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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hörte den Ruf und schickte den Bediensteten der
    Nachtschicht zum Tor.
    Er bemerkte den Namen. Er nahm das Motto mit einem Lächeln zur
    Kenntnis.
    Er las die Worte:

    ES IST DER KÄLTESTE WINTER
    SEIT MENSCHENGEDENKEN. UND
    DAS IST AMTLICH.

    Dr. Fettel Befindmichgut (132) von der Un-
    fichtbaren Universität sagte gegenüber der
    Times: »Es ist so kalt, wie ich mich zurücker-
    innern kann. Meine Güte, heute sind die
    Winter nicht mehr das, was sie in meiner Ju-
    gend ^waren.«

    An hohen Dachrinnen hat man ellenbogen-
    lange Eiszapfen gesehen, und viele Brunnen
    sind zugefroren.

    Dr. Befindmichgut (132) meint, dieser Win-
    ter sei noch schlimmer als der von 1902, als
    Wölfe in die Statt kamen. Er fügte hinzu:
    »Und wir waren froh darüber, denn schon
    seit zwei Wochen hatten wir kein frisches
    Fleisch mehr.«
    …
    Herr Josia Wintler (45), Streitaxtstraße 12b,
    hat %eine lustig geformte Karotte, die er
    Neugierigen gegen ein kleines Entgelt zeigt.
    Sie ist sehr drollig.
    …
    Herr Klärens Harri (39) möchte der Öffent-
    lichkeit mitteilen, dass er seine wertvolle Uhr
    verloren hat, vermutlich unweit der Tollen
    Schwestern. Belohnung für den Finder. Bitte
    im Büro der Times melden.
    …
    Diese Zeitung suchd einen Ikonographen
    miet eigener Ausrüstung. Anfragen im Büro
    der Times, bei der Taverne › Eimer ‹.
    …
    Ein Bösewichd stahl gestern Nachmittag
    beim Juwelier H. Klunker und Sohn,
    Nichtsostraße, Silber im Wert von mehr als
    200 $. Herr Klunker (32), der mit einem
    Messer bedroht wurde, sagte der Times: »Ich
    würde den Mann bestimmt wiedererkennen,
    wenn ich ihn sähe, denn nicht viele Leute
    haben sich einen Sdrumpf über den Kopf
    gezogen.«

    Und Lord Vetinari lächelte.
    Und jemand klopfte leise an die Tür.
    Und er sah auf.
    »Herein«, sagte er.
    Nichts geschah. Nach einigen Sekunden wiederholte sich das leise
    Klopfen.
    »Herein!«
    Und wieder folgte bedeutungsvolle Stille.
    Und Lord Vetinari berührte eine ganz normal wirkende Stel e seines
    Schreibtischs.
    Und eine lange Schublade schob sich aus vermeintlich massivem
    Nussbaumholz, so geräuschlos, als glitte sie über Öl. Sie beinhaltete
    einige dünne Gegenstände, die auf schwarzem Samt lagen. Ihre Be-
    schreibung hätte sicher das Wort »scharf« enthalten.
    Und er wählte ein Objekt und hielt es ruhig in der Hand, als er lautlos
    den Raum durchquerte, den Knauf der Tür drehte und rasch zur Seite
    sprang, fal s sie aufgestoßen werden sol te.
    Nichts dergleichen geschah.
    Aufgrund einer Unregelmäßigkeit der Angeln schwang die Tür lang-
    sam nach innen.

    Herr Schmitzenmacher glättete die Zeitung. Die Personen am Früh-
    stückstisch hatten sich bereits damit abgefunden, dass ihm die Zeitung
    nicht nur gehörte, weil er sie kaufte, sondern dass er auch ihr Priester
    war, der ihren Inhalt den Massen verkündete.
    »Hier steht, dass jemand in der Streitaxtstraße eine lustig geformte
    Karotte hat«, sagte er.
    »Die würde ich gern sehen«, ließ sich Frau Arkanum vernehmen. Et-
    was weiter unten am Tisch ertönten erstickte Geräusche. »Ist al es in
    Ordnung, Herr de Worde?«, fragte sie, als Herr Flach diesem auf den
    Rücken klopfte.
    »Ja, ja, alles bestens«, keuchte William. »Entschuldigung. Hab mich
    am Tee verschluckt.«
    »In dem Teil der Stadt ist der Boden recht gut«, meinte Herr Wagen-
    bauer, Vertreter für Saatgut.
    William konzentrierte sich verzweifelt auf sein Brötchen, während
    über ihn hinweg al e Neuigkeiten mit der Sorgfalt und Verehrung für
    gesegnete Reliquien präsentiert wurden.
    »Jemand bedrohte einen Ladeninhaber mit einem Messer«, fuhr Herr
    Schmitzenmacher fort.
    »Bald ist man in seinem eigenen Bett nicht mehr sicher«, kommentier-
    te Frau Arkanum.
    »Ich glaube nicht, dass dies der kälteste Winter seit hundert Jahren
    ist«, sagte Herr Wagenbauer. »Der vor zehn Jahren war noch schlim-
    mer, da bin ich ganz sicher. Er wirkte sich katastrophal auf mein Ge-
    schäft aus.«
    »Es steht in der Zeitung«, betonte Herr Schmitzenmacher im ruhigen
    Tonfal eines Mannes, der einen Trumpf ausspielt.
    »Du hast da eben einen seltsamen Nachruf vorgelesen«, meinte Frau
    Arkanum. William nickte stumm, während er sein gekochtes Ei aß. »Es
    ist sicher alles andere als üblich, von den Dingen zu sprechen, mit de-
    nen jemand seit seinem Tod beschäftigt gewesen ist.«
    Herr Langschacht, Zwerg und in der Schmuckbranche tätig, griff
    nach einer weiteren Scheibe Brot.
    »Es gibt so’ne und

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