Die Voodoo-Witwe
Schlimmes vor.«
»Was denn?«
»Das kann ich dir nicht sagen!« flüsterte sie. Selbst bei diesen Lichtverhältnissen sah Suko, daß Denise eine Gänsehaut bekommen hatte. Sie zitterte. Dieses andere, von dem sie noch nicht gesprochen hatte, mußte sie ungemein tief getroffen haben.
Suko ließ nicht locker. »Was ist es denn?«
Denise drehte den Kopf.
Forschend schaute sie ihn an. »Bist du eigentlich stark, Suko?«
»Es kommt darauf an.« Er lächelte.
»Ich meine es ernst, Suko, todernst. Ich will wissen, ob du stark bist und ob du mich beschützen kannst.«
»Es kommt darauf an, vor wem.« Er strich über ihre Wange. »Mit einem oder zweien nehme ich es schon auf, und…«
»Es ist nur einer«, sagte sie.
»Noch besser. Und wer?«
»Gar nicht gut, Suko, das ist nicht gut. Dieser eine ist unheimlich gefährlich. Er ist ein… ein Teufel. Er hat Blut an den Händen, das weiß ich.«
»Dann müßte er ein Mörder sein«, sagte Suko.
»Ja, so ähnlich«, flüsterte sie. »Er ist ein Mörder. Ein verfluchter Killer.«
»Und das weißt du?«
»Nicht genau. Aber ich weiß, daß es in seiner Nähe so komisch riecht, verstehst du?«
»Nein.«
Bevor sie etwas sagte, schaute sie sich um, ob jemand in der Nähe stand. Dann flüsterte sie: »Hast du schon mal Leichen gerochen, Suko?«
Er räusperte sich. »Da müßte ich überlegen, wirklich. Also, du kommst mir ja mit Sachen.«
»Sie sind wahr.«
»Du meinst, hier wären Leichen?«
»Ja, auf dem Schiff. Ich… ich habe bisher mit keinem Menschen darüber gesprochen, aber dir kann ich es sagen. Dir muß ich es sagen, weil ich einfach Vertrauen zu dir habe. Es gibt hier einen Raum, in dem es nach Leichen riecht. Das ist so eine Art Schleuse.«
»Das verstehe ich nicht. Wie kommst du darauf?«
»Ganz einfach. Ich bin eben zu neugierig.« Sie zog beide Träger des Tops hoch. »Schon als Kind bin ich überall dorthin gelaufen, wo ich nicht hinsollte. Und es gab viele seltsame und verwunschene Orte bei uns auf dem Land. Ich habe Höhlen entdeckt und bin hineingelaufen, wobei andere Angst gehabt hätten. Ich habe mich einmal so versteckt, daß mich meine Eltern eine ganze Nacht suchen mußten. Das ist nicht vergangen, die Neugierde ist geblieben, und so war es nur natürlich, daß ich auch dieses Schiff hier untersucht habe, denn ich bin nicht zum erstenmal auf einer Fete. Da habe ich einen Raum entdeckt, der nicht verschlossen war. In ihm stank es wirklich wie nach alten Leichen. Den Geruch kenne ich seit meiner Kindheit, weil die Toten oft lange über der Erde standen und im Sommer anfingen zu stinken.«
»Hast du denn eine Leiche in diesem Raum gesehen? Lag dort ein Toter?«
»Nein.«
»Und trotzdem roch es?«
»Ja.«
Suko atmete ein und räusperte sich. »Das ist natürlich schwer nachvollziehbar. Gehen wir davon aus, daß du dich nicht geirrt hast. Was könnte denn so gerochen haben?«
»Der Koffer.«
»Welcher Koffer?«
»Er stand in der Ecke des Raumes.«
»Okay, und wo finde ich ihn?«
»Unten, also tief unter Deck, wo auch die Maschinen sind. Wenn wir jetzt auf dem Meer ankern, hält sich dort niemand auf. Erst wenn wir Fahrt machen.«
Suko nickte. »Gut, Denise, sehr gut. Aber warum sagst du mir das gerade heute? Weshalb ist dieses Datum denn so wichtig für dich? Du hättest auch schon früher mit jemandem darüber reden können.«
»Habe ich aber nicht. Und dafür gibt es auch Gründe.«
»Welche?«
»Weil noch nie so ein Fest war wie heute. Um Mitternacht beginnt die große Voodoo-Schau…«
»Was fängt da an?«
»Die Voodoo-Schau. Hast du das nicht gewußt?« Denise war sehr erstaunt über Sukos Reaktion.
»Nein, das ist mir neu.«
»Dabei ist unsere Gastgeberin doch ein Voodoo-Fan. Man nennt sie sogar die Voodoo-Witwe. Sie hat lange in der Karibik gelebt und von dort alles mitgebracht.«
»Was denn?«
»Na alles, glaube ich. Rituale und so. Die Musik, die Trommler. Und um Mitternacht geht es los. Bis dahin möchte ich Bescheid wissen — bitte.«
»Worüber denn?«
»Über den Geruch.«
»Was hat der mit Voodoo zu tun?«
Denise verdrehte die Augen. »Himmel, ich habe doch den Falschen gefragt, scheint mir. Weißt du das denn nicht? Zum Voodoo gehören Zombies und das sind lebende Leichen.«
»Stimmt.«
Denise trat einen Schritt näher an Suko heran. »Und deshalb denke ich, daß dieser Geruch von den lebenden Leichen ausgeht. Ist doch logisch, oder nicht?«
»Irgendwo schon.«
»Und was stört dich noch?«
Suko
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