Die Voodoo-Witwe
nicht.
Es war etwas anderes.
Die frische Haut eines Menschen, abgezogen und versteckt worden von einer irren Bestie. Suko fror plötzlich…
***
Der Fremde starrte sie an!
Es war ein Blick, der Denise weiche Knie bescherte, der ihre Angst noch mehr steigerte.
Der Blick eines Monsters!
Sie konnte mit dieser Person nichts anfangen, sie hatte sie noch nie gesehen, und sie wußte nicht einmal genau, ob nun ein Weißer oder ein Farbiger vor ihr stand.
Alles war so fremd, so anders und wie ein Schock über sie gekommen. Er war größer als sie, viel größer, auch wesentlich breiter in den Schultern. Seinen Hals zierten dicke Muskelstränge. Die Augen blickten so kalt, grausam und ohne Gefühl. Obwohl er seine Hände nicht frei hatte und zu Fäusten geballt hielt, wußte sie doch, daß es gewaltige Pranken waren, deren Kraft sie nichts entgegenzusetzen hatte. Dieser Mann war ein Unhold, ein Töter, das war kein Mensch mehr. Der strömte etwas aus, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Und Denise hatte das Gefühl, schon Stunden in dieses verwüstete Gesicht geschaut zu haben, nicht zur Sekunden.
Er wollte ihren Tod. Er hatte es zwar nicht gesagt, doch Denise las es an seinen Augen ab.
Ihren Tod, nur ihn…
Und trotzdem rührte er sich nicht.
Das Mädchen dachte an seinen Beschützer. Es machte sich Vorwürfe, nicht mit ihm gegangen zu sein, doch dazu war es jetzt zu spät. Die Kontrolle besaß einzig und allein der Hüne vor ihr. Die Treppe würde sie nicht mehr erreichen. Ihr blieb nur der Weg zurück, dorthin, wo auch Suko verschwunden war, und sie wollte ihn schon vorher warnen, durch einen Schrei.
Das schaffte sie nicht. Alles in ihr war verklebt, wie eingeschmiert. Die Furcht hatte zugedrückt und sie eiskalt erwischt.
Der Fremde hatte noch immer nicht gesprochen und sie nur angeschaut. So musterte man eine Ware, wenn man prüfen wollte, ob sie noch verkauft werden konnte oder nicht.
Das war schlimm, das war tödlich…
Sie atmete heftig. Die Stöße drangen keuchend aus ihrem halboffenen Mund, doch zu einem Schrei kam sie nicht. Sie mußte aber weg - und warf sich plötzlich auf dem Absatz herum. Da war sie einer Eingebung gefolgt, einer plötzlichen…
Ihre Gedanken stockten, sie rannte, hörte ihre Tritte und bekam den Hammerschlag in den Rücken.
Der Treffer raubte ihr die Luft. Sie wurde mitten im Lauf zerrissen, zerstört. Denise erlebte die folgenden Sekunden wie als Darstellerin in einem Zeitlupenfilm. Sie sah sich fallen und dachte daran, daß ihr Leben jetzt vorbei war.
Der harte Boden federte sie nicht ab. Wieder durchschossen sie die Schmerzen. Sie wühlten sich hinein bis in ihr Gehirn. Sie waren böse und grausam, sie vernichteten, sie rissen ihre Gedanken auseinander, sie überspülten sogar die Todesangst.
Blut war gespritzt. Es drang aus ihrer Nase, sie schmeckte es auf den Lippen, und sie spürte die Kälte des Bodens, der aus Metallplatten bestand.
Denise hörte auch die Schritte.
Wie das Echo dumpfer Todestrommeln drang es durch ihre Gedanken und machte ihr klar, daß die letzte Sekunde in ihrem Leben nicht mehr weit entfernt lag.
Dieser Unhold besaß ein Messer. Er konnte sie lautlos töten. Sie wußte, daß ihr nicht einmal ein Schrei gelingen würde. Dieses Leben konnte sie abhaken.
Sie lag auf dem Bauch. Sie atmete, sie schmeckte Blut und Metall auf ihrer Zunge.
Und sie hörte noch immer die Schritte.
Dann aber stoppten sie.
Er war da, er stand dicht neben ihr. Denise konnte ihn sogar riechen. Für sie stank er nach Friedhof, Tod und Grab…
Sie schaute nicht mehr hin. Sie wollte sich auch nicht auf den Rücken wälzen und wußte nicht einmal, ob sie es auch geschafft hätte. Aber sie merkte die Bewegung über sich.
Ein Luftzug nur…
Er kündete ihren Tod an.
Und dann hörte sie ein anderes Geräusch.
Vor ihr, überlaut, weil in dieser Sekunde kurz vor dem Tod ihr Verstand und auch das Wahrnehmungsvermögen noch einmal geschärft worden waren.
Jemand öffnete eine Tür.
Schritte!
Von vorn und von hinten.
Die letzten gehörten dem Unhold, der keine Zeugen gebrauchen konnte und flüchtete…
***
Suko dachte an den Häuter. Er dachte an den Killer, den er und sein Freund John Sinclair von London aus gejagt hatten. Sie waren ihm auf die Spur gekommen, doch er hatte sich nach Monaco abgesetzt, wo sich seine Spur verlief.
Nun aber hatte er sie gefunden.
Menschenhaut als Beweis. Er roch auch das Blut, es war ein schlimmer, widerlicher Gestank. Er wußte nicht,
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