpapier, Kunstschnee –, während auf den Straßen rundum nur Dreck und Hundescheiße lag. Nora versuchte, sich vorzustellen, von welcher Energie Gebäude und Gelände wochentags erfüllt waren, wenn die Schüler der Unterstufe krakeelend durch die Gänge und über den Hof rannten oder die Mädchen im Teenageralter cool auf den Banklehnen hockten und über Jungs herzogen. Es gelang ihr nur schwer, ebenso wenig, wie sich ein Leben mit eigenen Kindern vorzustellen. Sie war jetzt dreißig. Vor dem verhängnisvollen Freitagabend in der Schreckenmühle hatte die Aussicht auf diese neue Lebensphase ihr einige Überlegungen zum Thema Familienplanung abverlangt. Sie hatte sich sogar bei der Erwägung ertappt, wie Bruno Albrecht sich als Vater machen würde. Er hatte ihr ja erzählt, dass er Kinder wollte, im Gegensatz zu seiner Exfrau. Aber vielleicht war auch das eine Lüge, wie fast alles andere, was er ihr erzählt hatte. Über das Thema Familienplanung würde sie künftig mit jemand anderem sprechen müssen.
    »Hartmann hat mir erzählt, wie er Lefeber damals im Schulgebäude gestellt hat«, sagte Gideon, während er auf den Bürgersteig vor dem Tor rumpelte und direkt hinter Noras Mini parkte. »Mit über sechshundert Schülern in den angrenzenden Klassenräumen. Es blieb keine Zeit mehr, die Schule zu evakuieren. Dass da ein Kind zwischen die Fronten gerät – eine absolute Horrorvorstellung.«
    Nora und Gideon rissen die Türen auf und rannten zum Tor: Es war abgesperrt. Von fern hörte man, wie sich Sirenen näherten. Sie hatten keine Zeit zu verlieren, also nahm Gideon Anlauf und trat gegen das Schloss, bis es nachgab. Auf dem Belag aus rotem Gummigranulat, mit dem der Hof ausgelegt war, gaben ihre Schuhe kaum einen Laut von sich. Sie liefen an einem überquellenden Mülleimer vorbei, auf den jemand mit schwarzer Farbe

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