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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Straße, an die der Wald und die sich verdunkelnden Hügelkuppen des mährischen Landes heranrückten. Dann sagte ihm der Schmerz in all seinen Knochen, dass es kein Flug, sondern ein Höllenritt gewesen war – einer, von dem er wusste, dass er sie noch lange nicht ans Ziel gebracht hatte.
    »Noch ein paar Augenblicke«, sagte Agnes. »Wir haben nur die beiden Pferde. Wenn wir sie zuschanden reiten, nützt das niemandem.«
    »Weißt du, wie es weitergeht? Ich bin noch nie in dieser Gegend gewesen.«
    »Wir müssten bald an die Weggabelung kommen. Sie liegt bei einem alten Kloster – Frauenberg oder so ähnlich, ich weiß es nicht mehr. Die Straße teilt sich dort und verläuft nach Südosten in Richtung Brünn, nach Süden in Richtung Wien.«
    »Wie lange noch, bis wir Brünn erreichen?«
    »Von dort aus – ein weiterer Tag.«
    »Reiten wir direkt dorthin?«
    »Ja. Vilém hat uns Empfehlungsbriefe für jeden Zweiten dort mitgegeben, angefangen beim Landeshauptmann. Wir brauchen unterwegs keine Zeit zu verplempern. Abgesehen davon, dass es auf der ganzen Strecke nichts gibt. Auf halbem Weg zweigt die Straße nach Pernstein ab. Das war früher mal ein bedeutender Besitz, wo man sich Verbündete hätte suchen können, aber heute ist dort fast nichts mehr. Der Besitzer ist bankrott gegangen.« Wenzel sah, wie der Gedanke, dass auch »Khlesl & Langenfels« bankrott war, ihre Züge verhärtete. »Die Frau von Reichskanzler Lobkowicz stammt von dort, aber das hilft uns jetzt auch nichts. Der Reichskanzler ist in Wien, und er wird uns nicht mehr helfen, als er es schon getan hat.«
    »Dann auf geradem Weg nach Brünn. Sollen wir in dem Kloster versuchen, einen Platz für die Nacht zu bekommen?«
    »Nein, es ist noch zu früh. Wir halten dort nicht an.«
    Wenzel nickte. Er schob die Hand erneut unter den Sattel. Er wurde noch verrückt vor Ungeduld.
    10
    Filippo stolperte durch den Wald. Er war noch immer fassungslos. Heinrich hatte einfach abgedrückt. Sein Gesicht war das eines Mannes in äußerster Pein gewesen, aber er hatte abgedrückt. Es war erschütternd, den Kampf zwischen Gut und Böse, die Schlacht um die Seele eines Menschen in desseneigenem Gesicht widergespiegelt zu sehen. Es war umso erschütternder, wenn man Zeuge wurde, wie die dunkle Seite gewann. Und die junge Frau? Offensichtlich hatte sie Heinrich bis zuletzt in die Augen gesehen. Sie hatte nicht einmal gezuckt, als der Lauf der Pistole sich in ihre Stirn bohrte, nicht einmal in dem Bruchteil jenes Augenblicks, der einem Menschen zwischen dem Aufschlagen des Hahns auf die Pulverpfanne und der Zündung des Pulvers durch den Funken noch an Leben bleibt. Sie hatte ihn einfach nur angestarrt. Filippo hatte den Eindruck, einem Dämon dabei zugesehen zu haben, wie er einen Engel auslöschte. Er hatte nicht gezögert, als Heinrich ihn nachher angebrüllt hatte: »Verschwinde! Lauf!« Er hatte sich herumgedreht, die Idiotin am Ärmel gepackt und war mit ihr davongelaufen.
    Schließlich blieb er stehen und hielt sich an einem Baum fest. Alles drehte sich um ihn. Die ganze Zeit lang hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, was es hieß, sich dem Teufel zu ergeben. Nun wusste er es. Heinrich hatte sich dem Teufel ergeben. Er, Filippo, hatte es ebenfalls getan. Er würgte.
    Ja, wimmerte etwas in ihm, aber wo ist der Unterschied? Jene Kleriker im Dom von Passau, die regelmäßig im Beichtstuhl ein Kind vergewaltigen, sind auch nicht besser, und sie glauben sicherlich, dass sie Männer Gottes sind!
    Der Unterschied, gab er sich selbst die Antwort, ist der, dass du bisher nicht zu ihnen gehört hast. Jetzt tust du es.
    Als Heinrich abgedrückt hatte, hatte es laut Klick! gemacht. Auch seine Pistole war nicht geladen gewesen. So wie sein Gesicht ausgesehen hatte, hätte es ihn auch nicht befriedigt, die junge Frau zu erschießen; er musste das Leben mit bloßen Händen aus ihr herausreißen. Filippo war sicher, dass er sie erdrosselt hatte, während er, der Geistliche, der Katholik, der Christ, davongerannt war.
    Er spie einen heißen Strahl Galle aus, der in seiner Kehle brannte wie Feuer. Ächzend sank er in sich zusammen. Erneut kam es ihm hoch, er erstickte fast daran, die Tränen liefen ihm aus den Augen, während er auf Händen und Knien lag. Der nasse Fleck auf dem Waldboden roch wie der Kot eines Dämons, doch was da roch, war aus seinem Inneren gekommen. Er schrie gepeinigt auf.
    Ich bin verloren, dachte er. O Gott, warum hast du mich verlassen?
    Ich

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