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Die Wacholderteufel

Die Wacholderteufel

Titel: Die Wacholderteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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  …»
    «Das wäre ja auch noch schöner. Und konnten Sie herausfinden, wie Hartmut Pelikan das Chlor in die Nebelmaschine füllen konnte?»
    «Ja, er kann es uns ja nun nicht mehr selbst erzählen, aber wir vermuten, er hat einem nächtlichen Gespräch zwischen Nina Pelikan und Stefan Brampeter gelauscht. Er ist Brampeter gefolgt, vielleicht dachte er in seiner rasenden Eifersucht, dieser habe es auf seine Frau abgesehen oder sei eventuell sogar der Vater des ungeborenen Kindes. Jedenfalls wird er bei einer günstigen Gelegenheit den Schlüssel für die Externsteine entwendet haben. Brampeter vermutet, es war im Wald, beim Holzlager. In einem unbeobachteten Moment, wahrscheinlich am Vormittag, muss er sich zu den Apparaturen geschlichen haben. Oder er hat das Durcheinander kurz vor dem Fest genutzt, um das Chlor in die Nebelmaschine zu füllen. Das wissen wir nicht so genau. Hartmut Pelikan schien bei aller Grobheit ein ziemlich intelligenter   … ach, mir fällt das Wort nicht ein   …»
    «Er war ein guter Stratege. Ein wahrer Kriegsheld. Wie Hermann der Cherusker.»
    «Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Mattis hat mir diese Parallele schon vor dem ganzen Chaos geliefert. Er ist ein cleverer Junge. Trotzdem fällt es mir schwer zu glauben, dass ein solcher Mann – ich habe ihn in erster Linie als ziemlich brutal erlebt   –, dass er zu solch einem Plan fähig war.»
    «Unsere Ermittlungen haben ergeben, dass er zu Hause in Bremen ein eher unauffälliger, gewissenhafter Mensch ist. Sein ehemaliger Chef hat sogar regelrecht von seinem Geschick und seiner Zuverlässigkeit geschwärmt. Aber es ist ja oft so, dass die Menschen in ihren eigenen vier Wänden ein ganz anderes Gesicht zeigen.»
    «Ja, das macht es für die Angehörigen auch so schwer, davon zu erzählen, geschweige denn, diesen Menschen zu verlassen. Sie müssen lange suchen, bis sie sich jemandem anvertrauen können.»
    Paulessen schaute aus dem Fenster. Es schneite noch immer. Seine Familie wartete schon auf ihn, der Baum sollte aufgestellt und geschmückt werden, dies war seit Jahren sein Job. Er freute sich auf zu Hause und wusste, dass er sich glücklich schätzen konnte. «Frau Pelikan hat sicher schon lange kein friedliches Weihnachtsfest mehr erlebt.»
    «Nun, ich denke, sie ist jetzt auf dem richtigen Weg», sagte Wencke Tydmers.
    Er musste sie ein wenig zu lang ansehen. «Zum Glück hat Nina Pelikan in Ihnen und in Ilja Vilhelm Menschen gefunden, die sie unterstützt haben.»
    «Aber weil Pelikan meinte, dass Ilja Vilhelm einen schlechten Einfluss auf seine Frau ausübte und sie in ihren Fluchtgedanken bestärkte, wollte er ihn aus dem Weg haben», ergänzte Wencke Tydmers. Man merkte ihr an, dass sie trotz der zwangsverordneten Ruhe im Krankenbett die Zeit dazu genutzt hatte, den Fall in ihrem Kopf zu Ende zu denken. Eine Vollblutpolizistin eben. Sie war in Gedanken noch immer bei Hartmut Pelikan. «Es muss bei ihm krankhaft gewesen sein!»
    «Das sehe ich genauso. Menschen wie er denken aber, sie handeln absolut richtig und sogar im Interesse der Partner, die sie mit ihren Aktionen weiter an sich binden wollen. Wahrscheinlich hatte Pelikan schreckliche Angst vorm Alleinsein.»
    Paulessen suchte nach etwas, was er in die Hand nehmen und zwischen den Fingern bewegen konnte. Er fand einen kleinen Weihnachtsmann aus Papier, den die Floristin vorhin liebevoll in den Blumenstrauß gesteckt hatte.
    Angst vorm Alleinsein, dachte er einen Moment. In Bad Meinberg war man nie ganz allein, hier gab es immer jemanden, der sich für einen interessierte. Man musste sich im Grunde ganz schön anstrengen, wenn man mal allein sein wollte. Und das war es auch, was Norbert Paulessen an diesem Ort liebte. Was ihn sogar stolz machte. Noch stolzer als die Tatsache, dasser dem Wacholderteufel in einer – doch, man konnte es nicht anders bezeichnen – halsbrecherischen Aktion das Leben gerettet hatte. Einen kurzen Moment ließ Norbert Paulessen zu, sich als Held von Bad Meinberg zu fühlen. Dann fiel sein Blick wieder auf die junge Frau im Krankenbett. Sie deutete ihm an, sich zu ihr auf die Bettkante zu setzen. Er hob die Polizistenmütze vom Kopf und nahm Platz. «Und Weihnachten bleiben Sie ganz allein? Soll ich vielleicht   …»
    «Machen Sie sich keine Gedanken. Ich bleibe hier, ein bisschen Ruhe tut mir gut. Und auf Sie warten doch zu Hause Frau und Zwillinge. Das wird sicher nett, meinen Sie nicht?»
    Paulessen grummelte. Natürlich würde es nett

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