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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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verrückt!«, schrie Toni seine Angst hinaus.
    Noriko drehte sich zu ihm herum und sah ihm mitfühlend in die Augen. »Versuch dich zu beruhigen. Wir werden dir alle Fragen beantworten.« Sie machte eine kurzePause und blickte betrübt zu Boden. »Es gibt jetzt kein Zurück mehr für dich.«
    Toni riss entsetzt die Augen auf. »Was soll das heißen?«
    Shane seufzte. »Kannst du jemals vergessen, was du gerade gesehen hast?« Er wartete Tonis Antwort nicht ab. »Das meinte Noriko. Entspann dich, du bist in Sicherheit.«
    »In Sicherheit …«, wiederholte Toni. »Das Ding hatte Flügel!«
     
    Sie hielten an einem Imbissstand und Noriko bestellte drei Kaffee zum Mitnehmen. Sobald sie wieder eingestiegen war, steuerte Shane den Parkplatz eines Supermarktes an und stellte den Van unter einem großen Baum ab.
    Toni hielt den heißen Kaffee mit beiden Händen. Er blies darauf, um ihn abzukühlen, und betrachtete dabei die sich leicht kräuselnde Crema.
    Shane nahm, ohne zu zögern, einen großen Schluck, die Hitze schien ihm nicht das Geringste auszumachen. »Ich kann mir vorstellen, dass das gerade etwas heftig war.«
    Toni nickte und starrte weiter auf seinen Kaffee.
    »Es ging aber nicht anders«, warf Noriko ein. »Was hätten wir sonst tun sollen? Dir stundenlang erzählen, wer wir sind und was wir tun?«
    »Das wäre kein schlechter Anfang gewesen«, sagte Toni trocken.
    »Das hättest du niemals geglaubt«, lachte der Hüne.
    Toni zuckte mit den Achseln, doch Shane schüttelte entschieden den Kopf.
    »Wir hätten nur stundenlang diskutiert, ob es Wesen wie Dracula nun gibt oder nicht. Und am Ende wären wir doch zu ihm gefahren.«
    »Wir haben das alle durchgemacht am Anfang«, sagte Noriko mitfühlend. »Aber du gewöhnst dich dran.«
    »Woran?«
    »An die Wunder.«
    » Wunder ?«, fragte Toni ungläubig. »Wie wäre es mit Monster ?«
    »Sicher. Ein paar fiese Sachen sind auch dabei. Aber dafür gehörst du zu den wenigen Menschen, die die Wahrheit kennen«, versicherte Shane.
    Toni schnaubte verächtlich. »Darauf hätte ich verzichten können.« Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht hätte ich mir einen seriösen Bankjob suchen sollen.«
    Shane lachte laut. »Ich für meinen Teil … ich bin zu alt, um seriös zu sein.« Er blickte durch das Fenster des Vans und betrachtete den Eingang des Supermarktes. Sieh sie dir an.« Shane deutete mit einem Kopfnicken hinüber. Eine junge Frau kämpfte gerade mit einem voll beladenen Einkaufswagen und ihren zwei Kindern, die sie beide in unterschiedliche Richtungen zerrten. »Willst du so ein Leben führen?«
    Toni beobachtete die Frau einen Moment. Sie hatte sichtliche Mühe mit ihren Einkäufen, aber im Umgang mit ihren Kindern schien sie – trotz allen Stresses – liebevoll und glücklich. Zumindest lächelte sie, und Toni glaubte, dass es von Herzen kam. »Sie scheint mir zufrieden zu sein. Was ist an einem solchen Leben auszusetzen?«
    »Gar nichts«, erwiderte Shane. »Aber um ihr behütetes Leben zu ermöglichen, muss es Menschen wie uns geben, verstehst du?«
    Toni zuckte stumm mit den Schultern. »Und dieser Vincent …?«
    »… ist kompliziert«, warf Noriko ein, bevor Shane etwas sagen konnte.
    »Wir zeigen dir lieber erst noch ein paar andere unserer üblichen … Kontakte«, ergänzte Shane. »Vincent lernst du heute Abend kennen.«
    Toni nickte und starrte wieder auf seinen Kaffee.
    Der Klingelton von Norikos Handy zerriss die aufkommende Stille. »Es ist Alfred«, sagte sie nach einem Blick auf das leuchtende Display und hielt sich das Telefon ans Ohr. »Ja? … Ich verstehe … Bis gleich.« Sie legte auf und bedachte Shane mit einem ernsten Blick. »Vincent will, dass wir sofort zurück ins Nest kommen.«
    »Nest? Nennt ihr so die Kirche?«
    »Jep.« Shane leerte den Kaffee in einem Zug und zerknüllte den Becher. »Scheint, als wäre die Tour schon beendet!« Er startete den Motor und schaltete den CD-Player ein. Er klickte sich durch die Lieder, bis er »Live a Lie« von Default fand.
    Toni mochte den Song. Er betrachtete den rothaarigen Hünen, wie er mit den Fingern im Takt auf das Lenkrad trommelte und den Text lautlos mitsprach. Shane wirkte leicht zu durchschauen und unbekümmert, und Toni fragte sich, ob man diese Aufgabe nur so bewältigen könnte. Wie auch immer , dachte er achselzuckend, seine Musikauswahl gefällt mir.
    Ihm brummte der Kopf, als wenn ein ganzer Bienenschwarm darin tobte. Was er gesehen hatte, konnte – durfte – nicht

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