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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Flüssigkeit aus einer Flasche in eine andere.
    »Ich fürchte, wir haben niemanden, der deine Bilder gravieren kann«,
    sagte William.
    Der Vampir blieb ungerührt. »Ja, ich habe darrüber nachgedacht.«
    »Es tut mir Leid, aber…«
    »Kein Prroblem, Herrr William. Es gibt immerr eine Möglichkeit.«
    »Welche denn? Du kannst nicht gravieren, oder?«
    »Nein, aberr… es wirrd doch al es schwarrz oderr weiß gedrruckt,
    nicht wahrr? Und das Papierr ist weiß, was bedeutet, dass eigentlich
    nurr schwarrz gedrruckt wirrd. Ich habe gesehen, wie die Zwerrge vorr-
    gehen. Sie setzen Metal stücke zusammen und so… Wusstest du, dass
    die Grraveurre Metal mit Säurre grravierren können?«
    »Ja?«
    »Ich brrauche den Kobolden also nurr beizubrringen, mit Säurre zu
    malen. Damit ist das Prroblem gelöst. Etwas längerr musste ich überr
    die Frrage nachdenken, wie sich grraue Töne bewerrkstelligen lassen,
    aberr ich glaube…«
    »Du meinst, du kannst die Kobolde dazu bringen, das Bild direkt in
    eine Platte zu kratzen?«
    »Ja. Es ist eine derr Ideen, die einem offensichtlich errscheinen, wenn
    man darrüber nachdenkt.« Otto wirkte plötzlich sehnsüchtig. »Und ich
    denke überrs Licht nach, die ganze Zeit überr…«
    William erinnerte sich vage daran, dass einmal jemand gesagt hatte:
    Schlimmer als ein nach Blut gierender Vampir ist ein Vampir, der von
    einer anderen Sache besessen ist. Al die akribische Zielstrebigkeit, die
    normalerweise der Suche nach jungen Frauen in Schlafzimmern mit
    offenen Fenstern galt, wurde dann von einem anderen Interesse in An-
    spruch genommen, mit gnadenloser und überaus gewissenhafter Effi-
    zienz.
    »Äh, warum arbeitest du in, äh, einer dunklen Ecke?«, fragte Wil iam.
    »Für die Kobolde ist das doch nicht nötig, oder?«
    »Ah, wegen meines Experriments«, antwortete Otto stolz. »Weißt du,
    dass ein anderrerr Ausdrruck fürr Ikonogrraph ›Photogrraph‹ lauten
    würrde? Err geht auf das alte Worrt photus im Latatianischen zurrück und bedeutet…«
    »›Wie ein Irrer zu tanzen und die Leute so herumzukommandieren,
    als gehörte einem alles‹«, sagte William.
    »Ah, du weißt darrüber Bescheid!«
    William nickte. Die Bedeutung dieses Wortes war ihm immer rätsel-
    haft erschienen.
    »Nun, ich arrbeite an einem Obskurrogrraphen.«
    William runzelte die Stirn. Dieser Tag erwies sich als besonders an-
    strengend. »Du willst Bilder mit Dunkelheit anfertigen?«, fragte er.
    »Mit wahrrerr Dunkelheit, um ganz genau zu sein«, sagte Otto. In seiner Stimme lag jetzt Aufregung. »Es geht dabei nicht nurr um die Ab-
    wesenheit von Licht. Das Licht auf derr anderren Seite derr Dunkelheit.
    Man könnte es… lebende Dunkelheit nennen. Wirr sehen sie nicht, im
    Gegensatz zu den Kobolden. Wusstest du, dass derr in tiefen Höhlen
    lebende überrwaldianische Landaal Blitze aus dunklem Licht aussendet,
    wenn man ihn errschrreckt?«
    William betrachtete ein großes Glas auf der Werkbank. Darin waren
    zwei hässliche Geschöpfe zusammengerollt.
    »Und es funktioniert?«, fragte er.
    »Ich glaube schon. Warrte einen Augenblick.«
    »Eigentlich muss ich jetzt zurück…«
    Vorsichtig nahm Otto einen Landaal aus dem Glas und legte ihn in
    eine der Tragmulden, die normalerweise für einen Salamander bestimmt
    waren. Dann richtete er einen seiner Ikonographen auf William und
    nickte.
    »Eins… zwei… drrei… BUH!«
    Es kam zu…
    … einer geräuschlosen Implosion, die ein seltsames Empfinden be-
    wirkte. Wil iam glaubte zu spüren, wie die Welt zusammengeknül t
    wurde, um anschließend zu zerbrechen und Myriaden von winzigen
    Nadeln zu bilden, die jemand durch jede einzelne Zelle in seinem Leib
    bohrte.* Dann kehrte die Düsternis des Kellers zurück.
    »Das war… sehr sonderbar«, sagte William und blinzelte. »Ich fühlte
    mich… von etwas sehr Kaltem durchdrungen.«

    * William de Worde hatte in vielerlei Hinsicht eine sehr lebhafte Phantasie.
    »Wirr können jetzt viel mehrr überr das dunkle Licht herrausfinden,
    da wirr unserre abscheuliche Verrgangenheit hinterr uns gelassen haben
    und ins hel e Licht einerr strrahlenden Zukunft getrreten sind, wo wirr
    überrhaupt nicht mehrr über das B-Worrt nachdenken«, sagte Otto und
    hantierte am Ikonographen. Einige Sekunden betrachtete er das vom
    Kobold gemalte Bild und sah dann William an. »Oh, ich fürrchte, da
    muss ich noch einmal von vorrn beginnen.«
    »Darf ich mal sehen?«
    »Es wärre mirr sehrr peinlich«, sagte Otto und

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