Die Wacholderteufel
werden. Seine Kinder bekamen eine Eisenbahn von Lego, und seiner Frau hatte er die Espressomaschine gekauft, die sie sich schon seit langem wünschte. Aber dennoch war da diese Sehnsucht, dieser unerklärliche Wunsch, aus seinem Einerlei auszubrechen. Wegen einer Frau, wie Wencke Tydmers es war? Er schaute wieder aus dem Fenster. Schneeflocken setzten sich aufs Glas, wurden unsichtbar und rutschten schließlich in kleinen Bächen an der Scheibe herunter.
«Weiße Weihnachten, wer hätte das gedacht …», sinnierte er.
Wencke Tydmers lächelte wieder. «In der Klinik haben sie uns schon seit Tagen Schnee versprochen. Ich finde, es wurde höchste Zeit …»
Es klopfte an der Tür, und noch bevor Wencke reagieren konnte, trat ein großer, schlanker Mann ins Zimmer. Er sah sehr gut aus, trug einen modischen Wollmantel und hatte dunkles Haar. Außer Atem blieb er kurz stehen, schaute Richtung Krankenbett, man konnte sehen, dass ihn der Anblick von Paulessen auf der Bettkante einigermaßen verwirrte.
«Wencke!», sagte er schließlich. Seine Stimme war angenehm tief.
«Ich glaub es nicht!», sagte die Kranke, setzte sich leicht auf und strahlte über das ganze Gesicht, sodass es Paulessen einen kleinen Stich versetzte. Er war nicht imstande gewesen, ein solches Strahlen auf das Gesicht der Kommissarin zu zaubern.
«Axel Sanders, was machst du denn hier?»
Mit schnellem Schritt war der Mann am Bett, setzte sich auf die andere Seite, nickte Paulessen kurz zu und nahm Wencke Tydmers’ Hand. «Was ich hier mache?»
«Hast du nicht Feiertagsdienst, wie alle unverheirateten Kollegen?»
Er schaute sie lange an, es schien, als habe er ihre Frage gar nicht wahrgenommen.
«Und Axel? Was ist mit dem toten Mädchen aus Dornumersiel? Ich habe eben darüber nachgedacht …»
«Es war ein Unfall. Die Kleine ist beim Spielen ins Hafenbecken gefallen und hatte sich wohl mit dem Fuß in einer der Leinen verfangen.»
«Kein Mord?»
Der Mann, den Wencke Tydmers Axel Sanders genannt hatte, schüttelte den Kopf. «Gott sei Dank kein Mord.» Er rieb ihre Finger zwischen seinen Händen. Keine Frage, die beiden waren sehr vertraut miteinander.
Paulessen konnte sich nicht erklären, womit er bei Wencke Tydmers eigentlich gerechnet hatte. Dass eine solche Frau wie sie noch zu haben war? Unsinn. Und dieser Mann hier schien genau der Richtige für sie zu sein. Die beiden passten zusammen. Außerdem gehörte zu dem Kind in Wencke Tydmers’ Bauch nun mal ein Vater. So war es immer. So sollte es auch sein. Schluss mit den komischen Träumereien.
Er setzte die Mütze wieder auf den Kopf, nuschelte irgendwas von «Nach Weihnachten nochmal reinschauen», hob verlegen den Arm zum Gruß und ging aus dem Zimmer. Die beiden wollten sicher lieber allein sein.
Danksagung
Mein herzlicher Dank gilt allen, die mir bei meiner Recherche zu diesem Buch geholfen haben, insbesondere:
dem Haus Yoga-Vidya in Bad Meinberg für Unterbringung, Verpflegung und Stadtführung, allen voran Nele Wenneckers für die guten Gespräche,
den Machern der absolut sehenswerten www.teutosagen.de – dies sind Astrid Menze und Torsten Nienaber aus Bielefeld – für schaurige Geschichten,
dem Zimmerermeister Jörg-Martin Paasche aus Bad Oeynhausen und seiner Familie – für ein herzliches Abendessen und Einblicke in die Kunst des Restaurierens,
dem Bad Meinberger Dorfpolizisten POK Ulrich Petersmeier für die Wahrheit über den Schwanmord im Kurpark,
dem Stadtmarketing Horn-Bad Meinberg c/o Hans-H. Müller-Hisje für die Organisation vor Ort,
dem Wirt des «Lindenhofs» für das handgeschriebene «Lippischer Pickert»-Rezept
und den Informanten, die lieber nicht genannt werden möchten.
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Informationen zum Buch
Wencke Tydmers ist schwanger. Und statt sich in ihrer Kur im Teutoburger Wald auszuruhen, ermittelt sie auf eigene Faust, nachdem ihre neue Bekannte Nina mitten in der Nacht in der Nähe der sagenumwobenen Externsteine verschwunden ist. Ninas Sohn Mattis hat keine Ahnung, wo sie sein könnte. Als Wencke Todesdrohungen erhält, weiß sie, dass sie auf einer heißen Spur ist.
«Sandra Lüpkes ist ein spannender Roman
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