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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Neue Firma, zu allem bereit.
    Sie wartete.
    Irgendwann kam die Zeit für eine neue Generation, dachte Herr Na-
    del. Sie würde die Dinge auf eine neue Weise erledigen, ohne sich von
    den Fesseln der Tradition zurückhalten zu lassen. Leute, die Dinge ge-
    schehen ließen. Herr Tulpe, zum Beispiel, ließ immer wieder etwas ge-
    schehen.
    »He, sieh dir das an!«, brachte Herr Tulpe heraus, der gerade das Tuch
    von einem weiteren Bild gezogen hatte. »Von Gogli signiert. Aber es ist
    eine …te Fälschung. Siehst du, wie hier das Licht einfäl t? Und die Blät-
    ter an diesem Baum? Wenn Gogli dieses …te Bild gemalt hat, dann mit
    seinem …ten Fuß. Wahrscheinlich stammt es von einem …ten Schü-
    ler…«
    Während sie in der Stadt gewartet hatten, war Herr Nadel Herrn Tul-
    pe gefolgt, der eine deutliche Spur aus Scheuerpulver und für Hunde
    bestimmte Wurmtabletten hinterließ. Sein Kollege hatte voller Hingabe
    eine Kunstgalerie nach der anderen besucht. Es war sehr aufschluss-
    reich gewesen, insbesondere für die einzelnen Lagen der Signaturen.
    In Hinsicht auf Kunst verfügte Herr Tulpe über jenen Instinkt, der ihm bei Chemie fehlte. Er schnupfte Puderzucker und Fußpulver, während er in privaten Galerien aus blutunterlaufenen Augen Tabletts mit
    kleinen Marmorfiguren betrachtete.
    Herr Nadel hatte seinen Kollegen stumm bewundert, als Herr Tulpe
    sehr anschaulich und ausführlich die Unterschiede verdeutlichte zwi-
    schen der alten Art, Elfenbein zu fälschen (mit Knochen), und der
    …ten neuen, die von den …ten Zwergen entwickelt worden war und
    bei der man raffiniertes Öl, Kreide und …ten Nacle-Geist verwendete.
    Er wankte zum Wandteppich und ließ sich wortreich über die hohe
    Kunst des Webens aus. Vor einer grünen Szene schluchzte er und
    meinte dann, dass die angeblich aus dem dreizehnten Jahrhundert
    stammende Sto-Lat-Tapisserie nicht mehr als hundert Jahre alt sein
    konnte, und zwar wegen des …ten Purpurs hier, einen solchen …ten
    Farbstoff gab’s damals noch nicht. »Und dann… siehst du das hier? Ein
    achatener Balsamiertopf aus der P’gi-Su-Dynastie? Da hat dich jemand
    in die Pfanne gehauen, Teuerster. Die Glasur taugt nichts .«
    Herr Nadel war so sehr erstaunt gewesen, dass er ganz vergessen hat-
    te, das eine oder andere wertvol e Stück in seiner Tasche verschwinden
    zu lassen. Aber eigentlich begegnete er diesem Phänomen nicht zum
    ersten Mal. Wenn sie gelegentlich eine Villa niederbrennen mussten,
    legte Herr Tulpe großen Wert darauf, zuvor alle unersetzlichen Gegens-
    tände in Sicherheit zu bringen, auch wenn das bedeutete, dass sie Zeit
    verloren und die Bewohner an ihre Betten fesseln mussten. Irgendwo
    unter dem selbst geschaffenen Narbengewebe und im Zentrum des
    brodelnden Zorns wohnte die Seele eines wahren Kenners mit einem
    unfehlbaren Instinkt für Schönheit. Das war sehr ungewöhnlich für
    einen Mann, der Badesalz fixte.
    Die beiden Flügel der großen Tür am anderen Ende des Raums
    schwangen auf. Dahinter erstreckte sich Dunkelheit.
    »Herr Tulpe?«, fragte Herr Nadel.
    Tulpe unterbrach die sehr sorgfältige Begutachtung eines Tisches, der
    vermutlich von Tapasi stammte und mit wundervol en Einlegearbeiten
    versehen war, bestehend aus mehreren …ten Furnieren.
    »Hm?«
    »Es wird Zeit, noch einmal den Bossen gegenüberzutreten.«

    William wollte gerade sein Büro verlassen, als jemand an die Tür klopf-
    te.
    Er öffnete sie vorsichtig, und sie wurde sofort ganz aufgestoßen.
    »Du völlig, völlig… undankbare Person!«
    Es war nicht angenehm, so genannt zu werden, erst recht nicht von
    einer jungen Frau. Bei ihr klang das Wort »undankbar« wie ein Aus-
    druck, der bei Herrn Tulpe drei Punkte und mindestens ein t erforderte.
    William kannte Sacharissa Kratzgut; für gewöhnlich half sie ihrem
    Großvater in seiner kleinen Werkstatt. Er hatte ihr nie große Aufmerk-
    samkeit geschenkt. Sie sah nicht besonders gut, aber auch nicht beson-
    ders schlecht aus. Sie war einfach eine junge Frau, die eine Schürze trug
    und im Hintergrund elegante Dinge verrichtete: Zum Beispiel wischte
    sie vorsichtig Staub oder rückte Blumen zurecht. Wenn er sich tatsäch-
    lich eine Meinung über sie gebildet hatte, so glaubte William, dass Sa-
    charissa an deplatzierter Freundlichkeit litt und Etikette mit Vornehm-
    heit verwechselte. Sie hielt Manieriertheit irrigerweise für gute Manie-
    ren.
    Jetzt bekam er Gelegenheit, sie viel deutlicher zu sehen,

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