Die Voodoo-Witwe
lächelte.
»Daß sich hier auf dem Schiff Zombies bewegen sollen, meine Liebe.«
Denise wiegte den Kopf. »Ich habe ja nicht gesagt, daß sie sich hier bewegen. Ich meine nur, daß es so sein könnte, verstehst du? Ich habe sie nicht gesehen, ich habe sie gerochen, muß aber zugeben, daß Zombies und Voodoo einfach zusammengehören. Du hast doch bestimmt auch mal darüber gelesen oder einen Film gesehen.«
»Mehrere.«
»Ich auch.«
Suko gab sich zwar nach wie vor etwas ungläubig, in seinem Innern jedoch schrillte längst die Alarmsirene. Und er nahm dieser Denise auch ab, daß sie den Leichengeruch gerochen hatte. Auch wenn Suko sich mit ihrem Lebenswandel nicht identifizieren konnte, irgendwo aber war sie nett und etwas naiv. Möglicherweise war das auch die Mischung, um recht zu haben. Hinzu kam die gehörige Portion Neugierde. Sie schaute den Inspektor so forschend und direkt an, daß dieser lachen mußte. »Was hast du?« fragte er. »Oder habe ich etwas an mir?«
»Nein, das nicht.«
»Aber…«
»Ich möchte gehen.« Sie nickte. »Natürlich nur, wenn du einverstanden bist. Im Moment ist das eine ruhige Zeit, weil sie alles vorbereiten. Erst um Mitternacht geht es weiter. Da… da fängt dann das große Fest an. Da wollen sie die Voodoo-Trommeln schlagen. Und es sollen sogar echte Feuer entzündet werden.«
»Was ist, wenn man uns entdeckt?«
Denise schlug Suko auf die Schulter. »Sei doch nicht so ängstlich, Mann. Sie werden uns nicht sehen. Ich habe das Schiff erkunden können. Es geht schon alles in Ordnung. Und die Mannschaft hat andere Dinge zu tun. Kommst du mit unter Deck oder nicht?«
Suko zögerte noch ein wenig, stimmte dann zu und sah, wie die Kleine aufatmete. »Finde ich stark, daß du dich traust.«
»Was bleibt mir denn anderes übrig?«
Sie kicherte. »Da hast du recht.«
Selbstverständlich hätte Suko seinem Freund John Sinclair gern Bescheid gegeben, aber das ließ er zunächst einmal bleiben. Er hätte zu lange nach ihm suchen müssen, zudem wollte er auf keinen Fall auffallen. Denise kannte sich wirklich aus. Sie führte den Inspektor in den Bauch der Yacht, wo tatsächlich alles vom Feinsten war, was die technische Ausrüstung anging. Es gab auch keinen Schmutz, keinen Schmier, nicht einmal schlechte Luft, selbst die Beleuchtung reichte aus, und nicht einmal die Tür zum Maschinenraum knarrte, als die Kleine sie aufzog, aber noch stehenblieb und den Kopf drehte.
»Wir müssen jetzt aufpassen. Kann ja sein, daß sich jemand hier aufhält, obwohl sie ankern.«
»Ist schon gut.«
Denise bekam große Augen. »Ich gehe vor«, wisperte sie. »Verlaß dich einzig und allein auf mich.«
»Gern.«
Das Mädchen ging, als würde es durch Wasser waten. Auch Suko bewegte sich so leise wie möglich in diese für ihn fremde Welt der Technik hinein.
Die Luft hatte einen anderen Geruch bekommen. Sie roch scharf, beinahe ätzend oder so klar, daß es schon unnatürlich war. Sie sahen tatsächlich keinen Menschen, die Notbeleuchtung brannte und legte einen schwachen Schimmer auf die Maschinen.
Der Boden glänzte. Staub war nicht zu sehen. Suko empfand es schon als klinisch sauber. Das gehörte eben zu dieser tollen Yacht dazu. Sie befanden sich schließlich nicht auf einem Seelenverkäufer. Nach wenigen Schritten blieb Denise stehen. Sie drehte sich lächelnd zu Suko um. »Ist wohl niemand da.«
Der Inspektor wollte ihr schon recht geben, als beide plötzlich das Pfeifen hörten. Danach die Schritte, und die beiden rührten sich nicht von der Stelle.
Denise nickte nur, wollte einen Kommentar geben, aber Suko legte ihr einen Finger auf die Lippen. Dann drückte er sie zurück in die Deckung einer Türkabine, von der ein leichter Ölgeruch abstrahlte. »Die Tür zu dem Raum ist aber woanders«, wipserte sie noch und stellte sich dann starr hin.
Suko wartete auf den Fremden.
Er wußte, daß er kommen würde. Die Trittgeräusche bewegten sich in seine Richtung. Suko bekam die Chance, ihnen sehr genau zu lauschen, und er wunderte sich jetzt über den Klang, denn so bewegte sich kein normaler Maschinist oder Matrose.
Er hatte den Eindruck, als würde die für ihn unsichtbare Person durch den Raum schleichen und versuchen, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen.
Außerdem änderte er die Richtung. Die Echos waren sehr bald schon von einer anderen Seite zu hören.
Und dann nicht mehr…
Weg — wie fortgeblasen.
Suko stieß die Luft durch die Nase aus. Mehrere Sekunden
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