Die Voodoo-Witwe
von einigen wertvoll aussehenden Holzleisten unterbrochen wurde, an denen auch die Lampen hingen.
Imitierte, rote Kerzen, deren Schein natürlich zu der Bespannung paßte. Die Kabinen verteilten sich auf zwei Decks. Wir blieben in dem ersten und gingen fast bis zum Bug durch. Dort endete der Gang in einer künstlich geschaffenen Rundung, die in der Mitte den Ausschnitt einer ebenfalls halbrunden Tür zeigte.
»Hier ist es«, sagte sie und reichte mir eine schmale Karte. »Sie brauchen sie nur in den Schlitz zu schieben.«
»Danke, ich kenne mich aus. So etwas gibt es inzwischen in jedem zweiten Hotel.«
Ich drückte die Karte hinein. La Surenuse lehnte sich an mich, summte den Song weiter, lächelte dabei und betrat als erste die Suite, als die Tür offen war.
Ich folgte ihr, blieb stehen — und staunte.
Was sich da vor meinen Augen ausbreitete, hätte ich nicht erwartet. Ja, es war eine Sui te, das konnte man mit Fug und Recht behaupten, und mich interessierte auch nicht die Größe oder die Türen, die zu verschiedenen anderen Räumen führten, es war viel mehr die Einrichtung, die mich baff werden ließ. Schwarz!
Es herrschte die Farbe Schwarz vor. Schwarze Betten, schwarze Lackmöbel, wie man sie aus China kannte und in den entsprechenden Restaurants oft sah, eine ebenfalls schwarze Decke wie ein Nachthimmel, der allerdings von zahlreichen kleinen Lampen unterbrochen wurde, so daß es aussah, als würden dort unzählige Sterne auf mich niederblinken.
Deshalb war es trotz der dunklen Farbe nicht finster, sondern es herrschte eine graubleiche Atmosphäre vor, für mich nicht gemütlich oder erotisch, sondern eher kalt.
La Surenuse war neben dem runden Bett mit der dunklen Decke stehengeblieben. Sie breitete ihre Arme aus. »Na wie gefällt es dir hier, John?«
»Ich bin überwältigt.«
»Habe ich mir gedacht. Schau dich ruhig um, ein derartiges Zimmer wirst du kaum ein zweites Mal finden.«
»Das glaube ich auch!« Selbst die Wände waren mit dem schwarz lackierten Holz verkleidet und enthielten ebenfalls zahlreiche Lampen, die in den Raum hineinstrahlten. »Gehört das alles zu deinem Voodoo-Hobby?«
Sie strich über mein Haar und hauchte einen Kuß auf meine Wange.
»Nein, das ist mein Geschmack.« Sie schaute mich an und hatte dabei einen Blick bekommen, der mir sagte: Greif zu und wirf mich auf das Bett, ich bin zu allem bereit.
Ich tat es nicht, auch wenn mir meine Zurückhaltung schwerfiel, denn diese Frau strahlte eine für meinen Geschmack ungewöhnliche Erotik aus. Obwohl sie eine Weiße war, schien sie auch einiges von einer wilden Inselschönheit aus der Karibik zu haben. In ihr loderte ein Feuer, das auf einen Löscher wartete.
»Trink einen Schluck«, sagte sie plötzlich und deutete auf die freistehende Hausbar.
»Und du?«
Sie lachte mich rauh an. »Sei nicht so neugierig. Wie sieht man es immer in den Filmen? Da geht die Dame des Hauses für einen Moment ins Bad, und das werde ich auch tun.«
»Okay, ich warte.«
Sie hauchte einen Kuß auf ihre Fingerspitzen und blies ihn mir dann zu. Danach drehte sie sich blitzschnell um und ging einer der Türen entgegen. »Willst du Musik?«
»Nein.«
»Okay, bis dann!«
Ich schaute ihr hinterher, wie sie die Tür öffnete. Für einen Moment erhaschte ich den Blick ins Bad, das ebenfalls mit schwarzen Kacheln ausgelegt worden war. Aber ich sah auch etwas Weißes, konnte jedoch nicht feststellen, ob es sich dabei um Handtücher oder die Dusche handelte.
Sie zog die Tür zu.
Ich hatte schon mit dem alten Trick gerechnet, daß ich ihr ein Handtuch reichen sollte, aber das passierte wohl in Wirklichkeit nicht. Umgesehen hatte ich mich schon, und ich dachte daran, was sie von der Bar gesagt hatte.
Die Flaschen und Gläser waren auf einem fahrbaren Tisch untergebracht worden. Sehr teure Spirituosen entdeckte ich, aber danach stand mir nicht der Sinn.
Für mich war es wichtig, daß ich etwas Alkoholfreies zu mir nahm, und da kam mir das Sodawasser gerade recht.
Es war zwar nicht eiskalt, aber es tat seine Pflicht und löschte bei mir den Durst. Mit dem halbleeren Glas in der Hand begann ich mit dem Rundgang durch die Suite. Ich wußte nicht, was La Surenuse von mir erwartete, eines aber war sicher: Auch ich würde nicht so handeln, wie es der schöne Filmheld laut Drehbuch tat, sich auszog, um seine Geliebte schon im Bett zu erwarten. Ich blieb angezogen, mißtrauisch, denn ich dachte über das um Mitternacht beginnende Voodoo-Fest nach.
Weitere Kostenlose Bücher