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Die vollkommene Lady

Die vollkommene Lady

Titel: Die vollkommene Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margery Sharp
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ich das Alter erreicht, in dem ich tue, was mir selber Spaß macht.“
    Julia holte tief Atem. „Du weißt gar
nichts von mir...“
    „Ich weiß, was ich wissen will, und das
genügt mir. Ich weiß, daß ich durch dich wieder Vergnügen und Freude an allem
habe, und das ist mehr, als ich je erwarten konnte. Ich weiß, daß ich den
geradezu lächerlichen Wunsch habe, für dich sorgen zu dürfen. Er scheint mir
nur lächerlich, weil du offenbar ganz gut für dich selbst sorgen kannst. Ich
werde dir wahrscheinlich furchtbar auf die Nerven fallen.“
    „O nein, das würdest du bestimmt nicht“, sagte Julia ernsthaft. „Ich könnte mir
nichts Schöneres denken. Ich hab’ mir oft Frauen mit ihren Männern angesehen —
die nette Sorte, weißt du, die ihren Frauen die Fahrkarten besorgen — und
gedacht, wie gut die es doch haben.“ Sie stockte, denn sie merkte, daß sie auf
ein falsches Gleis geraten war, und fing dann von neuem an. „Ich muß dich über
einiges aufklären...“
    „Laß es lieber“, sagte Sir William. „Ich
bin auch kein Einsiedler gewesen, aber ich beabsichtige nicht, dich mit
Einzelheiten zu langweilen.“
    „Damit würdest du mich bestimmt nicht
langweilen“, sagte Julia taktlos.
    „Ich erzähl’ dir trotzdem nichts. Wir
fangen beide neu an.“
    „Aber ich muß dir’s doch sagen!“ rief
Julia ganz verzweifelt. „Als wir damals von hier fortfuhren, wenn du mich da
gefragt hättest, ob ich mit dir nach Aix, oder sonstwohin übrigens auch, fahren
wollte, dann wäre ich— ich hätte nichts lieber getan. Eine Woche lang oder
solange du nur gewollt hättest. Ich— ich würde es jetzt gleich tun.“
    „Das weiß ich, meine Liebe.“
    „Na und?“ sagte Julia und wagte nicht
den Blick zu heben. „Ich will dich ja gar nicht wochenweise“, erklärte Sir
William. „Ich will dich für immer haben. Außerdem bin ich schon viel zu alt,
meine Liebe, um mir Namen auszudenken, unter denen ich mich in kleinen Hotels
eintragen könnte. Ich fände das erstens unbequem und zweitens höchst lästig.“
    „Wir könnten uns vielleicht irgendwo
eine Villa mieten“, schlug Julia ganz ernsthaft vor.
    „Das wäre sogar noch auffälliger“,
sagte Sir William. Julia mußte unwillkürlich seufzen. Sie liebte ihn von
Augenblick zu Augenblick mehr und mehr, und ihre Aufgabe wurde schwieriger und
schwieriger. Aber beim Gedanken an Susan verhärtete sie ihr Herz.
    „Da ist noch etwas, William— nein,
nicht über mich; über Susan und Bryan. Ich habe ihm immer wieder vorgehalten,
wie sinnlos, wie hoffnungslos es für zwei Menschen ist, die so verschieden sind
wie er und Susan. Aber wir sind ja genau so verschieden: du bist grundanständig
wie Susan, und ich bin von derselben Sorte wie er— leider weiß er es auch. Wenn
ich dich nun heiraten würde, wird er sich sagen, daß meine ganzen guten Lehren
Quatsch sind.“
    „Das stimmt ja auch“, sagte Sir
William.
    „Ja, vielleicht was uns betrifft“, gab
Julia zu. „Aber du bist eben doch auch wieder anders. Du bist nicht so rein, so
gut wie Susan. Du bist älter, du hast schon allerlei gesehen und deine
Erfahrungen gemacht, du weißt, was du erwarten darfst und was nicht. Aber das
versteht Bryan nicht; für ihn sieht es so aus, als habe ich die ganze Zeit das
eine tun wollen und das andere nicht lassen können. Hü gerufen und Hott
gezogen, und er wird nie wieder auf mich hören wollen. Du weißt doch, wie junge
Leute sind.“
    „Ich weiß im Augenblick nur eins“,
sagte Sir William, „und das ist, daß ich schärfsten Protest gegen jeden Versuch
einlegen werde, zum stummen Opfer gemacht zu werden.“
    „Er würde eine Doppelhochzeit machen
wollen“, prophezeite Julia, die nicht von ihrer Hauptsorge lassen konnte. „Für
ihn wäre das ein Hauptspaß. Er würde Susan heiraten, bloß um mein Gesicht sehen
zu können. Verzeih, mein Lieber.“
    Sir William folgte offenbar ebenfalls
seinen eigenen Gedanken. „Ich könnte ja verstehen, daß du Angst hast, du
könntest mich eines Tages satt haben...“
    „Nein!“ rief Julia entrüstet. „Niemals!
Das darfst du nicht von mir denken, William! Ich weiß — ich könnte es
beschwören —, daß ich in meinem ganzen Leben nie wieder einen anderen Mann
ansehen würde. Ich hätte gar keine Lust dazu. Ich habe nämlich eine ganze Menge
— ich bin nämlich eigentlich sehr treu und beständig, aber du wirst es ja nicht
glauben...“
    „Wenn ich das nicht glaubte“, sagte Sir
William liebevoll, „würde ich

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