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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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hochschob, sah er, dass ihm jemand mit Leuchtfarbe zwei konzentrische Kreise und einen Punkt in der Mitte auf den Rücken gesprüht hatte.
    Er sah aus wie eine lebende Zielscheibe.
    *
    Die vollbusige Sandy, 21, Aufn., AV, span., EL, NS, ZK, nur für kurze Zeit in Aschaffenburg hatte ihren Termin für ›Herrn Schmitz aus Hanau‹ ganz offensichtlich vergessen. Wie bestellt und nicht abgeholt stand Tobin Kiefer vor der Klingelanlage eines freudlosen Bürogebäudes in einem Aschaffenburger Industriegebiet und kochte vor Wut.
    Dabei hatte der Abend so vielversprechend begonnen. Kaum etwas in den letzten Wochen hatte Kiefer so viel Spaß gemacht wie die Jagd auf das kleine Arschloch aus der Schreckenmühle.
    Dass dieser Kerl es tatsächlich gewagt hatte, ihn zu demütigen, indem er seine Frau vor den Augen der versammelten Dorfgemeinschaft auf die Tanzfläche zerrte! Eine inszenierte Jagd wohlweislich – natürlich hatte er niemals vorgehabt, den Kerl wirklich zu erschießen. Für Henk würde er diesbezüglich nicht die Hand ins Feuer legen.
    Kiefer jedenfalls hatte es vollauf genügt, sein vermeintliches Ziel wie einen aufgeschreckten Hasen Haken durch den Wald schlagen zu sehen. Die Schüsse in die Luft hatten ihren Teil dazu beigetragen, den Spaß an der Verfolgungsjagd zu steigern. Dann war der Kerl im Unterholz verschwunden. Kiefer hatte gespürt, wie sein Schwanz hart geworden war. Die Verabredung mit der Aschaffenburger Prostituierten kam ihm wieder in den Sinn – Gott, wie die Zeit verging, wenn man sich amüsierte.
    Gleichwohl blieb sein Wunsch nach sexueller Befriedigung unerfüllt. Er harrte noch weitere zwanzig Minuten aus, doch das Klingeln blieb wie zuvor unbeantwortet. Frustriert fuhr er nach Hause.
    Anna stand in einem Seidennachthemd vor dem Waschbecken und wusch sich das Gesicht. Als sie sich wieder aufrichtete, sah er ihr Gesicht im Spiegel, sie hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Wo warst du? Sie haben nach dir gefragt auf dem Fest.«
    »Ich musste was erledigen.«
    »So? Was denn?«
    Kiefer antwortete nicht. Er streifte die Hosenträger ab, zog die Hose aus und legte sie über einen Bügel.
    Annas Augen schimmerten feucht. »Was hast du mit ihm gemacht?«
    Blitzschnell packte er seine Frau am Handgelenk und drückte sie gegen die Heizung. Er brachte sein Gesicht ganz nahe an ihres.
    »Die Frage ist doch eher, was hast du mit ihm gemacht?«
    »Wir haben getanzt, Tobin, nichts weiter.«
    »Weißt du, wie du ihn angesehen hast, Anna? So hast du mich vor langer Zeit mal angesehen: beim Ficken!«
    »Deine Sprache ist genauso widerlich wie deine Gedanken, Tobin Kiefer.«
    »Im Gegensatz zu dir weiß ich wenigstens noch, was das Wort Ficken bedeutet.« Er presste seine ausgebeulte Unterhose gegen ihren Schoß, rieb sich an ihr, wollte, dass sie seine Geilheit spürte. »Na los, sag’s mal, Anna: ficken. Oder ist dir das zu schmutzig?«
    Seine Frau versuchte vergebens, sich seinem Griff zu entwinden, er griff in ihr volles schwarzes Haar und riss ihren Kopf in den Nacken, sodass sie zu ihm aufschauen musste.
    »Sag es! Ficken. Sofort.«
    Anna weigerte sich. Tobin Kiefers Wut und Wollust blendeten alles Menschliche aus. Er holte aus und schlug seiner Frau mit der freien Hand ins Gesicht. Dann zerrte er sie an den Haaren ins Schlafzimmer und warf sie auf das Ehebett. Das Bett, in dem sie gemeinsam einen Sohn gezeugt und einige weitere Eizellen befruchtet hatten, in zärtlicher Vereinigung. An diesem Abend ging es ihm nur noch darum, seine Frau, die sich ihm widersetzte, zu unterwerfen – das einzige Mittel, das ihm einfiel, war, sie bis auf den Grund ihrer Seele zu erniedrigen.
    »Wenn du es nicht sagen willst, dann willst du es wohl lieber tun.«
    Er riss an ihrem seidenen Negligé, bis es in Fetzen herunterhing, presste sie mit roher Gewalt gegen die Bettkante, drückte ihre Schenkel auseinander und drang in sie ein.
    Als Anna Kiefer zu schreien begann, hielt er ihr mit der Hand Mund und Nase zu.

Samstag, 16. November
    Agniezka steckte vorsichtig die Hand mit den Futterpellets durch den Drahtzaun. In ihren großen braunen Augen spiegelten sich Angst und Vorfreude wider, als das Rotwild scheu einen Huf vor den anderen setzte, den Blick auf den willkommenen Imbiss gerichtet.
    Nora hatte das Mädchen – gewissermaßen als Wiedergutmachung für den abgebrochenen Geburtstagsbesuch – in den Hirschgarten nach Dornholzhausen bei Bad Homburg eingeladen, wo sie Rehe fütterten und eine Kleinigkeit essen

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