Die volle Wahrheit
Nadel.
»Wir verabscheuen …te Geräusche«, sagte Herr Tulpe.
»Um so besser! Ich habe jede Menge Stille-Versionen parat«, meinte
der Kobold. Eine selbstmörderische Programmierung ließ ihn hinzufü-
gen: »Möchtet ihr vielleicht ein anderes Farbmuster?«
»Was?«
»Welche Farbe ist euch für mich am liebsten?« Eins der großen Ohren
des Kobolds wurde langsam purpurn, und die Nase nahm ein beunru-
higend wirkendes Blau an.
»Wir wollen keine Farben«, sagte Herr Nadel. »Wir wollen keine Ge-
räusche. Wir wollen keine Fröhlichkeit. Wir wollen nur, dass du dich an
deine Anweisungen hältst.«
»Viel eicht möchtet ihr diese Gelegenheit nutzen, um die Registrie-
rungskarte auszufüllen?«, fragte der Kobold verzweifelt und hob die
Karte hoch.
Ein mit Schlangengeschwindigkeit geworfenes Messer riss die Karte
aus der Hand des Kobolds und nagelte sie an den Tresen.
»Aber vielleicht wollt ihr das lieber zu einem späteren Zeitpunkt
nachholen…«
»Der Verkäufer…«, sagte Herr Nadel. »Wohin ist er verschwunden?«
Herr Tulpe griff hinter den Tresen und zog den Zauberer hoch.
»Der Verkäufer behauptet, dass du einer von den Kobolden bist, die
al es wiederholen können, was sie hören«, sagte Herr Nadel.
»Ja, hier Namen einfügen, Herr«, erwiderte der Kobold.
»Und du erfindest nicht einfach etwas?«
»Dazu sind die Kobolde gar nicht fähig«, schnaufte der Zauberer. »Es
fehlt ihnen an Phantasie.«
»Wenn es also jemand hören würde, so wüsste er, dass es der Wahr-
heit entspricht?«
»Ja.«
»Genau so etwas haben wir gesucht«, sagte Herr Nadel.
»Und wie wol t ihr bezahlen?«, fragte der Zauberer.
Herr Nadel schnippte mit den Fingern. Herr Tulpe richtete sich zu
seiner vol en Größe auf, straffte die Schultern und ließ Fingerknöchel
knacken, die wie Beutel mit rosaroten Walnüssen aussahen.
»Bevor wir über die …te Bezahlung sprechen«, sagte Herr Tulpe,
»möchten wir mit dem Burschen reden, der die …te Garantie geschrie-
ben hat.«
Was William inzwischen für sein Büro hielt, hatte sich erheblich verän-
dert. Die Instal ationen der alten Wäscherei, halb fertige Schaukelpferde
und der übrige Kram waren wie durch ein Wunder verschwunden.
Zwei Schreibtische standen mit dem Rücken aneinander in der Mitte
des Raums.
Sie waren uralt und wirkten ziemlich mitgenommen. Entgegen al er
Vernunft benötigten sie Pappstücke unter al en vier Beinen, um nicht zu wackeln.
»Ich habe sie aus dem Gebrauchtwarenladen an der Straße besorgt«,
sagte Sacharissa nervös. »Sie waren nicht sehr teuer.«
»Ja. Das sehe ich. Äh… Fräulein Kratzgut… Ich habe nachgedacht…
Dein Großvater kann doch ein Bild gravieren, oder?«
»Ja, natürlich. Warum bist du so schmutzig?«
»Und wenn wir uns einen Ikonographen beschaffen und lernen, wie
man damit umgeht…«, sagte Wil iam, ohne auf Sacharissas Frage ein-
zugehen. »Könnte dein Großvater das vom Kobold gemalte Bild gra-
vieren?«
»Ich denke schon.«
»Und weißt du, wo es gute Ikonographen gibt?«
»Nein. Aber ich werde mich umhören. Was ist mit dir passiert?«
»Oh, in Wil kommenseife drohte jemand damit, Selbstmord zu bege-
hen.«
»Hat sich was daraus ergeben?« Sacharissa erschrak, als sie ihre eige-
nen Worte hörte. »Ich meine, ich möchte natürlich nicht, dass jemand
stirbt, aber wir haben noch ziemlich viel Platz in der Zeitung…«
»Viel eicht kann ich etwas daraus machen. Er, äh, hat das Leben des
Mannes gerettet, der hinaufkletterte, um mit ihm zu reden.«
»Wie tapfer. Hast du den Namen des Mannes, der zu ihm emporklet-
terte?«
»Äh, nein«, sagte William. »Er, äh, war ein Geheimnisvoller.«
»Na, das ist immerhin etwas«, erwiderte Sacharissa. »Übrigens, drau-
ßen warten einige Leute auf dich.« Sie warf einen kurzen Blick auf ihre
Notizen. »Ein Mann, der seine Uhr verloren hat. Ein Zombie, der…
nun, ich weiß nicht genau, was er will. Ein Troll auf der Suche nach
Arbeit. Und jemand, dem die Geschichte über den Krawal in der Ta-
verne nicht gefallen hat und der dir den Kopf abschlagen will.«
»Meine Güte. Na schön, einer nach dem anderen…«
Der Mann mit der verlorenen Uhr stellte kein Problem dar.
»Es war eine der neuen Uhren, und sie stammt von meinem Vater«,
sagte er. »Eine Woche lang habe ich sie vergeblich gesucht!«
»Ich weiß nicht, wie wir…«
»Wenn du in der Zeitung schreibst, dass ich die Uhr verloren habe –
vielleicht hat sie
Weitere Kostenlose Bücher