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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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den Kopf.
    Was für ein unglaublicher Dickschädel! »Tut mir leid, Herr Rosen. Wenn Sie sich nicht helfen lassen wollen, kann ich auch nichts für Sie tun. Leben Sie wohl.« Nora nahm ihre Aktentasche und begab sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Kurz bevor sich die Türen schlossen, sah sie noch einmal zum Wartebereich hinüber. Rosen saß in derselben Haltung da, in der sie ihn zurückgelassen hatte. Er tätschelte den Vogelkäfig. Und schaukelte monoton vor und zurück.
    Vor und zurück.
    Vor und zurück.
    Um kurz vor zehn verließ Nora ihr Büro, um eine Kaffeepause einzulegen. Dazu musste sie nicht zwingend an der Pforte vorbei, aber sie wollte sich, zu ihrer eigenen Beruhigung, überzeugen, dass Rosen und seine Begleiter verschwunden waren. Bestimmt waren sie längst zurück in Frankfurt. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Als sich die Türen öffneten, beschleunigte sich ihr Herzschlag.
    Rosen saß immer noch auf seinem Stuhl. Der lange Polizist blies seinen Kaffeedampf weg, sein Kollege blätterte in einer BILD-Zeitung. Als Nora aus dem Fahrstuhl trat, hellte sich Rosens Miene auf. Demonstrativ ging sie an ihm vorbei, nickte ihm und seinen Begleitern zu, ließ sich aber nicht auf ein Gespräch ein.
    Nach der Mittagspause spähte sie kurz um die Ecke und sah Rosen und die Bewacher unverändert auf ihrem Platz. Der Kleine hatte sich zur Abwechslung in ein Rätselheft mit Sudokus vertieft. Nora machte einen großen Bogen um die Eingangshalle.
    Um kurz vor sechs klingelte Noras Telefon – die Pforte.
    »Frau Winter, wir machen jetzt hier unten dicht.«
    »Ja?«, antwortete sie verwirrt, begriff nicht, worauf ihr Gesprächspartner hinauswollte.
    »Würden Sie noch einmal mit Ihrem Besucher reden?«
    Rosen war also immer noch da. Meine Güte, der Kerl hatte wirklich Sitzfleisch.
    »Moment, ich bin sofort unten.« Nora packte eilig ihre Sachen und verließ das Büro. Diesmal nahm sie statt des Aufzugs die Treppe, in der Hoffnung, mit der Bewegung die aufkeimende Nervosität abzubauen. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, was sie mit Rosen anfangen sollte.
    Die beiden Uniformierten hatten sich am Nachmittag in zwei Zivilbeamte verwandelt – eine junge Frau mit gegelter Stachelfrisur und ein behäbiger Schnauzbartträger mit Siebzigerjahre-Koteletten, dunkelbrauner Lederjacke und dichter Wolle auf den Handrücken.
    Rosen war auf dem Stuhl eingenickt. Er blinzelte und gähnte herzhaft, als Nora ihn ansprach. »Herr Rosen, Sie müssen jetzt gehen. Wir schließen.«
    Er blickte sie an wie ein Hund, der etwas angestellt hatte und eine Gardinenpredigt erwartete. Doch Nora war sicher, dass der Mann sich keiner Schuld bewusst war. Sie ließ sich nicht erweichen. Gewiss tat er ihr leid, aber sie wusste, wenn Sie ihm auch nur einen Strohhalm bot, würde er sich an ihn klammern wie ein Ertrinkender. Ein hundertzwanzig Kilo schwerer Ertrinkender, der sie in seiner Panik unter Wasser ziehen und ihr gefährlich werden konnte.
    »Herr Rosen? Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«
    Er nickte beklommen. Sie gab seinen Bewachern ein Zeichen.
    Die Kollegen erhoben sich von ihren Sitzen. »Kommen Sie, Rosen. Hier ist jetzt Schicht im Schacht.«
    Mit einem Ächzen und der Hilfe der Beamten hievte er sich aus dem Sitz. Nachdem er Nora einen letzten Blick zugeworfen hatte, stapfte er wie ein geprügelter Hund zur Tür hinaus. Der Rollenkoffer stand noch in der Besucherecke. Die Polizistin mit der Stachelfrisur verdrehte die Augen, packte ihn am Griff und fragte Nora, wo Herr Rosen nun die Nacht verbringen sollte.
    »Probieren Sie es im Biwak in der Rheinstraße. Das ist eine Notunterkunft der Diakonie.«
    Die Polizisten hefteten sich an Rosens Fersen und Nora folgte ihnen. Rosen stand ein paar Schritte neben ihrem grünen Mini. Nora verfluchte ihren Fernsehauftritt, bei dem auch ihr fahrbarer Untersatz zu sehen gewesen war.
    Schweigend beobachtete er, wie Nora in den Wagen stieg, den Motor anließ und rückwärts aus der Parklücke stieß. Er sah sie nur stumm an, mit vorwurfsvollem Blick, der ihr im Rückspiegel folgte, bis sie das Gelände verließ und in die Schönbergstraße einbog.
    Erleichtert atmete Nora auf. Doch als sie an diesem Abend beim Zähneputzen in den Spiegel sah, hatte sie das Gefühl, als folgte ihr Rosens stummer Vorwurf auf Schritt und Tritt.
    *
    Es klopfte an der Tür von Tobin Kiefers Büro, das sich im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes von Kieferbräu befand. Einen Augenblick später stand Henk

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